Intentions / Place In Time
Place In Time Spielzeit: 59:35
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Prog Rock

Review vom 05.03.2010


Boris Theobald
Intentions markieren mit "Place In Time" auf der Landkarte des Prog Rock einen dicken roten Kringel um ihre Heimatstadt Groningen. Es ist das erste Album der Nord-Niederländer, die sich im Jahr 2003 zusammengefunden hatten. Und man hört es deutlich, dass diese Scheibe kein Schnellschuss war/ ist. "Place In Time" ist hörbar das Ergebnis jahrelangen Rumtüftelns und damit Qualitätsware mit Tiefgang.
Der erste Eindruck ist, dass sich Intentions in die Riege neo-floydiger Bands wie RPWL einreihen. Der erste Song nach dem Intro, "Aimless", aber auch "Thaw Me" und "Joy & Misery" fallen in diese Kategorie. Federleichte, filigrane Gitarren-Arpeggien lassen zunächst dem Bass viel Raum zum vordergründigen Groove, den wehmütig-schönen Melodien viel Zeit zum Atmen.
Zum Refrain hin werden die Atemzüge der Musik tiefer, intensiver. Der Pulsschlag erhöht sich. Das bedeutet nicht, dass sich Tempo oder Rhythmik verändern. Das Prädikat 'Prog' schlägt sich bei Intentions weniger in wilden Wechseln und Virtuosität nieder, sondern vielmehr in der Kunst, eindringliche, aber gleichzeitig auch sehr intime, sinnliche Atmosphären zu erschaffen - passend dazu die nachdenklichen Texte zwischen Zweifel und Selbstsuche... und auch das ausdruckstarke Cover.
Als musikalische Referenzen bieten sich noch mehrere Vertreter des Neo Prog an. So bieten "Eneme", "On The Run", "Crash" und der Titeltrack "Place In Time" durchaus die ein oder andere Passage, wo in eingetrübter, mysteriös spannender Weise hart gerockt wird - das Feeling erinnert zuweilen an Arena oder IQ. Eine wohlige Reminiszenz an die leichten, balladenhaften Momente von Sieges Even bilden zudem "Drowned" und "CU In The Real World" mit ihrer sinnlich-traurigen, sehr fragilen Art.
Last but not least blitzen beim Hören immer wieder Referenzen an frühe Marillion- und Fish-Alben durch, und an Enchant irgendwo zwischen "A Blueprint Of The World" und "Break". Dafür sorgen die Keyboards in verschiedenen zeitlos 'unmodernen' Klangeinstellungen, die genau an jene Bands erinnern - im fein austarierten Verhältnis zu den Gitarren und nicht minder detailverliebt, so dass die Keyboardsounds nie in Versuchung geraten, die Atmosphären mit zu viel Dramatik künstlich zu erdrücken.
Die Stärke von Intentions ist also, ganz ähnlich wie bei den erwähnten Referenzgruppen, die wohl beherrschte Kunst der klanglichen Transparenz. Sie verleihen ihrer Musik eine große emotionale Überzeugungskraft, und zwar durch intuitive Spannungsverläufe, wie beim herauszuhebenden Titelsong, der sich von der Strophe bis zum Chorus in einem regelrechten 'Fluss' befindet - keinerlei Anzeichen künstlich konstruierter Klänge.
Das Topping sind die zahlreich vorhandenen verträumten bis elegischen Melodien. Auch, wenn Sänger Roelof Beeftink nicht gar die Klasse eines Ted Leonard oder die Individualität eines Fish mitbringt, sind das doch zauberhafte Klänge zum Schwelgen. Eine Besonderheit von Intentions sind dabei die - fast ausnahmslos - sehr kompakten Songstrukturen.
Bleibt zu hoffen, dass die Band auch ihren Weg auf die ein oder andere Bühne außerhalb der Heimatregion finden wird - das wird für 'kleine' Bands auf diesem Level ja eher schwieriger als einfacher und kostet oft mehr Geld, als es einbringt... Intentions besitzen aber das Potenzial für höhere Weihen.
Line-up:
Roelof Beeftink (vocals)
Sanne Te Meerman (guitar, backing vocals)
André De Vries (keyboard)
Erik Kuipers (bass guitar, backing vocals)
Petrick Glasbergen (additional drums and percussion)

Guest musician:
Theo Van Der Zee (drums)
Tracklist
01:A Promise (1:24)
02:Aimless (4:23)
03:State Of Mind (5:41)
04:Back (3:08)
05:Eneme (5:50)
06:Drowned (6:16)
07:On The Run (6:11)
08:Thaw Me (5:06)
09:CU In The Real World (3:33)
10:Crash (7:15)
11:Joy And Misery (4:19)
12:Wasted (6:14)
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