RockTimes: Hi, Jaana! Zunächst mal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst... und mir 'brennen' wirklich ein paar Fragen unter den Nägeln. Zunächst mal zum Bandnamen: Mal lese ich Jaana Redflower, mal schlicht - wie auf dem Cover - Jaana. Wie lautet der Bandname nun wirklich?
Jaana: Jaana ist der ursprüngliche Name - das Ganze hat ja als Soloprojekt begonnen. Als es dann zum Bandprojekt wurde, stand die Frage im Raum, ob wir das Ganze umbenennen. Wollten die anderen aber nicht. Jaana Redflower ist erst letztes Jahr daraus geworden, weil die Domain für die Website schon vergeben war. Das hat uns so gut gefallen, dass wir es beibehalten haben. Hauptsache, Jaana wird mit drei 'a' geschrieben.
RockTimes: Was soll die rote Stoffblume, die Du stets im Haar trägst, in diesem Zusammenhang symbolisieren?
Jaana: Die rote Blume hat ihren Ursprung in einem Uni-Kurs (Kommunikationstheorie, ein Nebenfach von mir), als wir über Symboliken und das Coporate Identity-Kreieren gesprochen haben, Erkennnungsmerkmale halt. Da wollte ich - damals noch mit dem Folk-Soloprojekt - FlowerPower-Symboliken. Die Blume ist dann geblieben.
RockTimes: Wie bist Du damals zum Folk gekommen? Beim Stöbern im Vinyl-Rack der Eltern?
Jaana: Nein, über Mittelalter-Folk, übers DSA. Und ein bisschen vermutlich, weil ich als erstes im Folkclub im Zentrum Altenberg in Oberhausen auf der Open-Stage gelandet bin und die Leute mich dort beeinflusst haben.
RockTimes: Wir hatten gerade Euer Album Back To The Roots in der Mangel und es wusste zu gefallen! Zu welchen Wurzeln wollt Ihr zurück?
Jaana: Zurück zur Rockmusik! Zwischendurch hab ich Folk gemacht, als ich solo unterwegs war. Selbst wenn man Rocksongs auf der Akustikgitarre spielt, denken die Leute ja immer automatisch, dass das dann 'Singer/Songwriter' ist. Wollte ich nicht mehr - ich wollte ja die ganze Zeit über Rockmusik machen. Als ich dann endlich (wieder) eine Band hatte, bin ich dann sozusagen zu den Wurzeln zurückgekehrt.
RockTimes: Zu 'Deinen' Wurzeln?
Jaana: Zu meinen, übrigens auch zu denen von unserem Drummer Adi. Der kommt ja aus einer Krautrockband: Baumstam.
RockTimes: Uiii, viele Grüße an ihn! Baumstam gehört zu unseren Leib-und-Magen-Bands...
RockTimes: Angesichts der angenehm minimalistischen Instrumentierungen, schrieb ich etwas von »back to the song«. Also der Reduktion auf das Wesentliche - den Song eben. Kannst Du dieser Aussage etwas abgewinnen?
Jaana: Kommt auf den Song an. Interessant ist aber, dass der Song auf jeden Fall auch in Minimalbesetzung funktionieren muss. Selbst orchestrale Kompositionen lassen sich auf wenige Grundthemen reduzieren. Und wenn der Song in der Minimalbesetzung nicht funktioniert, dann ist er auch nichts mit ganz viel Drumrum.
RockTimes: Was siehst Du als den 'roten Faden' der sich durch "Back To The Roots" zieht?
Jaana: Thematisch hat das Album einen groben Faden: Es beschäftigt sich mit seelischen Abgründen. Ist aber kein Konzeptalbum, denn dazu will man viel zu viele Songs in sein Debütalbum packen. Wir hatten fast 30 zur Auswahl und haben dann selektiert.
RockTimes: Du hast ja die meisten Stücke komponiert. Welche Stilrichtungen haben Dein Musikverständnis geprägt. Welchen Einfluss hatten dabei Post Punk und New Wave?
Jaana: Klassische Musik hat mich auf der einen Seite beeinflusst, auf der anderen Seite die Rockmusik der Sechziger und Siebziger, insbesondere Deep Purple. Dann noch The Doors, Jimi Hendrix, Janis Joplin und später Portishead, The Prodigy, Massive Attack... vielleicht noch Grunge, wie das "Songs For The Deaf"-Album von Queens Of The Stone Age. Und Tool hat mich sehr beeinflusst. Das ist meine Lieblingsband, schon seit Jahren. Post Punk und New Wave sagt mir so nichts. Würde sagen, dann hat es mich nicht so beeinflusst oder ich kenn' schlichtweg die Stilbezeichnungen so nicht.
RockTimes: Aber Jaana Redflower klingt anders - sehr eigenständig. Das gefällt mir...
Jaana: Mir auch. Deshalb schreiben wir ja jetzt auch Jaana Redflower statt Jaana.
