Die Franken hatten gerufen und bereits lange im Vorfeld stand fest, dass es ein volles Haus werden würde und es war somit ratsam, sich rechtzeitig seine Eintrittsberechtigung zu sichern. Nachdem nun gerade das neue Album auf dem Markt ist und auch die Scheibe davor gut angenommen worden war, zudem ein Buch im Raum steht und die Combo auch ansonsten für einen hohen Unterhaltungswert verantwortlich zeichnet, konnte man sich den Gig im Rock Temple wahrlich nicht entgehen lassen. Der Bekanntheitsgrad der Band hat das deutsche Hoheitsgebiet mittlerweile längst verlassen, aber auch der des niederländischen Tempels ist im Gegenzug über die Grenze zu uns geschwappt. Dementsprechend fanden sich auf dem Parkplatz vor der Kultstätte nicht nur gelbe Kennzeichen, sondern eben auch viele aus Deutschland, nicht zu vergessen die Kollegen aus Belgien.
Neben schwarzer Kleidung dominierten an diesem Abend natürlich Accessoires und Applikationen in der Farbe Rosa, bei Fans der Fun-Metaller durchaus gängig und ausnahmsweise mal nicht ehrenrührig, machte doch die Band schon vor langer Zeit die rosa Kutte zu ihrem Markenzeichen und somit 'gesellschaftsfähig'.
Ohne großes Brimborium mit einer Vorgruppe, sorry, einem Support Act, ging es pünktlich los und der musikalische Maschinentelegraph des Rock Temple stand auf 'Metal Party'. Mit dem Opener "I Don't Like Metal" (Dreadlock Holiday) nahm der Kahn langsam aber sicher Fahrt auf. Alles, nun ja fast alles, was die vier Jungs aus dem Frankenland üblicherweise live zum Besten geben, ist in irgendeiner Form gecovert, entlehnt oder auch als Hommage mit einem zwinkernden Auge zu verstehen. Bis heute gibt es viele Interpreten, die ihre Zustimmung zur Nutzung ihres Materials nicht geben. Die grundsätzliche Haltung zur Wahrung geistigen Eigentums soll hier nicht diskutiert und auch nicht bewertet werden. Fazit ist, es blieb für uns an diesem Freitagabend noch genügend Material übrig, um das Wochenende perfekt beginnen zu lassen.
Teil der Show waren die immer wieder gut eingeflochtenen und auf die jeweilige Situation oder die hiesige Location bezogenen Zwischenansagen. So wurde direkt zu Beginn das Nationalitätenverhältnis im Zuschauerraum ausgelotet und konstatiert, dass unsere niederländischen Nachbarn doch wirklich besser aufgestellt sind, beherrschen sie doch zumindest drei Sprachen: »You speak Holländisch, Dutch und Netherlandish«. Und in genau diesem Tenor ging es weiter durch den Abend, ohne Rücksicht auf Verluste. Rod Stewart wurde ebenso wenig geschont wie unsere alte deutsche 'Bolle'-Kindergartennummer, die mit schlüpfrigen Texten versehen war. Das von allen Mann erwartete "Vamos-a-la-playa-Geh-mer-halt-zu-Slayer" wurde genauso abgefeiert wie das altbekannte "Gänseblümchen" oder "Head Bang Boing". Man setzte ab und zu noch kleine zusätzliche Akzente durch den Einsatz der 'Krankenschwester', des 'Messdieners' oder des 'Nummerngirls' in Form des fünften Mannes auf der Bühne, der in wechselnden Outfits zur optischen Erheiterung beitrug. Sehr schön auch die immer wiederkehrende Danksagung des Shouters Vito nach den Songs: »Dank je wel, Kerkrade!« - erwidert mit »Alstublieft, Vito!«
Kleine Gimmicks wie bei "Ace Of Spades" sorgten immer wieder für zusätzliche Erheiterung. Gitarrist und Sänger Hannes setzte sich auf ein niedriges Höckerchen, um dem weit über ihm hängenden Mikro eine ähnliche Wirkung wie bei Lemmys Auftritten zu geben, Stimme auf rau und versoffen gestellt und ab ging es mit einer ganz sachten Cover-Version. Und weil die seichten fünf Minuten gerade so schön waren, gab es obendrein noch den "Griechischen Wein" von Udo Jürgens, der auf die fränkische Heimat der Band und deren Bier umgetextet war.
Ohne das "Glaubensbekenntnis" mit kniender Menge oder den geliebten "Verteidiger" kann kein Fan von J.B.O. nach Hause gehen und so wurden auch diese Songs effektvoll zelebriert.
Die Zugabe, deren Darbietung ich als absolut unerlässlich angesehen habe, um nicht das Wohl der Besucher und des Inventars zu gefährden, reduzierte sich statt der ausgewiesenen Titel um "Wir Ham N Party", da Drummer Wolfram an Kotzerei litt und den Gig sowieso nur unter Aufbietung seiner letzten Reserven durchziehen konnte. Allergrößter Respekt, dass es trotzdem gut über zwei Stunden waren. Auch sein "Bad in der Menge" im Anschluss war auf das Allernötigste gekürzt. Die Kollegen Vito, Hannes und Ralph haben ihn jedoch in ihren langen rosafarbenen Bademänteln würdig vertreten. Letzte Worte eines belgischen Freundes, denen ich nichts hinzufügen kann: »Crazy Germans!« - aber gut…
Herzlichen Dank an Vito C. für die Setlist - ganz coole Sache!
Line-up:
Vito C. (vocals, guitar)
Hannes G. Laber Holzmann (vocals, guitar)
Ralph Bach (bass)
Wolfram Kellner (drums)
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