"When I Sing" – so eröffnet Cathrine Jauer ihr erstes Soloalbum. Und wenn sie singt, dann schafft sie es, mich schon mit den ersten Tönen einzufangen und zu fesseln. Denn was sie singt und wie sie es singt, das kommt energiegeladen, eingängig und mit einer richtig positiven und intensiven Power rüber.
"When I Sing" - ein Song darüber, wie sie sich - auch in größter Verzweiflung, zwischen Tränen und Ängsten – lebendig fühlt, wenn sie singt. Man spürt förmlich, wie sie sich selbst aus dem übelsten Schlamassel raussingt - »from the bottom of my heart« - ja genau, ganz aus der Tiefe ihres Herzens scheinen die Töne zu kommen und genau dort auch beim Zuhörer zu landen.
Durch das gesamte Album ziehen sich dunkle Phasen eines Lebens als Thema und doch steckt Cathrines Musik so voller Kraft und Lebensfreude, dass man kaum glauben kann, dass es "So Easy" war aus diesen Löchern rauszukommen, wie ihre Songs das erscheinen lassen.
Ein Hauch Funk groovt in "Love Is Fading In Our Hearts". Mit sehr viel Gefühl, Tiefe und einem mitreißenden Violinensolo von Pete Sage überzeugt "How Do I Love Thee" und beide geben einen Hinweis darauf, wie sie aus den Tiefen herausgekommen sein könnte.
"Lay Me Down" beginnt in Singer/Songwriter Manier, hat im weiteren Verlauf aber durch Timo Ploogs cubanische Gitarre auch noch einen kleinen Anklang von Karibikfeeling im Schlepptau.
Die wehmütige Ballade "Bridges Burning", ursprünglich für J.R. Blackmore geschrieben, hat einen deutlichen Touch von Fernweh und Weite, doch bevor die Stimmung abgleitet, startet "You Want Me To Dance" fröhlich gepfiffen und swingt dann rockig vor sich hin. Kaum zu glauben, dass der Angebetete, der in diesem mitreißenden Song mit der kleinen Gitarre angesungen und angeschmachtet wird, kein Interesse zeigt, sondern »Only Plastic Boobs all night long« bei den »cheepest dancehall girls« bevorzugt.
"All You Believers" – Cathrines Hymne an die Macht der Liebe – für alle, die daran glauben, dass die Liebe »the one big thing« ist, das die Welt retten könnte, wenn wir nicht immer noch unfähig wären, sie in unserem Leben Platz finden zu lassen.
Der zweiten lebenserhaltenden und -verändernden Macht, dem Rock'n'Roll, widmet sie "Dear Life", DIE Nummer für alle Stehaufmännchen und -frauchen und alle, die es werden wollen. An der Gitarre wird sie dabei unterstützt von Milan Polak.
Danach kann als logische Konsequenz nur noch als Rausschmeißer der richtig sexy Rock'n'Roll "Shout Of Triumph" mit Saxophon und Motorensounds kommen – einer meiner absoluten Favoriten auf der Scheibe.
Wobei Favorit echt schwer ist, denn da ist kein bisschen beliebiges Geplätscher in den (leider nur) zehn Songs auf diesem Album. Jede Nummer hat ihren eigenen Charakter, aber allen gemein ist, dass sie von vorn bis hinten richtig-richtig gute Mucke sind, sauber produziert und mit ganz viel Können und Herzblut umgesetzt. Auf ihre 'Babies', wie Cathrine sie selbst im Booklet tituliert, kann sie wirklich stolz sein, Eins so schön und gelungen wie das Andere. Was mich – nach etwas Ringen mit mir selbst – schließlich dazu bewogen hat, den Tipp zu vergeben. Eigentlich wäre die leider relativ kurze Spielzeit DAS Gegenargument, aber auch das Einzige. Als Gegenpol ist hier jedoch ins Rennen zu werfen, dass wirklich keine einzige Durchschnittsnummer auf der Scheibe zu finden ist. Und dann doch lieber zehn richtig geile Songs, als nur um der Spielzeit willen noch 4 lauwarme Lückenfüller untergepflügt.
Nur sehr selten fesselt mich Musik vom ersten Hören an so stark und gewinnt auch nach etlichen Wiederholungen – ich schätze mal 30 Hördurchgänge waren es bestimmt – immer noch.
Cathrine Jauer ist für mich eine Ausnahmemusikerin, die nicht nur durch Wahnsinnsstimme, sondern auch Songwriting und Lyrics überzeugt.
Für RockTimes ist sie übrigens keine Unbekannte, denn auch wenn sie sich vom Hardrock ein Stück weit abgewandt hat, das, was schon bei First Child unsere Ilka begeistert hat, ist noch lange nicht vergessen.
Und so bleibt ihr nur zu wünschen, dass sie sich nach jedem (hoffentlich nicht zu oft auftretenden) Rückschlag wieder mit ihren eigenen Worten und Akkorden aufrichtet und berappelt, bis der mehr als zu gönnende Erfolg sich einstellt und dann auch in kräftig klingender Münze auszahlt:
»Go Cat Go
Don't give up
Even when life has knocked you down
It's Rock'n'Roll«
("Dear Life")
Line-up:
Cathrine Jauer (vocals, guitar)
Pete Sage (violin - #4)
Timo Ploog (guitar - #5)
Milan Polak (guitar - #9)
Conny Schrade (sax - #10)
Tracklist |
01:When I Sing
02:So Easy
03:Love Is Fading In Our Hearts
04:How Do I Love Thee
05:Lay Me Down
06:Bridges Burning
07:You Want Me To Dance
08:All You Believers
09:Dear Life
10:Shout Of Triumph
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