RockTimes: Ich hatte den deutlichen Eindruck, diverse sehr ansprechende Keyboardpassagen herauszuhören, finde allerdings keine entsprechenden Angaben auf dem Digipak. Wer von Euch hat diese eingespielt?
Jaana: Das sind MIDI-Sounds, die von mir arrangiert wurden. Live setzen wir das um, indem ich an meiner Gitarre einen MIDI-Tonabnehmer habe. Dann spiele ich halt Orgel oder Synthies über die Gitarre.
RockTimes: Wäre ein fester Keyboarder im Line-up eine Option, damit Du mehr Freiheiten auf der Gitarre und der Querflöte hast? Oder möchtest Du genau diesen reduzierten Trio-Sound?
Jaana: Keyboarder wär' schon nicht schlecht, vor allem, damit ich mehr Querflöte spielen kann. Live ist das sonst oft schwierig umzusetzen. Alternativ hatten wir auch an einen Gitarristen gedacht, falls wir keinen Keyboarder finden. Aber erstmal wollen wir, dass zu dritt alles steht. Haben ja noch ein paar neue Stücke, an denen wir rumfeilen.
RockTimes: Ihr habt ja aktuell die Band umformiert. Warum ist Adrian Klawitter vom Bass ans Schlagzeug gewechselt und wie macht sich der neue Bassist Jan Jerig?
Jaana: Ich wollte Adi schon direkt am Schlagzeug haben, aber dann fanden wir spontan einen Drummer. Als der uns im Stich gelassen hat, sind wir zum ursprünglichen Plan gewechselt. Jan hat uns dann angesprochen, als er gerade einen PoetrySlam gewonnen hatte, auf dem wir das Rahmenprogramm (zu zweit und akustisch) gemacht haben. Auf jeden Fall treibt Jan das ganze Projekt gut voran, vor allem live. Er hat halt eine super Bühnenpräsenz und nimmt mir da einiges an Arbeit ab.
RockTimes: Was hat sich dadurch für Jaana Redflower verändert? Wenn ich Eure aktuellen Videos anschaue, habe ich den Eindruck, dass Ihr nun etwas 'härter' als auf der CD klingt...
Jaana: Dass es härter klingt, liegt am Schlagzeuger. Und die Songs, die ich nun schreibe, sind auch härter. Die alten Songs mussten noch einzig mit Akustikgitarre und Gesang funktionieren. Jetzt muss ich darauf keine Rücksicht mehr nehmen.
RockTimes: Magst Du etwas zu Deinen Texten erzählen? Ich hab den Eindruck, dass sie ziemlich düster sind... Wie ist in diesem Zusammenhang der Kontrast mit der 'fröhlich-bunten' roten Blume in Deinem Haar zu sehen?
Jaana: Ich finde Gegensätze und Kontraste faszinierend, jeder hat ja zwei oder mehr Seiten in sich. Ja, die Texte sind düster. Ich kann mich in fröhliche Sachen beim Singen nicht so reinversetzen.
RockTimes: Was inspiriert Dich zu diesen düsteren Texten?
Jaana: Meine dunkle Seite [lacht].
RockTimes: War es für Dich jemals eine Option, auf Deutsch zu texten und zu singen?
Jaana: Das war eine Option. Das Projekt ist ja aus meiner Rolle als Bardin in einer DSA-Gruppe erwachsen, für die ich dann Mittelalter-Texte auf Deutsch geschrieben habe. Vorher hab ich gar nicht gesungen, nur E-Gitarre in Rock-Bands gespielt. Als ich dann rockig genug singen konnte, hab ich auch rockigere Songs geschrieben. Das liegt mir mehr, also hab ich das Mittelalterliche auf Deutsch zu singen sein gelassen.
RockTimes: DSA (Das schwarze Auge) - klingt spannend. Erzähl' doch mal... Warst Du die Bardin real oder im Rollenspiel?
Jaana: Zunächst im Rollenspiel - dann wollte ich das auch in echt. Wir haben aber nur Pen&Paper gemacht, kein LARP. Der Schritt in die Realität führte mich dann direkt auf die Bühne. Da kommt übrigens auch der Name 'Jaana' her. Mein erster DSA-Charakter hieß Jaana, war aber Druidin - angelehnt an die Jaana aus "Ultima VI". Deshalb auch die Schreibweise mit drei 'a'. Meine Bardin hieß Alanda. Hat zwar auch drei 'a', fand ich als Name aber doof. Also hab ich den Charakter von der Bardin genommen und dann den Namen Jaana dazu.
RockTimes: Als meine persönlichen Favoriten haben sich "Stranger In The Desert", "Seventh Room" und "Fallen Cities" herausgeschält. Was sind Deine Lieblingsnummern und warum?
