Immortal / All Shall Fall
All Shall Fall Spielzeit: 40:10
Medium: CD
Label: Nuclear Blast, 2009
Stil: Black Metal

Review vom 16.11.2009


Andrea Groh
Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, fallen erst im Herbst die Blätter und dann im Winter Schnee. 2009 gibt es dazu noch "All Shall Fall", ein eisiger Hauch aus der fremden Welt Blashyrkh.
Doch blicken wir erst einmal zurück: 1990 gründeten Olve Eikemo (besser bekannt als Abbath Doom Occulta) und Harald Nævdal (Demonaz Doom Occulta) in Norwegen die Band Immortal. Ihr für diese Zeit und das Land recht typischer, von Bathory beeinflusster Black Metal erregte die Aufmerksamkeit des Labels Osmose, so dass es schon nach einem Demo zu einem Plattenvertrag kam.
1992 erschien "Diabolical Fullmoon Mysticism", 1993 gefolgt von "Pure Holocaust", dessen Titel mit Politik überhaupt nichts zu tun hat, sondern das Konzept um Blashyrkh zum Inhalt hatte, welches sich dann auf der "Battles In The North" (1995) endgültig herauskristallisierte: Geschichten aus einer Welt, in der ewige Kälte und Dunkelheit herrschen, Frostdämonen ziehen über Berge voller Eis und Schnee, während über ihnen Raben fliegen.
Zwar hatten auch andere skandinavische, insbesondere norwegische Bands Begriffe wie 'kalt','dunkel' und 'böse' eingesetzt, doch keine hatte daraus eine konsequente Fantasy-Story gemacht, in der auch das Corpse Paint an Bedeutung gewinnt. Es ist wie im Theater: Die Darsteller legen ihre Schminke auf und spielen ihre Rollen im Schauspiel. Abbath und Demonaz sind nicht länger einfache Black Metal-Musiker, sondern verkörpern die Frostdämonen.
"Blizzard Beasts" (1997) leidet trotz guter Songs (z.B. "Mountains Of Might"), unter dem schwachen Sound. Im gleichen Jahr erlitten Immortal einen Tiefschlag, den sie aber gut meisterten: Demonaz musste aufgrund von chronischer Sehnenscheidenentzündung das Gitarrespielen aufgeben. Er blieb aber weiterhin als Texter und Songschreiber Teil der Band.
Mit der "At The Heart Of Winter" schafften es Immortal 1999, Beachtung und Lob auch von Kritikern oder Metal-Fans zu erhalten, die sie bisher weitestgehend ignoriert hatten, denn es gelang ihnen ein epischer und majestätischer Meilenstein.
Mit dem Wissen, dies nicht überbieten zu können, fiel der 2000er Nachfolger "Damned In Black" deutlich thrashiger aus. Nun waren Immortal so groß geworden, dass ein Wechsel zu einem größeren Label, nämlich Nuclear Blast, anstand. Dass es dafür Kritik von Untergrundfanatikern gab, interessierte Abbath wenig
Dennoch: Der Druck und die Erwartungen an "Sons Of Northern Darkness" (2002) waren hoch, die CD schaffte es aber trotz wirklich guter Songs nicht, diese ganz zu erfüllen, was auch an dem etwas enttäuschenden Sound lag.
Danach (2003) legte Abbath die Band erst einmal auf Eis (selten hat der Ausdruck so gut gepasst wie hier), um über die Zukunft und den weiteren Weg nachzudenken. Er widmete sich in dieser Zeit seinem deutlich rockigeren Soloprojekt I.
Schon bald wurden Immortal vermisst. Und sie kehrten zurück, erst für einen Auftritt in Wacken 2007 und nun mit einer neuen CD, wobei wohl teilweise schon ältere Songideen genutzt wurden, auch von I, die dann nicht ganz so frostig daherkommen.
"All Shall Fall" bietet alles, was die Fans erwarten. Abbaths charakteristische, knarzige Stimme, epische Momente, schnelle thrashige Songs, einen leichten Rock'n'Roll-Einschlag stellenweise und mal wieder Bathory-Einflüsse. Auch die Schneeklänge fehlen nicht (Immortal schaffen es, Schneegestöber in Töne umzusetzen - wer das nicht glaubt, muss es sich einfach mal anhören), und natürlich Texte über Schnee und Eis. Man könnte wirklich meinen, Demonaz setzt die Worte mit einem Textgenerator zusammen.
Natürlich lässt sich eine inhaltliche und auch musikalische Wiederholung feststellen, aber wollen wir denn etwas anderes, als Songs aus der eisigen Welt von Blashyrkh?
Es ist schwierig, innerhalb dieses selbstgesteckten Rahmens etwas Neues zu (er-)finden und "All Shall Fall" geht nach der Pause erst einmal auf Nummer sicher. Im Norden nichts Neues sozusagen. Dennoch: Immortal sind zurück mit der Wucht eines Schneesturms und wer ihre letzten CDs gemocht hat, wird auch diese genießen. Immerhin ein solider stabiler Eisberg, der zeigt, dass der norwegische Black Metal doch noch Monumente hervorbringt, auch wenn er derzeit an Innovationen eher arm ist.
Ein besonderes Gimmick, das mir richtig gut gefällt, ist das tolle Klappcover des DigiPaks. Eine Idee, die mich an "Beyond The Gates" von Possessed erinnert, die seitdem bei keiner mir bekannten Veröffentlichung aufgegriffen wurde: Das Frontcover lässt sich ähnlich wie die zwei Flügel einer Geisterbahntür aufklappen, dahinter liegt eine geheimnisvolle und unheimliche Landschaft.
Was wieder zeigt, dass Immortal als Gesamtkunstwerk zu betrachten sind und auch "All Shall Fall" wieder eine Eintrittskarte für eine Reise in eine andere Welt darstellt: Kalt, lebensfeindlich, aber faszinierend und auf ihre Weise schön.
Line-up:
Abbath (vocals, guitars)
Apollyon (bass)
Horgh (drums)

Demonaz (lyrics)
Tracklist
01:All Shall Fall (05:58)
02:The Rise of Darkness (05:47)
03:Hordes To War (04:32)
04:Norden On Fire (06:15)
05:Arctic Swarm (04:01)
06:Mount North (05:07)
07:Unearthly Kingdom (08:30)
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