Spielzeit: 26:41 Medium: CD Label: Passport Audio/inakustik, 2007 Stil: Blues Review vom 29.06.2007 Norbert Neugebauer

Dass Elmore James der einflussreichste Slide-Gitarrist im Blues- und Rockbereich ist, seine Songs Standards und meistgecovert sind, brauche ich unseren Lesern sicher nicht zu erzählen. Und das, obwohl er schon 1963 gestorben ist.

Als Musiker hatte er selbst keine große Karriere geschafft und es gibt deshalb relativ wenig Aufnahmen unter eigenem Namen (knapp vierzig dürften es sein), dazu hat er als Sessionmusiker für andere seine schneidende Slide gespielt. Was auf zahlreichen Samplern vorhanden ist, hat zudem leider einen sehr bescheidenen Sound, da nutzten bislang alle technischen Aufpolierungen wenig.

Nun hat das auf Wiederveröffentlichungen und Recycling-Produktionen spezialisierte Passport-Label eine neue Compilation-Reihe von James aufgelegt, dessen zweiter Teil als "Rollin' & Tumblin'" (unter gleichem Namen gibt es auch andere Zusammenstellungen) vorliegt. No. 1 heißt "Everyday I Have The Blues" und enthält 16 Tracks. Der Nachfolger mit weniger bekannten Titeln bringt es nur noch auf 10 bei einer Gesamtspielzeit von äußerst dürftigen 27 Minuten.

Was könnte also zum Kauf dieser neuerlichen Zusammenstellung reizen, vielleicht endlich eine gelungene Restaurierung, die nicht nach Schelllack klingt? Nein, davon kann nicht die Rede sein. Noch immer tönt das dünn, blechern und von der Backing Band ist mehrfach nicht viel zu hören. Vor allem zwischen James' Gitarre und seiner Stimme einerseits und der Bläsersektion andererseits, ist die Diskrepanz oft groß. Andere Titel (z.B. "Make A Little Love To Me") sind nicht nur 'vintage', sondern 'echt antik' mit Kratzern und Knacksern.

Schauen wir mal auf den PR-Text:
»Trotz angeschlagener Gesundheit schaffte es der große Bluesgitarrist regelmäßig zwischen Chicago und seiner Heimat Mississippi zu pendeln und sein außergewöhnliches Talent anderen Musikern zur Verfügung zu stellen. Diese einmalige Kollektion zeigt die zahlreichen Facetten des Elmore James«.
Sorry, auch damit kann ich wenig anfangen. Auf dem Einblatt-Cover gibt es keinerlei Infos zu den Aufnahmen, also auch nicht, ob James vielleicht hier als Studio-Gast bei Kollegen mitwirkte, die seine Titel spielten. Es klingt jedoch sehr nach den Originalen. Und die »Facetten«? Klar ist James mehr als nur der Slide-Hengst von "Dust My Broom" oder "Shake Your Money Maker", aber sooo anders sind die Nummern hier auch nicht. Er spielt mal verhaltener oder phasenweise ohne Bottleneck, aber die legendären Trademarks - verstärkte, verzerrte Slide und hohe, bellende Stimme - sind immer da. Das Highlight ist zweifellos der Titeltrack mit einer fast schon latin-mäßig agierenden Rhyhtmusgruppe.

So kann dieser Elmore James-Sampler bestenfalls als Appetit-Häppchen oder als Ergänzung zur Folge 1 dienen, Blues-Fans bekommen hier nichts Neues auf den Teller. Also wer hat was von dieser neuerlichen Zusammenstellung?
Wer wohl ... - Shake Your Money Maker!