»Jane wird es so lange geben, wie ich lebe«, hat Peter Panka, Gründungsmitglied, Schlagzeuger und Sänger der Hannoveraner Band Jane einmal gesagt. Und der Mann hat bis heute, come rain or shine, Wort gehalten.
Nicht, dass das jetzt bahnbrechende Neuigkeiten wären, denn nach den sensationell erfolgreichen Zeiten in den 70ern und den mehr oder weniger stillen Jahren ab ca. Mitte der 80er, stiegen die alten Helden in fast Originalbesetzung (neben Panka in Form von Charly Maucher am Bass und Gesang, sowie Werner Nadolny an den Keyboards) im Jahr 2002 mit dem Album "Genuine" wie Phönix aus der Asche wieder empor.
Innerhalb kürzester Zeit folgten dann "Live 2002" und das den Studio-Vorgänger sogar noch übertreffende "Shine On". Das seither konstante Line-up wird durch Klaus Walz (Ex- Epitaph) an der Gitarre vervollständigt.
Es hat zwar ein bisschen gedauert, aber jetzt liegt der nächste Longplayer mit "Voices" endlich vor. Und um es vorwegzunehmen: Das Warten hat sich gelohnt! Und gleich noch was im Voraus: "Voices" ist eine faustdicke Überraschung!
Wandelte man auf "Genuine" und "Shine On" trotz neuer Songs doch mehr oder weniger auf alten Pfaden (was ausdrücklich nicht negativ gemeint ist), so ist das neue Album ein deutlicher Schritt nach vorne. Sicherlich unverkennbar Jane und dennoch: Alles wie immer und trotzdem alles neu.
Logisch, dass die Trademarks, wie Nadolnys schwere und melancholische Keyboardakkorde mit geschmackssicheren und schönen Melodien, Mauchers starker Gesang, sowie sein solider, wie auch verspielter Bass, feine
Gitarrenmelodien und letztendlich Pankas souveränes Drumming und charismatische Vocals, nach wie vor vorhanden sind. Den Unterschied machen diesmal die Songs, bzw. das Songwriting, das insgesamt rockiger, experimenteller, noch durchdachter und detailierter ausgefallen ist.
Der Song "Tomorrow" startet das Album und die ersten Takte lassen direkt an "Fire, Water, Earth & Air" denken, bevor die flüssigen Anfangsakkorde von einem Stakkato-mäßgen Gitarren-Riff in den Strophen abgelöst werden
und Panka im Verlauf zeitweise ungewohnt heftig und ungestüm singt. Dazu ein starkes Gitarrensolo und ich sitze erstmal da und denke: »Wow, was für ein Opener«.
Peter Panka und Charly Maucher teilen sich bei "Much Too Much" den Gesang zu einem coolen Gitarren-Riff von Klaus Walz. Starke Melodien und Nadolnys Keyboards weit im Hintergrund lassen auch diesen Song eher ungewöhnlich und dennoch überzeugend erscheinen. Mit "The Last Time" geht es dann zum ersten Mal etwas ruhiger zur Sache, wobei alle Bandmitglieder (Nadolny sowohl an den Keyboards, wie auch am Piano) einen super Job verrichten.
Song Nr. vier bietet dann mit der Wiederaufarbeitung von "Voice In The Wind" (erstmals auf dem Album "Between Heaven And Hell" von 1977 veröffentlicht) die nächste Überraschung. Waren auf der ursprünglichen Version noch der
Keyboard-Klangteppich und Pankas geisterhaft hinzugemixte Stimme prägend, so steht hier eindeutig der Gesang im Vordergrund. Die Drums sind mehr nach vorne und die Keyboards etwas weiter nach hinten gemixt. Nach wie vor ein sehr atmosphärischer und starker Song, bei dem sich ab sofort jeder seine Lieblingsversion aussuchen darf.
"Carry On" ist ein cooler Midtempo-Rocker mit Charly Maucher am Gesang, der von "Dawn", dem typischsten Jane-Song des Albums gefolgt wird. Sämtliche Stärken, die Jane in ihrer Karriere aufweisen konnten, sind hier enthalten. Warme, in verträumte Welten führende Keyboards, mächtige Gitarrenakkorde, Soundeffekte und eine Jane-typisch melancholische Atmosphäre, abgerundet durch Pankas gefühlvollen und charismatischen Gesang.
