Das Warten hat ein Ende. Jex Thoth aus Wisconsin schippern endlich mit einer neuen, ihrer zweiten Full-Length über den großen Teich.
Und gleich vorneweg, für mich ist die Scheibe die ultimative Erfüllung in Sachen Doom mit Sixties-Einschlag. Punkt, Aus, Basta! Hier wirkt die Retro-Schiene nicht aufgesetzt oder billig. Jex Thoth klingen herrlich verkifft und natürlich nicht wie am Reißbrett entstanden, wie manch andere Band, die einen auf alt macht.
So, wer jetzt noch nicht mit dem Schaffen von Jex Thoth vertraut ist, der kann sich eine zutiefst gelungene Mischung aus kauzigem Doom, frühen Jefferson Airplane und den The Doors vorstellen. Na, wie klingt das?
Okay, als ich das erste Mal mit der Beschreibung konfrontiert wurde, waren auch bei mir einige Fragezeichen über dem Kopf sichtbar. Aber sexy Jex hat alle Befürchtungen auf dem Doom Shall Rise 2010 mit ihrer Band und ihrem Pferdedeckenausdruckstanz davon gedoomt.
Die erste Scheibe war noch deutlich von den Herren um Jim Morrison beeinflusst, besonders das Keyboard klang sehr nach der Band aus Venice Beach. Jex macht auf ihrer zweiten Platte nicht den Fehler, noch konsequenter nach den 'Türen' zu klingen, sondern, auch auf Grund von Besetzungswechseln, mehr ihren eigenen Stil zu entwickeln. Fans der ersten Scheibe und der beiden EPs müssen aber jetzt keine Angst haben, dass die Band nun irgendwie anders klingt. Was ja auch wegen der zweiten Gitarre verständlich wäre. Nein, alles klingt schon vertraut.
Letztes Jahr auf dem Rock Hard Festival musste Jex noch ohne Keyboard auf die Bühne und ließ nur beide Gitarren braten. So klangen die alten Stücke doch etwas fremd und anders.
Aber dennoch sind kleine feine Unterschiede zu erkennen.
Als erstes wäre doch die etwas heaviere Ausrichtung der Scheibe. Alles klingt viel druckvoller, was wohl auch der zweiten Axt auf der Habenseite zuschulden kommt. Dennoch sind die Harmonien typisch. Nur das Keyboard ist nicht mehr ganz so dominant. Was vielleicht auch daran liegt, dass Jex nun selbst in die Tasten haut. Dennoch erkennt man sofort, welche Band hier am doomen ist und auch, dass Ray Manzarek der größte Einfluss der Dame ist.
Dennoch klingt "Blood Moon Rise" wesentlich düsterer als der unbetitelte Erstschlag. "The Divide" zum Beispiel hat einen Sludge-Einschlag und dröhnt sich hemmungslos in Drone-Gefilde vor, allerdings schaffen die Mucker, es nicht zu kaputt klingen zu lassen, sondern bewahren immer noch ein Mindestmaß an Melodien. Auch das Saxophon, das hier mal zwischendurch vergewaltigt wird (ja, ich hasse diese Instrument, und ja es klingt wirklich nach Missbrauch, dennoch passt es hier irgendwie) ist ungewöhnlich.
Dieser Song ist allerdings der einzige, der vielleicht etwas anders ist als gewohnt.
Insgesamt ist die zweite Hälfte der Scheibe die stärkere. Wobei auch schon der zweite Song "The Places You Walk" schon fast Hit-Niveau besitzt. Mein persönlicher Lieblingsdahinschmelzer ist allerdings "Keep Your Weeds", hier schmachtet Jex besonders schön und der Mittelteil des besagten Liedes ist einfach der Hammer. Anspieltipp und Highlight des Albums. Ach was, alle Songs auf "Blood Moon Rise" sind wahre Kleinode des Hippie-Dooms.
Hoffentlich kommt dieses Meisterwerk auch auf dem ihm gebührenden Vinyl zu ehren. Denn erstens ist der warme, dunkle Sound wie gemacht für das schwarze Gold und zweitens wäre dann das Retro-Gefühl noch besser. Ach ja und drittens könnte ich gleich mit der zweiten Seite beginnen.
Ich bin mal wieder schwer verliebt. Und komm auch nicht um einen Tipp herum.
Vielleicht DAS Doom-Highlight des Jahres…..
Line-up:
Jex (vocals, keyboards)
Matt Jacobs (guitars)
Brandon Newhouse (guitars)
Danny Gonzalez (bass)
Nick Ray Johnson (drums)
Tracklist |
01:To Bury
02:The Places You Walk
03:The Divide
04:Into A Sleep
05:And The River Ran Dry
06:Keep Your Weeds
07:Ehjä
08:The Four Of Us Are Dying
09:Psyar |
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