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Janis Joplin / The Pearl Sessions
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Mit großer Spannung habe ich auf diese Doppel-CD gewartet, die vor allem durch den zweiten Silberling mit Studio-Outtakes bereits im Vorfeld sehr viel versprach. Das Original-Album "Pearl", das Janis' letztes war und noch nicht einmal vervollständigt werden konnte (am Tag, an dem sie den Gesang zum letzten Song "Buried Alive In The Blues" aufnehmen sollte, wurde sie im zarten Alter von 27 Jahren tot in einem Motel-Zimmer aufgefunden), sollte ohnehin in jedem halbwegs ernst zu nehmenden Rock-Haushalt ein gut gehüteter Schatz sein.
Und um bei "Pearl" zu bleiben: Was soll man zu (hoffentlich) überall bekannten Songs wie "Me And Bobby McGee", "Mercedes Benz", "Cry Baby", "Get It While You Can" oder "Move Over" eigentlich noch groß schreiben, was nicht bereits tausendfach durch den virtuellen sowie physischen Blätterwald ging? Genau, Wiederholen und das x-te Zerkauen dieser grandiosen Tracks möchten wir uns hier sparen. Zum eigentlichen Album auch nur noch soviel: Wer die Scheibe noch nicht in- und auswendig kennt und die etwas weniger bekannten Stücke dieses Albums noch gar nicht gehört haben sollte, dem seien auf jeden Fall noch das grandiose "My Baby" und mein eigentlicher Favorit "A Woman Left Lonely" (was für ein Hammersong!!!) ans Herz gelegt.
Als Ergänzung gibt es auf CD 1 noch mal sechs der Stücke in der Mono-Version. Und zwar so, wie sie damals für die Single-Auskopplungen abgemischt wurden. Ein schöner Bonus! Was das Herz des Joplin-Liebhabers aber höher schlagen lässt, ist der zweite Rundling, der über insgesamt zwanzig Aufnahmen verfügt, bei denen es sich jeweils (von den beiden Live-Tracks abgesehen) um 'work in progress' handelt. Da sind alternative Versionen zu finden, missglückte Anfänge wie Mittelteile oder auch mal der eine oder andere Versinger der Hauptperson, ebenso wie Gespräche zwischen den Musikern oder einem polternden wie die Zügel sehr fest in seiner Hand haltenden Produzenten Paul Rothchild
(u. a. The Doors). Herrlich ist auf der zweiten CD natürlich vor allem die Kommunikation der Beteiligten. Nur mal als einziges Beispiel: Nachdem Janis einen Track bereits ziemlich am Anfang verbockt hat, meint sie zunächst: »…Oh shit, ich hab's vermasselt... kommt schon, jetzt schimpfe halt mal jemand mit mir!« Als Reaktion von der Band (...Stimmengewirr...): »Ooooh Janis... Bekomm es endlich auf die Reihe, Janis... Nicht zu fassen, Janis... So klappt das nie, Janis...«, woraufhin sie dann plötzlich beleidigt und schlagfertig erwidert »Dann besorgt euch halt einen anderen beschissenen Sänger...« Und dies ist nur eine von vielen Situationen, wo eine pralle Portion Humor bzw. Situations-Komik sehr gut durchkommt.
Durch den Fakt, dass ein paar Mal auch gleich mehrere Takes des selben Songs hintereinander folgen, kann man dessen Entwicklung auch noch hervorragend nachvollziehen, dazu, dass vor allem der Produzent (Rothchild) und (weniger, aber auch) Janis das Sagen hatten und man somit auch die Höhen und Tiefen eines Studiotages nachvollziehen kann. Schließlich kommt man durch das Anhörender Gespräche auch der Person bzw. dem Charakter von Janis Joplin ein kleines Stückchen näher. Alleine dadurch ist diese Ausgabe also schon pures Gold für die Fans der in Texas geborenen Vokal-Akrobatin.
Ansonsten glänzen ganz starke Alternativ-Versionen von "Cry Baby", "A Woman Left Lonely" und "My Baby". Von der Planung her war die Unternehmung wohl ziemlich stramm und straff, denn Songs neben den finalen zehn auf dem Album sind Mangelware. Da ist lediglich der Track "Pearl", der allerdings hier noch vollkommen ohne Gesang auskommen muss. Und dann wäre da noch das zumindest 1970 oft auf der Bühnegespielte "Tell Mama", wobei nicht deutlich wird, ob dieses Stück je für das vorliegende Album vorgesehen war. In der Live-Version ist es allerdings auch hier vertreten, ebenso wie eine Bühnen-Fassung von "Half Moon".
Das Fazit kann also nur sein: Janis-Fans MÜSSEN hier zugreifen! Wer dieses Album tatsächlich noch nicht besitzen und lieben sollte bzw. sich erstmal an die beste Blues-Sängerin aller Zeiten herantasten will, kann zwar ebenfalls nichts falsch machen, könnte sich aber wahlweise auch mit eventuell zur Zeit günstigeren Scheiben der Amerikanerin behelfen.
Und schließlich: Wären alle - von wem auch immer - bisher erschienenen CDs/Platten mit Outtakes so ergiebig und zufriedenstellend wie diese, dann würde man sich über die eine oder andere in der Vergangenheit leichtfertig verschleuderte Eurone nicht mehr so sehr ärgern. Sehr, sehr geiles Teil!
Line-up:
Janis Joplin (vocals, acoustic guitar - #9 on CD 2) The Full Tilt Boogie Band: Brad Campbell (bass) Clark Pierson (drums) Ken Pearson (organ) John Till (guitars) Richard Bell (piano) With: Sandra Crouch (tambourine) Bobbie Hall (conga, bongos) Bobby Womack (acoustic guitar - #9 on CD 1) Phil Badella (background vocals) John Cooke (background vocals) Vince Mitchell (background vocals)
Externe Links:
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