Iron Jaws / Guilty Of Ignorance
Guilty Of Ignorance Spielzeit: 43:41
Medium: CD
Label: Pure Steel, 2013
Stil: Speed Metal

Review vom 25.01.2014


Jochen v. Arnim
Ausgerechnet der jüngste Kollege im Kreise der Redaktion ist der 'old schooligste' überhaupt. Alles, was jünger als zwanzig Jahre ist, geht bei Chef-Headbanger Marius überhaupt gar nicht. So wundert es dann auch wenig, dass die Empfehlung zur Rezension vorliegender Scheibe kürzlich aus seinem Munde kam. Und da ich ein gewisses Faible für ein gewisses Genre nicht verhehlen kann, landete der Silberling kurz vor Weihnachten auf meinem Schreibtisch.
Iron Jaws? Ich gebe zu, der Name war mir zwar schon mal untergekommen (warum, steht weiter unten), aber für eine richtig fundierte Aussage über die Band reichte das nicht. Ok, dass sie Italiener sind, war durchaus bekannt und auch, dass sie der alten Metal-Tradition frönen. Wohlan, mit dem Votum des geschätzten Kollegen konnte das ganz sicher kein verspielter, typisch italienischer Krempel sein, das musste einfach Hand und Fuß haben - der Marius macht sich nämlich nicht lächerlich…
Ausgepackt kommt das Teil direkt schon mal dem echten Old School-Eindruck sehr nahe, das Cover ist allererste Sahne, ganz so, wie wir es früher schon liebten. Das Booklet ist neben dem Layout zumindest in einem weiteren Punkt überzeugend: Man kann die Texte lesen, also ohne Brille und vertiefte Enigma-Kenntnisse! Ansonsten haben wir nur rudimentäre Info zur Band - außer den Namen der vier Musiker bleibt nicht viel. Aber sei's drum, wir haben ja das Internet.
Das allerdings bietet kaum mehr: Seit 2006 sind die Jungs aus der norditalienischen Stadt Asti im Namen des Speed Metal unterwegs. Das Debütalbum Louder Is Not Enough, das Ding, das es unserem Marius so angetan hatte, kam so ungefähr Anfang 2010 auf den Markt. Mittlerweile hat es zwei Besetzungswechsel an den Vocals und den Drums gegeben. So weit im Schnelldurchlauf, lassen wir die Musik zu Worte kommen, denn wir haben immerhin zwölf kernige Tracks, die uns überzeugen wollen.
Besser, als seinen Opener "No Speed Limit" zu nennen, geht es ja kaum - und schon gar nicht, wenn man selber den Speed Metal proklamiert. Der Vierer aus Italien sorgt direkt dafür, dass sich der Hörer wie im Time Warp in Zeiten zurückversetzt fühlt, die wir zum Schwelgen in schönen Erinnerungen nutzen. Das ist herrlich erfrischend in seiner unprätentiösen Einfachheit, schnell, heftig, sauber gespielt, handwerklich makellos und vor allen Dingen ohne dieses Ich-muss-auf-Teufel-komm-raus-am-schnellsten-sein, das wir ja schon mal gerne bei so manch einer 'Revival-Band' erleben müssen.
Dass das keine Eintagsfliege ist, sagen uns auch die nächsten Tracks ganz deutlich. Beginnt der Titeltrack noch mit einem zähen Riff und sehr verhalten im Tempo, so haut dann nach einer knappen Minute die Rhythmusabteilung in Saiten und Felle. Sehr schön ist die Komposition des Refrains im Wechselgesang - Backings mehrstimmig »Guilty…« singend und Lead Vocals im 'high-pitched screaming »…of ignorance« hinterherschiebend. Ein wenig erinnert mich das an Passagen von Crimson Glory auf deren "Transcendence" von 1988.
Bei "Shoot The Dead" werden ebenfalls keine Gefangenen gemacht. Sänger Finotty rotzt die Texte in die Welt hinaus, als gäbe es kein Morgen und die kleinen, ganz flinken Soli des Herrn Quaglia auf seiner Axt, geben dem Ganzen das nötige Etwas - High Speed-Bangen ist angesagt! Und das durchzieht auch den folgenden Song, "Witch Hunters", der in den ersten drei Minuten von einem erneut schwerfällig fließenden Riffing gekennzeichnet ist, ganz wie weiland Tony Iommi das zu tun pflegte. Als Kontrastpunkte setzt es dann zwischendurch die flinken Ausflüge auf der Sechssaitigen, bevor gegen Ende alle Dämme brechen.
Es gibt für mich keine Null-Nummer auf dieser Scheibe, egal, ob wir uns im roten Bereich des Drehzahlmessers befinden, oder eher verhalten cruisen. Beide Varianten haben ihre eigenen Reize, speziell auch durch das jeweils angepasste 'Vokalverhalten' des Shouters bedingt, der zwischen energiegeladenem Screaming und verhalteneren Gesangsweisen wechselt. Ebensowenig kann ich einen Abfall des Pegels gegen Ende hin verzeichnen, alles prima.
Ohne jetzt Stück für Stück aufzudröseln, möchte ich kurz auf den einen Cover-Song und die beiden Boni eingehen. Für ersteren hat man sich passenderweise "Metal Merchants" bei den Thrashern von Hallow's Eve ausgesucht - mit vollem Erfolg, die Nummer haut gut rein.
Beide Boni, "VX" und "Predator", sind Entlehnungen aus der eigenen Bandgeschichte, denn sie waren schon mal auf dem Debütalbum enthalten. Auch hier keine Frage, die Dinger sind damals schon voll auf die Zwölf gewesen.
Man muss auf so etwas stehen, aber tut man es, dann platzen einem beim Hören die Nieten aus der Kutte. Je mehr Durchgänge diese Scheibe in meinem Player absolviert, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, hier für die 'ewig gestrigen' Hörer einen klaren Tipp abzugeben. Eines ist sicher, zumindest im Hinblick auf ihr Genre kann sich die Band den Titel des Albums vorwerfen lassen. Allerdings empfehle ich einen fähigen Promoter, damit das mit dem Bekanntheitsgrad auch endlich mal was wird. Ewig nur im Piemont Asti Spumante zu schlürfen, ist zwar ganz nett, bringt es auf Dauer aber auch nicht!
Ich will Euch live sehen - tutto grazie, ragazzi!
Line-up:
Andrea 'Mixy' Finotti (vocals)
Roberto Quaglia (guitars)
Roberto Massasso (bass)
Riccardo Porzio (drums)
Tracklist
01:No Speed Limit
02:Guilty Of Ignorance
03:Shoot The Dead
04:Witch Hunters
05:Metal Merchants
06:Overinsanity
07:Battlefield
08:H.B.M.B.
09:Nuclear Disaster
10:Speed Metal Command
11:VX (Bonus Track)
12:Predator (Bonus Track)
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