Die Indigo Girls sind nun auch schon seit über zwanzig Jahren im Geschäft und haben, speziell in den neunziger Jahren, so ziemlich alles abgeräumt, was es zu holen gab. Massenhaft verkaufte Alben, Grammy-Auszeichnungen, ausverkaufte Tourneen und, und, und … Mit "Beauty Queen Sister" legen sie nun ihr mittlerweile 14. (!) Album vor. Dafür hatte sich das aus Amy Ray und Emily Saliers bestehende Duo mit der Crème de la Crème der Nashville-Studio-Mucker verstärkt, die - kaum überraschend - dann auch einen makellosen Job ablieferten.
Über das hohe Qualitäts-Level der beiden Sängerinnen zu diskutieren, dürfte sich schon lange erübrigt haben. Und auch auf ihrem neuesten Werk glänzen die beiden mit starken Lead Vocals wie auch dem Harmonie-Gesang. Aber ganz ehrlich, ich habe mich mit dieser Scheibe sehr, sehr schwer getan. Der Grund dafür ist das doch etwas dünn ausgefallene Songwriting. Etwa zehn Durchläufe lang gingen mir die vorliegenden 13 Tracks ins eine Ohr rein und sofort aus dem anderen wieder raus. Erst nach fünf weiteren Spins fing der Silberling an, einen deutlich besseren Eindruck zu machen.
Schließlich gefällt dann das im Vergleich ziemlich rockige "Making Promises" doch ganz gut, wenn auch hier die Pop-Einflüsse deutliche Spuren hinterlassen haben. Bei "We Get To Feel It All" kommt die todtraurige Violine von Luke Bulla richtig gut, die allerdings sehr sparsam eingesetzt und im Mix fast untergetaucht ist. Bedächtig startet der Opener "Share The Moon" den Silberling, durchzogen von Melancholie und Hoffnungsschimmern. Also nicht gerade ein Kracher, der die Aufmerksamkeit umgehend auf sich zieht. Auch das folgende "John" mag zunächst so gar keinen großen Eindruck machen, wenn man mal von den tollen Stimmen absieht.
Eine schöne Abwechslung bringen die Piano-Klänge von Carol Isaac, die "Gone" einleiten, einen Song, der sich ganz besonders für eine Single-Auskopplung empfiehlt. Ebenfalls einen sehr netten Refrain hat "Able To Sing", das ansonsten von der akustischen Gitarre und einem bei diesem Stück sehr dominanten Schlagzeug bestimmt wird. Der Titeltrack kommt musikalisch im rockigen Midtempo, während die Vocals auch hier das Pop-Terrain nie verlassen.
Nochmal ein tolles Piano veredelt dann "Feed And Water The Horses", während sich der Bass, die Drums und auch die Akustische bis zum Chorus doch extrem zurückhalten, bevor dann zumindest ein kleines bisschen angezogen wird. Für das Solo ist einmal mehr die eindringliche Violine zuständig. Musikalisch alles einwandfrei! Der Abschiedsgruß des Duos aus Georgia hört auf den Namen "Yoke" und beendet das Album so melancholisch, wie es begonnen hat. Wer mal reinschnuppern will, dem würde ich die Titel "Gone", "Able To Sing", "Beauty Queen Sister" und auch "Feed And Water The Horses" empfehlen.
Wenn man "Beauty Queen Sister" nebenbei laufen lässt, dann wird man irgendwann von der Scheibe überrundet und merkt es nicht einmal. Im Prinzip stimmt fast alles, nur das Songwriting lässt dann doch etwas zu wünschen übrig. Dass die Indigo Girls mit ihrer aktuellen Scheibe an die Erfolge aus den Neunzigern anknüpfen können, bezweifle ich deshalb jetzt einfach mal. Sympathisch ist das Teil dennoch und nach vermehrtem Hören entfaltet sich dann auch die volle Schönheit. Allerdings dauert es eine Weile. Fans der beiden Ladies werden sicherlich einmal mehr begeistert sein, für alle anderen gilt: Zeit investieren und selbst entdecken!
Line-up:
Amy Ray (vocals, guitars)
Emily Saliers (vocals, guitars)
Brady Blade (drums)
Carol Isaac (piano)
Frank Swart (bass)
Victor Krauss (bass)
Luke Bulla (violin)
Eamonn de Barra (flute, whistle)
Lucy Wainwright Roche (harmony vocals)
Tracklist |
01:Share The Moon
02:John
03:Beauty Queen Sister
04:We Get To Feel It All
05:War Rugs
06:Gone
07:Mariner Moonlighting
08:Birthday Song
09:Feed And Water The Horses
10:Making Promises
11:Damo
12:Able To Sing
13:Yoke
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