Der Chor gegen Ende des Songs erinnert nochmal etwas an "Between Heaven And Hell", bevor ein weiteres superbes Gitarrensolo den Song beschließt.
So, Freunde, nun hat man gerade mal erst die Hälfte des Albums hinter sich, ist emotional allerdings schon durch mehr Achterbahnfahrten 'gespielt' worden, als das so manch andere Band auf ihren letzten beiden Alben hinbekommen hat. Wahnsinn, wie viel da drinsteckt!
Mauchers "Always On The Run" ist dann ein etwas entspannterer, mehr straighter Rocker (mit nachdenklichem Text), dennoch keineswegs schwächer. Ein angenehmer Stimmungswechsel mit starkem Gesang. Zu einem komplett neuen Ansatz in der Bandgeschichte führt dann "Come To Me". Mit einem Keyboard und Gitarre im Hintergrund, aber extrem Drums/Percussion-bestimmten Song wird man in orientalische, bzw. südasiatische Gefilde entführt. Direkt fortgeführt von "Gentlewoman", wobei hier die Sitar sogar noch ausgeprägter ist. Und Maucher überzeugt ein weiteres Mal am Mikro.
Mit Panka bei "Words" am Gesang und noch einmal Maucher bei "Welcome To The
Club" (erneut Abwechslung durch den Einsatz von Akustikgitarre) geht es in den Schlussspurt. "Romance", ein wunderschönes, aber leider viel zu kurzes Instrumental, beschließt danach ein hammerstarkes Album.
Abschließend müssen gleich mehrere Dinge als Fazit genannt werden:
1.) Abgesehen von den ohnehin schon starken Songs gewinnt die ganze Chose durch die ausgefeilten Arrangements und der Liebe zu Details ungemein. Das Album erschließt sich einem auch erst vollkommen bei mehrmaligem Hören. Und je öfter man es hört, desto mehr Feinheiten stellt man fest. Ich habe mittlerweile ca. 20 Durchläufe von "Voices" hinter mir und entdecke immer
noch Parts, die mir vorher gar nicht aufgefallen waren. Wahnsinn!
2.) Asche auf mein Haupt, da ich zugeben muss, dass ich trotz meinen fast 25 Jahren als glühender Fan der Band, den Jungs ein solches Album nicht mehr zugetraut hätte. Hut ab und Respekt, die Herren!!!
3.) Dass alle Musiker Könner ihres Fachs sind, ist nichts Neues. Besonders auffällig auf "Voices" und mein heimlicher Gewinner ist jedoch Klaus Walz, der hier mit Abstand seine beste Gitarren-Arbeit auf einem Jane-Studioalbum
abgeliefert hat.
4.) Das Album hat einen supergeilen Sound, was neben der guten Produktion wohl auch auf das Mastering von Eroc zurückzuführen ist.
Einziger Kritikpunkt ist das doch eher dürftige Booklet der CD, das keinerlei Angaben zu Songwriting-Credits oder eventuellen Gastmusikern enthält. Da das Werk auf dem ganz jungen, bandeigenen Label Cool & Easy Records erschienen ist, drücke ich aber mal ein Auge zu und schiebe es auf das sicherlich noch begrenzte Budget.
Wie uns Klaus Walz mittlerweile aber mitgeteilt hat, wird die CD-Version, die ab dem 01.Februar 2007 auf dem Markt sein wird, ein ausführlicheres Booklet haben, bei dem viel genauer auf die Produktion eingegangen wird und in dem auch alle Informationen enthalten sein werden.
Ich will nicht zu weit in der Zeit zurückgehen und Äpfel mit Birnen vergleichen, aber "Voices" ist definitiv das beste Jane-Album seit über 25 Jahren.
Ein wahrer Schatz!!!
Line-up:
Peter Panka (Vocals, Drums)
Werner Nadolny (Keyboards)
Charly Maucher (Bassguitar, Vocals)
Klaus Walz (Guitars, Vocals)
Tracklist |
01:Tomorrow
02:Much Too Much
03:The Last Time
04:Voice In The Wind
05:Carry On
06:Dawn
07:Always On The Run
08:Come To Me
09:Gentlewoman
10:Words
11:Welcome To The Club
12:Romance
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