In Extremo / Am goldenen Rhein
Am goldenen Rhein Spielzeit: 166:00
Medium: DVD
Technik:
Bildformat:16:9
Tonformate:DTS 5.1, Dolby Digital 5.1, Dolby Digital 2.0, Stereo
Untertitel: englisch, spanisch
Label: Universal, 2009
Stil: Mittelalter Rock

Review vom 27.05.2009


Sabine Feickert
Gelegentlich werden ja Stimmen laut, die sich darüber beklagen, die Mittelalterszene werde mit DVDs geradezu überschwemmt. Und auch wenn ich die Argumentation, dies geschehe aus rein kommerziellen Interessen, verstehen kann, bieten DVDs doch gerade in dem Genre eine Möglichkeit, einen umfassenden Eindruck der Band zu vermitteln. Ganz besonders bei In Extremo wird schnell deutlich, dass ein Liveauftritt dieser Band weit mehr als nur Musik ist.
Die Aufnahmen von 2008 aus dem Palladium in Köln zeigen die Sängerkrieg-Show als Gesamtkunstwerk. Sie macht dem Bandnamen alle Ehre - die Pyrotechnik ist immer wieder für Überraschungen gut und lässt die Atmosphäre eines mittelalterlichen Spectaculums aufziehen. Neben den ständig aufsteigenden Feuer- und Funkenbällen trommelt der Schlagzeuger Morgenstern mit brennenden Sticks und betätigt sich mit diesen dann als Feuerschlucker - nicht ohne vorher zwei Becken in Flammen zu setzen.
Der Yellow Pfeiffer stellt seine Künste mit funkensprühenden Feuerstäben unter Beweis.
Doch auch die restliche Bühnenshow ist bemerkenswert und von Regisseur Uwe Flade gelungen auf Silberling gebannt. Viel fürs Auge wird geboten - nicht nur die Akteure auf der Bühne, sondern auch das Publikum bringt Konzertfeeling rüber - da wird gehopst, gebangt, gesungen, gewunken und gelegentlich ein Fan auf Händen weitergereicht.
Nach so vielen visuellen Eindrücken soll aber auch die Musik nicht zu kurz kommen: Die Lutter am Bass und Der Morgenstern am Schlagzeug sorgen für krachend-deftigen Hintergrundrhythmus. Van Lange ergänzt mit metallischen Gitarrensounds. Flex der Biegsame und Yellow Pfeiffer bringen mit Dudelsäcken, Schalmeien, Pipes und Nyckelharpa (auch Schlüsselfidel genannt) den typischen Mittelaltersound. Der als tumber Tor mit Wollmützchen auftretende Dr. Pymonte entlockt den abenteuerlichsten Instrumenten die ausgefallensten Töne. Er schnallt sich die Harfe um wie eine Gitarre, zupft und streicht eine Art Einsaitenbass und entlockt dem Hackbrett Klänge, die nun gar nicht an den Musikantenstadl erinnern.
Der Sänger, genannt Das letzte Einhorn, stellt rein optisch eine Mischung aus Rod Stewart, Marius Müller-Westernhagen und Campino von den Toten Hosen dar. Er gibt dem Spektakel mit Gesang und Publikumsansprache den letzten Schliff.
In Extremo ist zweifellos eine der härtesten deutschen Mittelalterbands und dürfte mit zu den Dienstältesten zählen. Sie setzen auf reichliche Heavyanklänge, in der Art wie Kamelot. Dort, wo diese aber Klassikanleihen einbauen, setzt In Extremo voll auf Dudelsäcke, Schalmeien und Drehleier. Gerade die Dudelsäcke überzeugen durch technisch einwandfreie Darbietung. Was dieses Instrument in Perfektion bieten kann, demonstriert Conny Fuchs, die In Extremo-Mitbegründerin, als Gast bei "Ai Vis Lo Lop".
Das letzte Einhorn singt dazu mit einer Stimme, die sich nur schwer beschreiben lässt und auch irgendwo widersprüchlich ist. Nicht schön, aber voluminös und dennoch brüchig und kratzig. Aus dem tiefsten Inneren kommend, intensiv und doch nicht volltönend. Auf jeden Fall aber markant und passend.
Das Bonusmaterial:
Acht Videoclips packen In Extremo der DVD bei. Neben einer Interpretation von "This Corrosion" der Sisters Of Mercy, wird in "Nur ihr allein" eine Stadtführung der extremo Art aufgeführt. Und in "Frei zu sein" inszeniert In Extremo eine sehr eigene Version von "Einer flog übers Kuckucksnest".
"En esta noche - auf Tour mit In Extremo" schließlich, gibt einen kleinen Einblick in den Touralltag. Mit Szenen aus dem Bandbus und dem Backstage-Bereich, zeigen sich die Bandmitglieder von einer privateren Seite.
Recht viel Raum wird der Technik gegeben, neben genauer Erklärung der Ausstattung wird auch auf die Pyrotechnik eingegangen. Neben der unnachahmlichen Atmosphäre, birgt diese Show doch auch einige Gefahren. Bei der Konzertaufnahme ist der verbundene Arm des letzten Einhorns zu erkennen, im Gespräch bestätigt sich der Verdacht, dass es sich dabei um einen Unfall auf der Bühne gehandelt hat. Dennoch wird an den Effekten festgehalten und die Vorsichtsmaßnahmen immer wieder verbessert.
In weiteren Gesprächen lassen die Bandmitglieder erkennen, dass sie für die Zukunft noch viele Pläne haben und das geneigte Publikum noch mit vielen Konzerten, CDs und DVDs rechnen kann. Bis dahin gilt es, sich an das bisher erschienene umfangreiche Werk zu halten.
Line-up:
Die Lutter (Bass)
Der Morgenstern (Schlagzeug)
Van Lange (Gitarre und Cyster)
Flex der Biegsame (Dudelsack, Drehleier, Schalmeien, Flöten)
Yellow Pfeiffer (Dudelsack, Schalmeien, Nyckelharpa)
Dr. Pymonte (Dudelsack, Pommer, Harfe, Hackbrett)
Das letzte Einhorn (Gesang und Cyster)
Tracklist
01:Des Sängers Einzug
02:Sieben Köche
03:Frei zu sein
04:Liam
05:Hiemali Tempore
06:Sängerkrieg
07:Nymphenzeit
08:Ave Maria
09:Spielmannsfluch
10:Poc Vecem
11:Vollmond
12:En Esta Noche
13:Zauberspruch
14:Ai Vis Lo Lop
15:In diesem Licht
16:Flaschenpost
17:Mein rasend Herz
18:Mein Sehnen
19:Omnia Sol Temperat
20:Auf's Leben
21:Küss mich
22:Krummavisur
23:Wind
24:Villeman Og Magnhild

Bonusmaterial:
01:En Esta Noche - Auf Tour mit In Extremo
Videoclips:
01:This Corrosion
02:Vollmond 2001
03:Wind
04:Küss Mich
05:Erdbeermund
06:Nur Ihr Allein
07:Horizont
08:Frei zu sein
Externe Links: