Jefferson Airplane / High Flying Bird
High Flying Bird Spielzeit: 38:03
Medium: CD
Label: Music Avenue, 2006
Stil: Psychedelic


Review vom 02.11.2006


Jürgen Bauerochse
Im nächsten Sommer jährt sich das 'Monterey International Pop Festival' zum vierzigsten Mal. Somit ist es dann also vier Jahrzehnte her, dass die Rockmusik durch Auftritte von Jimi Hendrix, Janis Joplin, der Butterfield Blues Band, den Byrds und vielen anderen Acts total revolutioniert wurde.
Von nun an standen 'freie Liebe', bewusstseinserweiternde Drogen und auch musikalische Experimente mit wilden, verzerrten Tonfolgen und abgefahrenen Lightshows im Mittelpunkt des Interesses. Alle Teile des bürgerlichen Establishments wurden in Frage gestellt und waren in den meisten Fällen ganz schnell verpönt.
Eine Gruppe, die in diesem Zeitraum und genau mit dieser Gesinnung bekannt wurde, war die Westcoast Band Jefferson Airplane aus San Francisco. Floppte ihr Plattendebüt "Takes Off" ( noch mit Shouterin Signe Anderson) durch zu viele Folk-Einflüsse und langweilige Akustik-Parts noch total, so stieg die Truppe mit dem Einstieg von Grace Slick sehr schnell zu lokaler Berühmtheit auf.
Nach ihrem Auftritt am 17. Juni 1967, auf eben diesem Festival in Monterey, waren sie jedem Rockmusikfan all over the world ein Begriff. Jetzt hatten Jefferson Airplane ihren Stil endgültig gefunden und dokumentierten durch, teilweise heftig umstrittene Acid-Songs wie "White Rabbit" die Aufbruchsstimmung der anstehenden Flower-Power Bewegung.
Und jetzt liegt endlich ein, wenn auch mit ca. 38 Minuten, nicht gerade langer Konzertmitschnitt von ihrem Auftritt auf diesem Festival vor. Wurde auch langsam Zeit, denn hätte man mit der Veröffentlichung noch länger gewartet, wäre dann wohl noch so mancher Zeitzeuge dieser Epoche nicht mehr am Leben!
Die remasterten Aufnahmen kommen für Mitschnitte aus den Sixties in recht guter Qualität rüber und klingen sauber und klar. Musikalisch darf man natürlich keine Offenbarungen erwarten, aber das verlangte auch niemand von den Solisten. Hier war einzig und allein das Feeling gefragt und angesagt, und das vermittelte Jefferson Airplane nahezu perfekt.
Im Mittelpunkt der acht Songs steht "The Ballad Of You And Me And Pooneil", der mit 11:13 Minuten auch der längste dieser CD ist. Jaulende verzerrte Gitarrenimprovisationen lösen sich mit Zwischenspielen am Bass und diversen Drum- und Percussioneinlagen ab. Hier könnte auch ohne weiteres Grateful Dead am Werk gewesen sein. Erst wenn die wechselnden Gesänge von Balin, Kantner und vor allem Grace Slick wieder einsetzen, dann wird klar, wen man da auf die Lauscher bekommt.
Mit "Somebody To Love" und "White Rabbit" sind auch zwei der bekanntesten JA-Songs vertreten, die schon nach den ersten Tönen vom Publikum begeistert empfangen werden. Leider gibt es beide wieder nur in sehr kurzen Versionen, aber dieses Manko kenne ich schon von anderen Liveaufnahmen der Band. Völlig untypisch war hier wohl generell schon nach drei Minuten Schluss.
Zu meinen Highlights auf dieser Scheibe gehört zweifellos die Ballade "Today", die auch auf dem Konzertfilm des Monterey Festivals vertreten ist. Mit dem sehr schönen, einfühlsamen Gesang erinnert sie mich an den Vorzeigesong "White Bird" ihrer amerikanischen Landsleute von It's A Beautiful Day. Auch der rockigste Track des Albums "The Other Side Of This Life" ist ein Schmuckstück dieses Gigs.
Die CD ist eine sehr schöne Aufarbeitung der alten, inzwischen längst vergangenen Hippie-Zeit, vertreten durch eine der bekanntesten Bands dieser Epoche. Für mich ist "High Flying Bird" nicht nur ein Konzertmitschnitt, sondern schon eher ein Stück Rockmusik-Geschichte!
Line-up:
Grace Slick (Vocals)
Marty Balin (Vocals, Guitar)
Paul Kantner (Guitar, Vocals)
Jorma Kaukonen (Guitar)
Jack Casady (Bass)
Spencer Dryden (Drums, Perc.)
Tracklist
01:Somebody To Love (3:16)
02:The Other Side Of This Life (6:59)
03:White Rabbit (2:41)
04:High Flying Bird (4:03)
05:Today (3:08)
06:She Has Funny Cars (3:20)
07:Young Girl Sunday Blues (3:26)
08:The Ballad Of You And Me And Pooneil (11:13)
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