Jefferson Airplane / Setlist - The Very Best Of Live
Setlist - The Very Best Of Live Spielzeit: 65:56
Medium: CD
Label: Sony/Legacy, 2013 (1967 - 1972)
Stil: Psychedelic Rock


Review vom 24.05.2013


Ulli Heiser
Fillmore East, Fillmore West, Fillmore Auditorium, Winterland - wenn man von diesen Locations in San Francisco und New York spricht oder hört, wird es vielen Musikfans alter Schule warm ums Herz. Sehr warm, denn es gibt wohl kaum Orte, an denen so viel Musikgeschichte geschrieben wurde, an denen die Großen, die ganz Großen, sich mehrmals die Woche zu legendären Shows einfanden.
Bill Graham war der 'Vater' dieser heiligen Hallen. Bill, Geburtsname Wolodia Grajonca, wurde 1931 in Berlin als Sohn einer jüdischen Familie, die aus Russland emigriert war, geboren und starb 1991 unter tragischen Umständen bei einem Hubschrauberabsturz während des Rückflugs von einem Konzert.
Als jüdisches Kind hatte er, wie viele andere auch, damals alles andere als eine 'normale Kindheit': Er wurde Waise. Eine amerikanische Familie adoptierte ihn und - Zeitsprung - so ergab es sich, dass er 1965 das Fillmore Auditorium eröffnete. 1968 war die Geburtsstunde des Fillmore East in Manhattan, das schnell als 'The Church of Rock and Roll' geadelt wurde. Ebenfalls 1968 zog das Fillmore Auditorium um und nannte sich nun Fillmore West. Das Winterland wurde von Graham seit 1967 für Konzerte genutzt, da das Auditorium oft zu klein war.
Vorliegendes Live-Dokument der psychedelischen Jefferson Airplane stammt zum größten Teil aus den beschriebenen Auftrittsorten. Lediglich "Crown Of Creation" liegt in der Version vom 25. August 1972 aus dem Chicago Auditorium vor. Dessen Geschichte ist nicht minder interessant, denn neben Musik wurde dort auch Politgeschichte geschrieben. Allerdings rein musikalisch betrachtet, sind die beiden Fillmores sowie das Winterland unter Musikfreunden die Stars.
Womit wir bei der Musik wären. Jefferson Airplane dürfte auch heute vielen noch bekannt sein, was sicher an ihrem wohl größten Hit "Somebody To Love" liegt, den man immer noch ab und an im Radio hören kann. Für mich ist dieser Song einer der schwachen. Zu geradlinig, vielleicht auch zu oft gehört, denn das Teil gehörte in meiner Jugend zum Standardrepertoire jeder Schülercombo. Grace Slick, die Gründungsmitglied Signe T. Anderson ablöste, brachte die Nummer ihrer alten Band (The Great Society) mit in die 'musikalische Ehe'. Sie schrieb außerdem den zweiten großen Klassiker der Band: "White Rabbit". Dieser gehört zu meinen Faves der Band, da ich dieses abgehackte Crescendo einfach nur klasse finde. Obwohl es in diesem Stück von vorne bis hinten um Drogenkonsum geht, schaffte es der Track ins Radio. Möglicherweise hatte man das nicht so geschnallt und war eher bei dem weißen Hasen aus "Alice im Wunderland", denn daran lehnt sich die Nummer an.
Die Sony-Reihe Setlist- "The Very Best Of - Live" widmet sich im Falle Jefferson Airplanes der Zeit von 1967 bis 1972, was dann klar macht, dass mit Martin Balin, Paul Kantner und Jorma Kaukonen noch drei Gründungsmitglieder mitwirken. Bei den 1972er Stücken "Feel So Good", "Have You Seen The Saucers" sowie "Crown Of Creation" ist außerdem ein Line-up-Wechsel ersichtlich (siehe Tracklist).
Die Stärken Jefferson Airplanes liegen für mich eindeutig in den psychedelischen Liedern und da hat es einige auf vorliegender CD. Interessant dabei ist, dass dann oft nicht Grace für den Lead-Gesang zuständig ist. Elf Minuten "Feel So Good" mit Kaukonen als Chefsänger. Ein irrwitziger Psycho-Jam mit Blues Rock-Anleihen, der zum Feinsten dessen gehört, was ich an Live-Material der Band bis dato gehört habe. Bei dem ruhigen, sphärischen "Comin' Back To Me" hat Martin Balin das Mikro fest in der Hand und für mich ist dieses Stück das Highlight sowohl der Band, als auch der Platte. Absolut der Geist der Zeit und des Ortes: 1967 in San Francisco. Einfach perfekt!
"Good Shepherd", wieder mit Kaukonen an den Lead Vocals, versprüht diesen Charme des Hippie-Feelings. Wenige Bands und wenige Songs stehen so authentisch für diese längst vergangene Zeit. Mach die Augen zu und du stehst mitten in Haight-Ashbury. Ich weiß nicht, unter wie vielen Live-Versionen Sony ausgewählt hat, aber hier sind richtige Treffer zu finden. Auch "Have You Seen The Saucers", diesmal mit Frau Slick in der ersten Mikro-Reihe, macht an. Überhaupt ist die Auswahl gelungen und ich gestehe ja ein, dass auf einer CD dieser Art "Somebody To Love" nicht fehlen darf.
Klanglich ist die Scheibe trotz des Alters der Stücke sehr gut in Ordnung. Lediglich bei ein, zwei Songs sind Abstriche (bei lauterem Hören) zu machen, was bei der Mühe, die man sich in den New Yorker Battery Studios gemacht hat, sicherlich der Quelle zuzuschreiben ist. Aber wie im richtigen Leben ist der Inhalt wichtiger als die Verpackung. Gerade letztens haben wir im kleinen RockTimes-Kreis konkludiert, dass im Zweifel eine alte Compact-Cassette mit geiler Musik einem High-End-Pedant mit grottenschlechter Musik unbedingt vorzuziehen ist.

»Go ask Alice
I think she'll know«
Um den Menschen, die gerne nach Haaren in der Suppe fischen, selbige schon mal zu angeln, sei gesagt, dass alle Tracks so wie sie sind bereits auf Platten zu finden sind. Es gibt also keine Raritäten oder Unveröffentlichtes. Alles kann der eine oder die andere bereits im Regal stehen haben. Dank des informativen Booklets wird das aber kund getan und es ändert nichts daran, dass die CD einen starken Ausschnitt des Materials dieser amerikanischen Band bietet.
Line-up:
Grace Slick (vocals, keyboard)
Marty Balin (vocals, guitar)
Paul Kantner (guitar, vocals)
Jorma Kaukonen (guitar, vocals)
Jack Cassady (bass)
Spencer Dryden (drums)
John Barbata (drums - #6,8,11)
Papa John Creach (violin - #6,8,11)
David Freiberg (guitar, vocals, keyboard - #6,8,11)
Tracklist
01:Somebody To Love
02:She Has Funny Cars
03:White Rabbit
04:Plastic Fantastic Lover
05:It's No Secret
06:Feel So Good
07:Comin' Back To Me
08:Have You Seen The Saucers
09:Good Shepherd
10:Volunteers
11:Crown Of Creation
12:The Ballad Of You And Me And Pooneil
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