Spielzeit: 40:27 Medium: CD Label: Injoy Music, 2009 Stil: Acoustic Guitar Review vom 27.07.2009 Joachim 'Joe' Brookes

Akustische Gitarrenmusik war noch nie zum Nachteil für die Trommelfelle.
Insbesondere, wenn es um einen der besten Zupfer aus Deutschland geht... Ralf Illenberger.
Mit Namen wie Sigi Schwab, Peter Horton oder Leo Kottke gab es ab Mitte der Siebzigerjahre einen sehr großen Interessentenkreis für diese Art von Musik. Fehlen dürfen da natürlich nicht Martin Kolbe und Ralf Illenberger, die, wie zeitweise Schwab/Horton ein Duo bildeten.
Konzentrieren wir uns auf Ralf Illenberger, der seine künstlerische Arbeit 1977 zusammen mit Jürgen Kirsch begann und bereits 1978 mit seinem Partner Kolbe das Album "Waves" veröffentlichte. Hierfür wurde man gleich für den Deutschen Schallplattenpreis nominiert. Herrje, was für ein Album!
Mit Kolbe, der bereits 1974 ins musikalische Geschäft einstieg, war das Duo bis 1987 sehr erfolgreich aktiv.

Getrennte Wege gehend, gründete der Gitarrist, dessen Platte "Love Intense" hier vorliegt, Illenberger's Circle. Auch mit Band setzte sich die Beliebtheit seiner Musik fort und durch die Zusammenarbeit mit international renommierten Künstlern (Büdi Siebert/Susan Osborn) ging Illenbergers Karriere weiter.
Nicht nur als Komponist und Gitarrist, sondern auch als Produzent wurde er zu einem Begriff in der Musikszene.

Auf "Love Intense" spielt der Gitarrenvirtuose zusammen mit dem Bassisten Sandro Gulino, einem Autodidakten, der unter anderem bei den Gypsy Kings vertreten ist und eine eigene Band hat.
Bodo Schopf am Schlagzeug dürfte vielen durch den Gitarristen Michael Schenker bekannt sein.

Die Platte beinhaltet wieder einmal alle hochklassigen Qualitäten, die ein Illenberger-Album ausmachen.
Seine, ihm wohl in die Wiege gelegte Gabe, Elemente des Rock, Jazz, Latin und der Klassik in einer eigenen Melange zu präsentieren, ist beeindruckend.
So serviert er direkt mit dem Titeltrack einen treibenden Song, der sich in rockigen Gefilden sehr wohl fühlt. Schopf liefert einen herrlichen Groove und Gulino zupft extrem warm klingende Bassläufe dazu.
Vom Sound her steht die CD außerhalb jeder Kritik. Was der Protagonist in seinem eigenen Studio in Sedona, Arizona produziert und arrangiert hat, ist vom Feinsten.

Auch Titel zwei, "Free", ist eine rockig dynamische Angelegenheit, die mit einer wunderschönen Melodie daher kommt. Sehr gut die Stimmungswechsel, in denen Schopf sowie Gulino im Vordergrund stehen. Schon beim ersten Hören ertappt man sich dabei mitzusummen.
Die Jazzbesen einsetzend, wird es in "Happy Days" etwas sanfter, allerdings nicht minder dynamisch. Ein Genuss sind die immer wieder einfließenden Veränderungen der Rhythmik und Illenberger spielt ein Intermezzo mit Latin-Flair. Auch dezent eingesetzte perkussive Elemente bereichern die Atmosphäre.

Darf eine akustische Gitarre den Wohlklang einer Harfe haben?
Ich meine schon, denn zu Beginn von "Gloria" ist das überzeugend der Fall. War gerade von Percussion die Rede, ist es jetzt die Triangel. Mit Hilfe der Keyboards mischen sich Panflöten-artige Sounds ins ruhigere Geschehen.

"Fire" ist einer dieser Songs, die in ihrem Verlauf stetig mehr Energie aufbauen.
Bei Illenbergers Spiel kommt es einem manchmal so vor, als sei da mehr als nur eine Gitarre am Werk. Gulinos Bass pumpt heftig und durch ein Break setzt man dem Treiben ein Ende. Der anfängliche Faden wird aufgegriffen und es schleichen sich dezente Keyboard-Klänge ein.
Nach dem verträumten "Serene" folgt "Toxic" und jetzt heißt es: Anschnallen!
Diese knapp drei Minuten sind wirklich giftig. Der Track ist gleich mit mehren Gefahrensymbolen zu versehen. Eine furiose Nummer, die mit ihrem nach vorne gehenden Groove die Fußwippe aktiviert.

Ohne eine klassische Ausrichtung kommt diese Platte natürlich nicht aus.
"Impressa" ist Illenberger solo und das abschließende "Impressionata" wird dann wieder im Trio dargeboten. Fast sechs Minuten Spannung, zum Teil mit einem marschierenden Rhythmus von Schopf unterlegt. Die Dramatik löst sich für einige Momente in wunderschönen Melodien auf, nur um das Ende nochmals urwüchsig zu gestalten.

Das Ralf Illenberger Trio hat mit "Love Intense" eine sehr abwechslungsreiche Lehrstunde in Sachen akustischer Gitarre mit Begleitung abgeliefert, getreu dem RockTimes-Motto: »Nimm dir Zeit für gute Musik«.

Line-up:
Ralf Illenberger (guitars, keyboards)
Sandro Gulino (bass)
Bodo Schopf (drums)