Iron Maiden / The Final Frontier
The Final Frontier Spielzeit: 76:35
Medium: CD
Label: EMI Records LTD, 2010
Stil: Heavy Metal

Review vom 28.08.2010


Jens Groh
Zu der größten Heavy Metal-Band dieses gottlosen Planeten noch irgendwelche Hintergrund-Informationen zu schreiben, wäre wie Schwarzen Humor nach Großbritannien zu bringen. Ich gehe einfach mal davon aus, dass Iron Maiden eigentlich jedem Banger ein Begriff sein müsste, wenn nicht, sollte das schleunigst nachgeholt werden, bzw. die- oder derjenige darf sich nicht mehr Heavy Metal-Fan schimpfen!!!
Was haben sich die Iron Maiden-Fans weltweit ins Höschen gemacht, als bekannt wurde, die englischen Jungfrauen würden ein neues Album unters Volk schleudern. Es wurde und wird spekuliert, ob es die letzte Scheibe unserer Helden wird oder ist und ob man es schaffen könnte, an die glorreichen Zeiten anzuschließen.
Aber das hat KEINE der großen alten Bands geschafft, sei es Metallica, Judas Priest oder Manowar, alle hecheln ihren glorreichen Zeiten hinterher.
Ob es jetzt endgültig das letzte Langeisen des Sextetts ist bleibt abzuwarten, eines ist jedoch gewiss, an die alten Zeiten schafft es "The Final Frontier" nicht anzuknüpfen!
Leider!!!
Okay, was ist anders, was ist neu? Anders ist, und das war das Allererste, das mir beim jungfräulichen Hördurchgang auffiel: der Gesang von Bruce. Was ist mit dem Mann nur los??? Warum versucht er in einer Tonlage zu singen, die seiner Stimme absolut nicht zuträglich ist? Denn ab und zu kann einem das Quälende, ich muss fast schon Quäken sagen, RICHTIG auf die Eier gehen! Mann, hätte mir einer vor fünfundzwanzig Jahren gesagt, dass ich so etwas über Dickinson schreibe, derjenige wäre einen schnellen Tod gestorben!
Noch ein weiterer Minuspunkt sind die Texte des Herrn. Nicht dass sie schlecht wären, so etwas ist bis jetzt zum Glück noch nicht vorgekommen, sie sind nach wie vor top, aber einfach zu lang. Und zwar so dermaßen lang, dass der Gute es fast nicht schafft, Freiraum für die restlichen Instrumente zu lassen. Man hat permanent das Gefühl, man würde einer nimmer endenden Predigt lauschen und das kann wirklich nerven! Besonders bei "Mother Of Mercy" ist das der Fall. Generell ist das Album mit sechsundsiebzig Minuten viel zu lang!
Wo sind denn die endgeilen Soli der anderen? Wo sind die prägnanten Bass-Passagen von Steve Harris? Warum schreibt Steve nicht mehr fast alle Songs selbst? Wo sind die Gänsehaut-Momente eines "Rime Of The Ancient Mariner"? Wo die Melodien, die man nach einmaligem Hören im Schlaf mitpfeifen konnte? Ja mein Gott, wo sind die Iron Maiden, die ich und Hunderttausende Fans hören wollen? Und verdammt noch mal, warum sieht Eddie aus wie ein mutiertes Weltraumwildschwein???
Hatte man nach der "Brave New World" noch den Glauben, alles wird wieder gut, so machte man schon wieder mit der unsäglichen "Dance Of Death" alles kaputt.
Zu viele Fragen.
Auf der Habenseite der Jungfrauen bleibt eigentlich nur recht wenig, leider.
Als da wären: Der angenehme Sound der Platte (bis auf das recht missratene Intro, das auf Adrian Smiths Mist gewachsen ist, der auch die Hälfte der Kompositionen vermurkst hat) und dass sich ein, zwei mittelmäßige Hits mit an Bord wiederfinden, wie "El Dorado", welches ja auch die Vorab-Single war, "The Man Who Would Be King" und "The Final Frontier", das wirklich im Ohr klebt.
Bleibt als Fazit nur: Sollte dies wirklich die letzte Scheibe einer Legende sein, wirft jene ein arg dünnes Leichentuch auf das ehemals so stolze Schlachtschiff Iron Maiden.
In Anbetracht der Tatsache, dass die vorherige Veröffentlichung der Vorzeige-Heavy Metal-Band, Flight 666, der totale Hammer war, verliert dieses Machwerk noch mehr an Boden! Auch wenn die neue Scheibe besser als ihr Vorgänger ist.
Wahrscheinlich werden jetzt die Fans, die sich nach der "Flight 666" noch mal ALLES von Maiden erhofft hatten, total enttäuscht sein. Neuere Fans der Band werden vielleicht einen besseren Zugang zu "The Final Frontier" haben, die alten Säcke werden sich genauso schwer tun wie mit jeder anderen Platte seit "Fear Of The Dark".
Ich hoffe, ich muss nicht endgültig 'Rest In Peace' ausrufen und die Kerle kriegen doch noch mal die Kurve und zeigen allen noch einmal, was sie wirklich auf dem Kasten haben. Ach ja, Prog Metal, die Herren, will ich von euch gar nicht hören, ich will Maiden!!!
Amen!!!
Line-up:
Bruce Dickinson (vocals)
Steve Harris (bass, keyboard)
Dave Murray (lead & rhythm guitars)
Adrian Smith (lead & rhythm guitars)
Janick Gers (lead & rhythm guitars)
Nicko McBrain (drums)
Tracklist
01:Satellite 15... The Final Frontier (8:40)
02:El Dorado (6:49)
03:Mother Of Mercy (5:20)
04:Coming Home (5:52)
05:The Alchemist (4:29)
06:Isle Of Avalon (9:06)
07:Starblind (7:48)
08:The Talisman (9:03)
09:The Man Who Would Be King (8:28)
10:When The Wild Wind Blows (10:59)
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