Manchmal ist das Rezensenten-Leben ein schweres und der RockTimes-Schreiber hadert mit seinem Los. Wie jetzt, an diesem schönen Samstag Nachmittag, dem unaufschiebbaren Zeitpunkt, die CD "40 Miles" von Indigo Jones zu besprechen.
Unbekannte Band aus Manchester, kaum Infos, eine Homepage, die außer einer seltsamen Stimme über das Maschinenzeitalter und einen Link auf Erzeugnisse aus Hereford nichts verrät. Auch das achtseitige Booklet gibt außer ein paar Songtexten, allegorischen Bildern aus einem alten Wälzer und Hinweisen, dass die Songs in verschiedenen Studios aufgenommen wurden, nicht viel her. Selbst beim Line-up (Scott Alexander, Tony Gilfellon und Miguel Navarro) fehlen nähere Angaben, wer was spielt oder singt.
Aus den Lautsprechern tröpfelt zunächst ein ziemlich dünnes Musikgebräu, ein Schellenbaum gibt den langsamen Rhythmus vor, ein bisschen Gitarrengeklimpere, eine nicht sonderlich aufregende, leicht knarzige Stimme und als Fabtupfer eine Pedal-Steel (Norman McLeod). Irgendwas, was sich vielleicht zwischen Alternate Pop, Singer/Songwriting und Folk ansiedeln lässt. Also ein 'Sprudelbad des Verlangens' ist das nach meinem Empfinden nicht gerade.
Ähnlich zurückhaltend geht es weiter im Kontext. Immerhin wird das Songgeflecht jetzt etwas dichter, für die melodischen Farbtupfer sorgt nun eine mäandrierende Geige (Georgina Leech) über akustischen Rhythmus-Gitarren. Das Ding wickelt den Zuhörer langsam ein.
Bei "Come Round" wird die Stimme des Australiers Scott Alexander brüchig, dazu wabern verhallte Sounds und im Hintergrund wieder die Geige durch den Song. Ein Salon-Piano eröffnet "Unforgiven", die Akzente setzen diesmal das sparsame Schlagzeug und eine Flöte zum seltsam monotonen Sprechgesang.
Ohne großen Rhythmuswechsel folgt der Titeltrack, der wohl eingängigste Song auf dem mit einer guten halben Stunde wirklich sehr knapp geratenen Album. Dann weiter mit den bekannten Zugaben ins noch elegischere "I Don't Mind". Am markantesten und komplexesten kommt "Slipping Away" daher, da wird richtig aufeinander geschichtet. E- und A-Gitarren erzeugen zusammen mit der eindringlich-melancholischen Stimme eine bedrohliche Szenerie, zu der die Geigen süßlich kontrastieren. Bei dem Song lohnt sich der Druck auf die Repeat-Taste. "Let It Ride" verfällt wieder in den schleppenden Gang, teilweise zweistimmiger Gesang und dazu fast kammermusikalische Tupfer der verfremdeten Gitarren. Beim letzten Track untermalt den spröden Gesang ein Akkordeon, nicht mehr als ein kurzer Abgesang des Werks, dass den Reviewer zugegebenermaßen etwas ratlos an seiner Anlage sitzen lässt.
Die CD ist ungewöhnlich und trifft sicher nur den Geschmack eines ausgewählten Fankreises. Ein morbid klingendes Album; seltsame, düstere und melancholische Träume wurden hier fast zeitlupenartig umgesetzt. Nicht einfach zu hören und noch weniger leicht zu beschreiben. Irgendwo angesiedelt zwischen dem späten Nick Drake, Tim Buckley und The Verve. Ich werd mir "40 Miles" erst wieder im nasskalten Spätherbst anhören, da passt es möglicherweise dann zu meiner Stimmung.
Tracklist |
01:Whirlpool of Desire
02:Spaced
03:Come Round
04:Unforgiven
05:40 Miles
06:I Don't Mind
07:Slipping Away
08:Let It Ride
09:Everything Is Clear
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