Zur Überbrückung der Wartezeit bis unsere Lieblingsindianer Indigenous endlich mit einem Longplayer aus der Prärie geritten kommen, sei allen deren letztes Rauchzeichen in Gestalt der EP "Long Way Home" empfohlen.
Über deren Homepage war dieses kleine Juwel schon länger erhältlich. Nun endlich kann es auch in Deutschland bestellt werden, dank der üblichen, irgendwo doch idealistischen Internet-Fachhändler.
Indigenous reiten momentan als Trio. Cousin Horse ist nicht mehr mit im Wigwam. Zu behaupten, sein Weggang würde eine irreversible Lücke hinterlassen, ginge jedoch gehörig an der Realität vorbei. Auf die Indigenoustypische Percussion, die bisher auf Horses Skalp gewachsen waren, wird auch dieses mal nicht verzichtet. Jessey Davey heißt das Multitalent, welches nicht nur im Hintergrund herumpercussioniert, sondern auch die Hammondorgel bedient, die Gitarre zupft, für das Coverartwork und die Fotographien verantwortlich ist, die Songs produziert, sowie den Stoff mit zusammengemixt hat.
"Long Way Home" schreibt die Indigenous Story genau dort fort, wo sie 2003 mit Indigenous ihren letzten Halt gemacht hat. Der Sound ist rau, die Stimmung schwermütig, die Gitarre exzellent und Mato Nanjis kehliger Gesang wie immer ergreifend. Er und nur er kann seine Familientruppe dahin führen, wo sie eigentlich hingehört: nach ganz oben. Er hat ohne Zweifel das Zeug dazu. Neben seinem beeindruckenden Gitarrenspiel ist er ein sehr talentierter Songwriter, ein guter Performer und ein gefühlvoller Vocalist. Er steht für den Indigenous-Sound - er ist die Inkarnation des Indigenous-Stils.
Mit einem schweren, derben, ja fast schon paralysierenden Blues beginnt der Shortplayer. "Well You Know" pflügt sich träge wie eine Dampfwalze durch das Gemüt. Aber auch genauso unwiderstehlich.
"Rest Of My Days" stammt ursprünglich vom Circle-Album. Der Song feiert nun sein Wiedererwachen als Akustikversion. Die flockige aber trotzdem immer noch melancholische Note transportiert die Band, allen voran Mato, problemlos in die Gegenwart hinüber.
"Awake" wurde von der Trommlerin Wanbdi geschrieben. Auch sie besitzt augenscheinlich das rechte Gespür für gesunde und melodiöse Niedergeschlagenheit. Besonders beachtenswert sind die Backingvocals von Leah Williamson.
Weiter geht's in leichtem Trab und mit tollem Melodiefeeling. Auch bei "I'll Be Waiting" nimmt Leah ihren Platz am Lagerfeuer ein und unterstütz Mato gekonnt beim Refrain.
Der nächste Blueshammer schmettert in Gestalt von "Six Feet Down" auf den Musikfan ein. Eine Bluesnummer mit solcher Vehemenz habe ich zuletzt bei Led Zeppelin gehört. Mato brilliert in den Strophen mit einfachen aber erschreckend effektiven Hammerings. Natürlich ist Wanbdi kein John Bonham, was schon die ihr fehlende Gesichtsbehaarung verrät, aber sie erzeugt stellenweise einen ähnlichen Druck, insbesondere auf der Snare.
Das Arrangement von "Don't Let Me Go" ist wuchtig. Wandbi donnert einen zähen Rhythmus in die Felle. Die Dramatik steigert sich beim Refrain gehörig, aber das Songwriting führt den Hörer immer wieder behütet in die Strophe zurück, begleitet von dem Poweruhrwerkdrumming.
Ein absoluter Indigenous-Hit folgt als Abschluss und Livemitschnitt. "Things We Do" vom gleichnamigen Album ist ein würdiger Ausklang dieser EP. Der Song reflektiert noch mal alles, was Indigenous ausmacht. Wer kann sich einer solchen Magie schon entziehen?
Wenn euch diese Zeilen noch nicht gänzlich überzeugt haben, checkt die Songs im Internet an. Der Versandhandel mit dem Tier im Namen und die Indigenous- Homepage bieten Gelegenheit dazu. Knapp 37 Minuten Indigenous als Zwischenmahlzeit bis zur nächsten "richtigen" Scheibe können nur wärmstens ans Herz gelegt werden.
"Long Way Home" räumt 8 native RockTimes-Uhren ab.
Spielzeit: 37:05, Medium: CD, Indigenous Records, 2005
1:Well You Know,2:Rest Of My Days,3:Awake,4:I'll Be Waiting,5:Six Feet Down,6:Don't Let Me Go,7:Things We Do
Ella Wirtz, 09.06.2005
|