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In Extremo / SÆNGERKRIEG
Akustik Radio Show
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In Extremo (lateinisch für 'in Vollendung' / 'zu guter Letzt') entstanden 1995 aus zwei Bandprojekten: Die einen spielten Rock, die anderen Mittelaltermusik. Durch Erfolg bei Auftritten auf Mittelaltermärkten und Druck seitens der Plattenfirma kam man auf die Idee, beides zu kombinieren, zunächst waren dies nur Experimente und beide Bands traten noch parallel auf. 1998 war dann die endgültige Zusammenlegung, die den Grundstein für die folgende Karriere legte.
Durch wachsende Härte wuchs auch der Erfolg, gerade bei Metalfans, wobei die mittelalterlichen Instrumente wie Schalmeien, Sackpfeifen und Lauten stets ein Bestandteil blieben. Neben alten Instrumenten wurden auch gerne alten Sprachen verwendet: Latein, Alt-Französisch, Alt-Deutsch, Mittelhochdeutsch, Altnordisch und weitere. In Extremo erspielten sich einen Platz unter den erfolgreichsten und bekanntesten Vertretern der Sparte Mittelalter Rock/Mittelalter Metal. Insbesondere die Live-Auftritte mit viel Pyrotechnik erfreuten sich großer Beliebtheit, auch im Ausland, was durchaus verdient ist.
Am 9. Mai 2008 erschien das Album "SÆNGERKRIEG", bei dem die mittelalterlichen Instrumente zugunsten mehr rockiger Elemente zurückgedrängt wurden, was der CD einen recht rauen, ernsteren Touch gibt. Trotz des Titels mit historischem Bezug ist die Musik moderner als zuvor, was sich auch in den zugehörigen Videoclips widerspiegelte. Im Sommer 2008 startete eine Tour unter dem Motto "Ius primae noctis" (übersetzt: das Recht der ersten Nacht; gemeint ist damit der Anspruch eines Lehnsherren auf eine Nacht mit der Braut, bevor sein Untergebener sie heiraten durfte), womit wieder ein Bezug zu mittelalterlichen Sitten hergestellt wird.
Am 16.10.2008 spielten In Extremo in den Radio Fritz-Studios im Radiohaus des RBB in Potsdam eine Akustik-Session. Diese wurde mitgeschnitten und auf CD veröffentlicht. Das Songmaterial stammt größtenteils von der "SÆNGERKRIEG"-CD ("Sieben Köche", "Mein Sehnen", "Neues Glück", "Frei zu sein", "In diesem Licht", "Requiem", "Tanz mit mir", "Zauberspruch", "Auf's Leben" und "En Esta Noche"), dazu kommen noch ein paar ältere Songs ("Ave Maria", "Die Gier", "Vollmond", "Küss Mich").
Die optische Gestaltung der CD ist der normalen "SÆNGERKRIEG" so ähnlich, dass man aufpassen muss, sie nicht zu verwechseln. Was zu verwunderten Gesichtern führen könnte, wenn man zur blauen statt zur roten greift, denn hier ist es nicht wie bei der neuen Scheibe von AC/DC, nur eine andere Farbe des Covers. Den Untertitel "Akustik Radio Show" könnte man ebenfalls überlesen, daher Augen auf beim Kauf. Zumal beide CDs als Box inklusive DVD erschienen sind, also auch aufgrund der Dicke der Hülle nicht zu unterscheiden sind.
Was bietet uns der Inhalt dieser Hülle? Knapp 55 Minuten vom Akustik Set im Radio (laut Ansage hätte man gerne länger gespielt, durfte aber nicht) und als Bonus die Piano-Version von "En Esta Noche" sowie das kurze Instrumental "Requiem". Die Musik ist recht schlicht gehalten, wobei der Gesang von Michael Rhein ('Das letzte Einhorn') in den Vordergrund gerückt wird und damit an Ausdruckskraft gewinnt. Ich hätte mir allerdings mehr Mittelalterinstrumente (die ja ursprünglich akustisch sind) gewünscht, die kommen erst in der zweiten Hälfte stärker zum Einsatz. Das hat mich etwas enttäuscht. Die Eigenständigkeit von In Extremo hätte besser genutzt werden können, so wirkt das alles manchmal eher wie ein gewöhnliches Unplugged-Konzert, wie es viele Bands spielen könnten.
Dazu eine Bonus-DVD mit dem interessanten Titel "Ansichten einer Band", was mich an "Ansichten eines Clowns" von Heinrich Böll erinnert, wobei es zwischen Clowns und Musikern schon Parallelen gibt. Beide dienen bei ihren Auftritten der Unterhaltung, regen aber auch mal dazwischen zum Nachdenken an, in dem sie ihren Zuschauern einen Spiegel vorhalten.
Hinter diesem Titel verbirgt sich eine 47-minütige Dokumentation mit Interviews, Rückblicken auf die Vorgeschichte der Musiker noch zu DDR-Zeiten, Erklärungen zu einzelnen Instrumenten, Live-Szenen etc. Die Bandmitglieder wirken sympathisch und unterstreichen immer wieder ihre Freundschaft als Bindeglied. Soweit so gut, doch wer im Besitz der regulären "SÆNGERKRIEG"-CD/DVD ist, kommt sich verschaukelt oder vergaukelt (um den Bezug zum 'Clown' wieder herzustellen) vor. Sind doch auf jener DVD zwei neunminütige Specials-Ausschnitte ("Making of" und "Innenansichten") aus dieser Dokumentation enthalten. Und die Live-Szenen, die hier zu sehen sind, entstammen dem dortigen Wacken-Mitschnitt. Sprich: Das vorhandene Bonusmaterial von etwa 90 Minuten wurde auf zwei Veröffentlichungen verteilt und dabei über eine halbe Stunde gestreckt.
Das hinterlässt dann doch ein Gefühl der Abzocke, zumal beide Veröffentlichungen im Abstand von einem halben Jahr erschienen sind und zu einem erhöhten Preis als Special-Edition verkauft werden. Wenn ich mich da an SuidAkrA erinnere: Deren DVD/CD-Kombi erschien letztes Jahr für den gleichen Preis und erhielt einiges mehr an Material. Dort bot man eine Best Of-CD an zusammen mit einem Wacken-Mitschnitt und einer Akustik-Session, außerdem noch Videoclips und Interviews auf einer DVD. Fazit: Hörenswert und intensiv ist das Konzert durchaus. Jeder Fan muss nun selbst entscheiden, ob sich der Kauf lohnt; insgesamt muss ich leider feststellen, dass ich irgendwie mehr erwartet habe und die oben beschriebenen Tatsachen sind mir doch recht negativ aufgefallen.
Line-up:
Michael Robert Rhein (Das Letzte Einhorn) (Gesang, Cister, Darbuka, Davul, Uilleann Pipes) Sebastian Oliver Lange (Van Lange) (Gitarre, Cister) Reiner Morgenroth (Der Morgenstern) (Schlagzeug, Percussion, Pauke) Kay Lutter (Die Lutter) (Bass, Trumscheit, Pauke) André Strugala (Dr. Pymonte) (Marktsackpfeife, Schalmei, Hackbrett, Harfe, FX) Marco Ernst-Felix Zorzytzky (Flex der Biegsame) (Marktsackpfeife, Uilleann Pipes, Schalmei, Drehleier) Boris Pfeiffer (Yellow Pfeiffer) (Marktsackpfeife, Schalmei, Nyckelharpa)
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