Jimi Hancock / Cocktailsessions Part Two
Cocktailsessions Part Two Spielzeit: 35:20
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Funk, Soul, Rap

Review vom 28.11.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Herzlich willkommen zur Cocktailparty von Jimi Hancock. Die Einladungen zur zweiten Fete verschickten Marc Bollow und René Müller. Mit ihren Gästen haben die beiden vor Ideen nur so sprühenden Künstler musikalische Misch- und Mixgetränke kreiert, die fernab vom Standard eines Piña Colada, Swimmingpool, Octopussy oder Zum Blauen Bock sind. Die Getränke dienen allerdings nur als die Geschmacksnervenanregungen für das Wohlbefinden. Die Ohren werden bei der Party mit ausnahmslos zündenden Liedern gekitzelt und wenn man beim Bild der Cocktails bleibt, dann geht es hier nicht um irgendwelche schwabbelig schmeckende, alkoholfreie Mischungen, sondern um geschüttelte Drinks mit ordentlich Umdrehungen, im kunstvoll gestalteten Glas. Über ein Zuckerrändchen verfügen alle Getränke.
Die Barkeeper (Bassist René Müller sowie Schlagzeuger Marc Bollow) haben das »Studio Projekt« Jimi Hancock ins Leben gerufen, um »eine Reise durch die Genres der beteiligten Musiker« zu machen. »So treffen Punk und Metal Akkorde auf funklastige Keyboards.« Diese Beschreibung ist aber nur so etwas wie der Klappentext zu "Cocktailsessions Part Two". Neun Nummern haben es auf die Cocktail-Liste geschafft. Interessante, gute, sehr gute Songs, solche, die beim Hörer sofort auf Neugierde und fruchtbaren Boden fallen, fangen beim Songwriting an. Dafür war René Müller zuständig. Bei einigen Liedern stammen die Texte aus den Federn der singenden Gäste.
Am Gesangsmikrofon treffen Rap und Soul auf rauchige Rock-Reibeisen-Stimmen oder einer Mischung aus verschiedenen vokalen Ausdrucksarten. Franziska Weber von der Combo ELECtrois ist gleich in drei der neun Kompositionen mit von der Partie und bei allem Respekt vor den tollen Gesängen der anderen Künstler, zieht einem diese Franziska Weber in "Podo Rica", einer vom sanften Bass geführten, schwebenden Latin-Verführung aus Tönen, Melodie und Gesang, den Boden unter den Füßen weg.
Oh, Mann, diese Frau hat eine Stimme zum Niederknien! Da ist "Podo Rica" noch nicht ganz vorbei, hält man schon Ausschau nach dem nächsten Track mit Franziska Weber. Nichts berühren ... mit der Aufforderung "Get Up Dance!" bringt Jimi Hancock nicht nur die Luftmoleküle zum Rotieren, sondern auch auf der von Spiegelkugel und blitzendem Stroboskoplicht erfüllten Diskotanzfläche ist mächtig viel Betrieb. Franziska Weber singt umwerfend!
Die Fans von melodiös-twangigen Gitarrenklängen, schönen Pianoläufen vom Mann am Klavier und einem herrlichen Chorgesang bestellen sich an der Bar einen Country Club Cooler und hören dazu "Just A Man". Dort, wo der Barmixer mit artistischen Einlagen den Shaker für einen Funky Money schwingt, ist die Schlange an der Theke verdammt lang. Elegant wird die Mischung ins Glas befördert und auf dessen Boden tummeln sich von René Müller kreierte züngelnd-geslappte Tieftöne und Lukas Wenzel rappt über einem glühend-musikalischen Fundament. "Alles richtig" gemacht!
Betrieb in der Abteilung Funk gibt es abermals bei "Funky Soul Lady". Da kontrastiert der Rap von Lukas Wenzel die wunderschöne Stimme der Franziska Weber. Dieses Mischgetränk mit einem herrlich-ruhigen Zwischenspiel ist einfach genial. Jimi Hancocks "Cocktailsessions Part Two" ist ein Schmelztiegel von einer sich überzeugend ausbreitenden Musik, deren Tellerrand höchstens am Horizont zu erkennen ist.
"Cool Cat" ist ein Rock And Rum-Cocktail der vorliegenden Platte und für das Rum-Karibik-Feeling sorgt unter anderem Trompeter Simon Bollinger (Oku & The Reggaerockers, Manuel Sattler & Band).
Die akustische Gitarre und ein fantastischer Gesang von Nicolas Maus sind die Hauptzutaten für den Träumerei-Cocktail "Home". Bei dem hymnenhaften Track kommen einem
Fury In The Slaughterhouse in den Sinn.
Melancholie, Sehnsucht und trennscharf vorgetragener Rap treffen in "Morgengrauen" aufeinander. Brillant arrangiert gehen künstlich erzeugte Streicher-Sounds einen gemeinsamen Weg mit den Klängen von Robert Bours Violine. Zum tollen Gesang von Nadja Detzler (Bixi Chicks), untermalt von einer Dream Flower-Mischung ist "Salvation" auch noch der Metal Earthquake-Cocktail und wenn gegen Ende dann auch noch Jörn Dreßler mit seiner energetisch-eindringlichen Stimme mit von der Partie ist, ist das lodernde Final-Inferno perfekt. Verträumtheit und metallische Härte haben eine gemeinsame Adresse.
Jimi Hancocks "Cocktailsessions Part Two" ist eine originelle, sehr interessante Reise durch die Musik ohne Grenzen.
Line-up:
René Müller (bass - #1-9, synthesizer bass - #4, keyboards - #4,8, choir - #5, background choir - #6, claps - #5, vocals - #6)
Marc Bollow (drums - #1-9, percussion - #3,7, string arrangement - #8,9)
Mischa Martin (vocals - #2, additional vocals - #2)
Lukas Wenzel (rap - #1,7,8)
Nicolaus Maus (vocals - #5)
Sebastian Becker (additional vocals - #2, guitar - #2, keyboards - #2, vocals - #4, choir - #5, claps - #5)
Simon Bollinger (trumpet - #2, choir - #5, claps - #5)
Robert Bour (keyboards - #3,6,7, violin - #8)
Dominique Raber (guitar - #1,4,5,9, choir - #5, claps - #5)
Kris Schulte (guitar - #3,6,7)
Franziska Weber (vocals - #3,4,7)
Nadja Detzler (vocals - #9)
Carmen Kleer (choir - #5, claps - #5)
Jörn Dreßler (additional vocals - #9)
Tracklist
01:Alles richtig (4:26)
02:Cool Cat (3:36)
03:Podp Rica (2:59)
04:Get Up Dance! (3:19)
05:Home (4:22)
06:Just A Man (3:52)
07:Funky Soul Lady (3:52)
08:Morgengrauen (3:34)
09:Salvation (5:21)
(all songs composed by René Müller)
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