Spielzeit: 68:13 Medium: CD Label: SPV (Yellow Label), 2011 (1974, 1987) Stil: Country Rock Review vom 11.05.2011 Markus Kerren

Der Multi-Instrumentalist und Sänger Jon Corneal war mir bisher lediglich als Schlagzeuger der von ihm mit u.a. Gram Parsons gegründeten Combo The International Submarine Band (ISB), als kurzfristiges Mitglied bei den Flying Burrito Brothers und seiner Zusammenarbeit mit Dillard & Clark bekannt. Nun hat sich das Yellow Label (SPV) zwei weiteren Scheiben des in Florida aufgewachsenen Musikers angenommen und wiederveröffentlicht. In den späteren Achtzigern hatte ein Produzent die Idee, noch mal ein ISB-Album aufnehmen zu lassen. Von den Mitgliedern aus den Sechzigern konnte dafür neben Corneal lediglich Ian Dunlop noch einmal aktiviert werden, der die Einladung allerdings auch gerne annahm.

Aufgenommen wurden insgesamt zehn Tracks, die dann mit dem Titel "Back At Home" (mit Anspielung auf das einzige Album "Safe At Home" der originalen ISB-Mannschaft) auf den Markt gebracht werden sollten. Raus gekommen ist eine Country (-Rock)-Scheibe, die aber auch vor Ausflügen in Rockabilly- oder Bluegrass-Gefilde keine Hemmungen hatte. Die Lead Vocals teilten sich Corneal und Ian Dunlop zu relativ gleichen Teilen, während Jody Maphis ebenfalls für einen Titel als Frontmann agierte. Ein durchaus gefälliges Werk, das durch Abwechslungsreichtum wie auch klasse Darbietungen und einen für die Achtziger mehr als akzeptablen, sehr bodenständigen Sound punkten kann.

Als Single-Auskopplung hatte sich die Truppe den alten Byrds-Hit "I'll Feel A Whole Lot Better" ausgesucht, die ziemlich nahe am Original angelehnt auch sehr ordentlich rüberkommt, selbst wenn sie an die Version mit Gene Clark als Lead Sänger nicht anstinken kann. Als vergessene Perle hatte die Truppe mit "One Day Week" die von Parsons geschriebene A-Seite der allerersten ISB-Single am Start. Aber leider interessierte sich Ende der Achtziger wohl kein Label für dieses durchaus qualitativ starke Material, sodass die Scheibe erstmalig über zehn Jahre nach ihrer Einspielung auf den Markt kam. Eigentlich schade drum, denn wenn wir es hier auch nicht wirklich mit etwas Essenziellem zu tun haben, so gibt es im Gegenzug auch nur äußerst wenige Haare in der Suppe zu finden.

Noch ein Stückchen besser gefällt mir das zweite hier enthaltene und wohl bisher einzige Solo-Album von Jon Corneal, "Orange Blossom Special", aus dem Jahr 1974. Der (remasterte) Sound ist zwar ein bisschen dünner als bei den ISB-Songs, aber vor allem gefällt mir hier Corneals Gesang deutlich besser. Auch die Songs sind näher an die ursprüngliche Idee des Country Rock angelehnt, wie er von den weiter oben genannten Referenz-Bands dargeboten wurde. So kommt beispielsweise der Opener "She's Sweet, She's Kind And She's Mine" sehr flott und beschwingt sowie mit starken Gesangs-Melodien versehen.

Die Themen der einzelnen Titel wechseln locker von fröhlicher Vergnügtheit über Religiöses ("Lord, I Need To Know You Better") bis zu Melancholischem ("We Just Couldn't Make It") und bieten somit ebenfalls ein hohes Maß an Kurzweiligem. Aber die große Zeit des Country Rock, sieht man mal von Szene-Größen wie The Eagles oder Poco (die ihrerseits allerdings auch immer poppiger wurden) war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Scheibe (1974) auch schon wieder abgelaufen, was "The Orange Blossom Special" dann leider einen unverdienten, langsamen Tod sterben ließ.

Insgesamt ist dieser zwei Original-Alben beinhaltende Silberling also eine begrüßenswerte und erfreuliche Wiederveröffentlichung. Und wenn das Dargebotene - wie bereits weiter oben erwähnt - auch nicht wirklich essenziell ist, so bekommt man dennoch guten, authentischen Country (-Rock) geboten. Für Sammler also ganz sicher eine Bereicherung, darüber hinaus aber auch für jeden anderen Liebhaber dieses Stils.

Line-up:
Jon Corneal (lead & background vocals, acoustic guitars)
Ian Dunlop (lead & background vocals, bass - #1-12)
Fred James (acoustic & electric guitars, dobro, steel guitar, piano, organ, background vocals - #1-12)
Jody Maphis (lead & background vocals, drums, guitars - #1,2,3,5,10,11)
Debbie Corneal (acoustic guitars, background vocals - #1,2,4,5,7,8,9,12)
Jim Baker (pedal steel guitar - #1,2,11,12)
Ben Keith (pedal steel guitar - #3,5)
Chris James (organ - #8)

Gerald Chambers (bass, background vocals - #13-22)
Carl Chambers (guitars - #13-22)
Steve Bohn (lead guitars - #13-22)
Danny Jones (steel guitar - #13-22)
Mickey Merritt (piano - #13-22)
Levaughn Brown (bass - #13-22)
Ted Bowman (drums - #13-22)
Rick Burnett (drums - #13-22)
Steven Durham (bass - #13-22)
Larry Howard (2nd lead guitar - #13-22)
David Smith (lead acoustic guitars - #13-22)
Lewis Shumate (rhythm guitars & high harmonies - #13-22)
Annie Lawless (female background vocals)