Jaana: Ich glaub, das geht fast jedem so, mit "Seventh Room" und "Fallen Cities". Haben wir auch alle in der Band so empfunden. Interessant ist, dass live "Out Of Control" am besten ankommt, wobei "Fallen Cities" auch gut geht. "Stranger In The Desert" funktioniert live leider nicht so. Für flüssige Übergänge müsste ich da zwischendurch die Querflöte wegwerfen. Das muss dann doch nicht sein... [grinst] Warum genau die funktionieren? Hab ich keine Ahnung...
RockTimes: Völlig aus dem Rahmen fällt für meinen Geschmack "Purple Feathers". Wie kam es hier zu den tollen, leicht jazzig klingenden Elementen und wer bläst dieses fulminante 'Trötensolo' (und vor allem: worauf)?
Jaana: "Purple Feathers" ist einer der ältesten Songs auf dem Album. Wobei ich Jazz eigentlich nie gemacht hab, höchstens auf Sessions. Das Trötensolo ist von mir, auf einer Kazoo gespielt.
RockTimes: Schwer tat ich mich dagegen mit den Techno-Beats bei "Love Like Hell" und "Neon Lights". Wieso habt Ihr hier zu diesen Stilmitteln gegriffen? Jaana: Streng genommen hat ja auch "Fallen Cities" einen elektronischen Beat. Wie ich schon sagte, höre ich auch sehr gerne The Prodigy, Massive Attack, Portishead… Unser einziger Coversong im Live-Programm ist ja auch von Portishead, "Glory Box". Da musste auch mal eine andere Seite raus. "Love Like Hell" würden wir jetzt vermutlich auch mit Schlagzeug aufnehmen, so wie wir ihn auch live spielen.
RockTimes: Wohin soll die Reise von Jaana Redflower gehen? Wie sehen die mittelfristigen Planungen aus?
Jaana: Ich möchte weiter Kunst mit der Musik verbinden. Wir haben einige Videos mit 3D-Animationen geplant. Langfristig arbeite ich an einer Leinwand-Bühnenshow mit visuellen Effekten. Wir arbeiten bereits an einem weiteren Album, vermutlich dauert es aber zwei bis drei Jahre, bis das nächste kommt.
RockTimes: Bislang hast ja zumeist Du komponiert. Schreibt Ihr die Songs jetzt gemeinsam und wollt Ihr sie zuvor live 'ausprobieren'?
Jaana: Ich schreibe immer noch alleine. Allerdings stammen ein paar Songs von Adi und mir. Auf der CD sind das "Stranger In The Desert" und "Fallen Cities". "Like A Machine", der ist aber erst nach dem Album entstanden, ist auch von uns beiden.
RockTimes: Was bekommt ein Veranstalter und was darf das Publikum erwarten, wenn Ihr zu einem Gig gebucht werdet?
Jaana: Wir sind zuverlässig, spontan und flexibel. Außerdem sind wir - glaub ich - ziemlich unkompliziert. Das Publikum darf erwarten, dass wir alles geben, mit Druck spielen, coole Songs spielen - auch wenn das natürlich auch Geschmackssache ist - und nachher persönlich ansprechbar sind.
RockTimes: Wie wichtig ist Dir dieser persönliche Kontakt?
Jaana: Ich mag gerne die Leute um mich herum persönlich kennenlernen. Nicht vor amorphen Massen stehen. Das Unpersönliche ist auch das, was mich am meisten ärgert, vor allem bei Bürokratie und Ämtern. Da sollte ich auch mal einen Song drüber schreiben.
RockTimes: Aber unbedingt! ;-)
RockTimes: Noch eine Message an unsere Leser? Hier kannst Du sie loswerden, wenn Du magst...
Jaana: Bitte tanzt mehr!!
RockTimes: Erkläre doch mal bitte einem Tanzmuffel, warum das Tanzen derart wichtig ist...
Jaana: Macht Stimmung - macht Spaß, das von der Bühne aus zu sehen. Wenn mir eine Band richtig gut gefällt, tanz ich auch. Und zuhause, wenn ich Musik höre - meist gegen Mitternacht... dann erst recht.
RockTimes: Auch Du musst meine obligatorische Scherzfrage zum Schluss beantworten: Was wolltest Du schon immer mal von einem Interviewer gefragt werden und warum?
Jaana: Wieso hast du schon mal jemanden mit Bananen in der Badewanne beworfen? Warum? Weil ich gerne verrückte Kunstaktionen mache.
RockTimes: Schon mal mit Bananen nach dem Publikum geworfen???
Jaana: Nein, aber ich durfte mal auf einer Offenen Bühne als Teil der Performance eine Banane aufessen.
RockTimes: Das öffentliche Schlachten einer Banane... Das, liebe Leser, ist wahre Aktionskunst. Hermann Nitsch hätte seine helle Freude daran ;-)
Besten Dank, werte Jaana, für dieses kurzweilige Gespräch und: Viel Erfolg für Jaana Redflower!
Unser Dank geht außerdem an Gerd Lange (Bild 1) und Markus Rennings (Bild 2) für die freundliche Überlassung der beiden Bandfotos!
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