Incrave / Dead End
Dead End Spielzeit: 43:10
Medium: CD
Label: Ulterium Records, 2008
Stil: Heavy Metal

Review vom 21.04.2008


Moritz Alves
"Dead End" heißt das neue Album der sehr jungen, schwedischen Metal-Band Incrave, die nun bereits seit sieben Jahren ihr Unwesen treibt. Nachdem man für eine lange Zeit unter dem Namen Evergrace musiziert hatte, änderte der Sechser seinen Namen im Februar des vorigen Jahres in Incrave. Warum auch immer ... .
Wie dem auch sei, die junge Band (Durchschnittsalter: 22 Jahre) zelebriert auf der mir vorliegenden Scheibe fetten Heavy Metal mit moderner Schlagseite. Dabei merkt man den Jungs ihr Alter im Grunde genommen zu keiner Sekunde an, denn das Songmaterial klingt durch die Bank so, als ob man schon lange dabei ist. Jedoch ist "Dead End" gerade mal das zweite Album der Schweden.
Eigentlich gehen alle Songs des Langeisens im mittleren Tempobereich zur Sache. Vereinzelt brettert es dann mal etwas heftiger aus den Boxen, und auch die balladesken Elemente sowie die leicht progressiv angehauchten Versatzstücke hat man nicht vergessen. Allgemein fällt auf, dass die Gitarren von Jon Bålefalk und David Ohlsson sehr fett und punktgenau vor sich hin riffen und damit das tonnenschwere Fundament legen, während der Gesang von Johan Falk ziemlich dominant über dem Geschehen thront. Die glücklicherweise sehr dezent eingesetzten Keyboards unterlegen die schönen Melodiebögen und tragen damit zu Dichte und Variation des Sounds bei. Ohne Tastenmann Jonathan Stenberg wäre der Sound sicherlich eine ganze Spur ärmer und langweiliger.
Es ist aber die prägnante Singstimme, die Incraves Musik Wiedererkennungswert verleiht. Johan Falk hat sich nämlich nicht an unbedingt an klassischem Metal-Gesang orientiert, sondern würde auch in einer Band wie z.B. Linkin Park eine gute Figur machen. Sein moderner Gesang trägt den größten Teil zur modernen Schlagseite des hier zu hörenden Schwermetalls bei. Der Mann könnte auch problemlos NuMetal oder Emocore singen, was möglicherweise dazu führen wird, dass sich der ein oder andere gestandene Metaller von vorn herein von dieser Band fernhalten wird.
Andererseits halten sich Incrave durch ihren modernen Touch viele Türen offen, können ihren Stil in gewissen Grenzen mit Leichtigkeit variieren sowie ausbauen und werden dadurch sicherlich lange aktuell bleiben. Auch die Promo-Fotos zeigen eine Band, die sich nicht in die 1980er zurückwünscht, sondern einen souveränen, zeitlosen Look favorisiert. Hier wird in 'suit and tie' posiert - die Kutte muss im Schrank bleiben. Rein optisch gesehen werden die Jungs dadurch aber nur allzu leicht mit Combos wie z.B. The Hives in einen Topf geworfen, was dann letztendlich auch nicht Sinn der Sache ist. Trotzdem freut es mich, dass hier keine Klischees ausgereizt werden, sondern völlig eigenständig agiert wird.
Aber kommen wir noch mal zurück zur Musik: Das Songmaterial ist sehr homogen. Viele der zehn Stücke klingen teilweise wirklich ähnlich, was letztendlich zu einem großen Teil auch am Gesangsstil liegt. Diese langgezogenen Vokale fallen einfach auf und gehen einem mit der Zeit etwas auf den Keks. Auch die Gitarren riffen hochpräzise, irgendwie aber immer ziemlich ähnlich. Viele Variationen sind im Sound von Incrave also nicht drin, aber zumindest ich erwarte das auch gar nicht. Hörer, die Abwechslung brauchen, empfehle ich deshalb, "Dead End" erst mal anzutesten. Anspieltipps: "Shattered", "The Forgotten", "The Touch Of Death", "Shades Of Me" sowie der Titeltrack.
Bleibt festzuhalten, dass diese Langrille einerseits irgendwie nicht vollends überzeugen kann, andererseits aber auch weit davon entfernt ist, richtig scheiße zu sein. Die Schweden stehen ein wenig zwischen den Stühlen von Metal-Tradition und -Moderne, was nicht jedem gefallen wird. Auch ich werde mit der Scheibe auf lange Sicht nicht richtig warm... Wer aber Bands wie Tad Morose, Nocturnal Rites, Morgana Lefay oder Dream Evil mag, der sollte auf jeden Fall mal reinhören. Gemixt wurde "Dead End" übrigens von Per Ryberg, der schon den erwähnten Tad Morose und Morgana Lefay, aber auch Bloodbound zum optimalen Klang verholfen hat.
Ach ja, und dann wäre da ja noch das Coverartwork: Einige werden sich sicherlich gefragt haben, woher ihnen dieser Stil bekannt sein dürfte, zumindest ging das mir beim Betrachten des Albums so. Und richtig, denn verantwortlich dafür ist niemand anderes als Kristian Wåhlin, der bereits für Bands wie Emperor, Therion oder At The Gates gearbeitet hat.
Line-up:
Johan Falk (vocals)
Jon Bålefalk (guitars)
David Ohlsson (guitars)
Martin Davidsson (bass)
Jonathan Stenberg (keyboards)
Josef Davidsson (drums)
Tracklist
01:Shattered (4:12)
02:The Forgotten (4:46)
03:A Shadow In The Dark (4:31)
04:The Touch Of Death (3:41)
05:Unveil The Truth (4:16)
06:Shades Of Me (4:21)
07:An Empty Soul (4:00)
08:Scream In Silence (4:46)
09:Nevermore (4:27)
10:Dead End (4:10)
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