Es war ein ungemein überzeugender Auftritt des John Henry Orchestras ( JHO) bei der 12. Ausgabe des Blues Alive Festivals in Cuijk. Bevor das belgische Duo dem Publikum so richtig eingeheizt hatte, gab es an einem Biertisch einen mehr zufälligen Smalltalk mit Jan 'John' Jaspers sowie Henk 'Henry' van der Sypt. Auch abseits der Bühne sind die beiden Musiker gut drauf und so ganz nebenbei drückten sie mir ihr Album "Stand Up!" in die Hand.
Die Begeisterung eines Live-Auftritts kann das John Henry Orchestra auch im Studio hervorrufen. Für mehrere Sitzungen machte man sich ins beschauliche Houthalen-Helchteren (in der Nähe von Genk) auf, um im Art Sound Studio neun Songs aufzunehmen. Drei davon stammen aus dem eigenen Stall.
Da ist ein Stück schöner als das andere und wenn es mit der JHO-Erkennungsmelodie "Stand Up" losgeht, dann befindet sich Jan und Henks erdiger Blues'n'Boogie schon auf Wolke sieben. Einer solchen 12-Takter-Machart kann man einfach nicht widerstehen. Abwehren geht nicht, die Musik bereitet nur Freude und ist infizierend. Die Juke Joints befinden sich ja tausend von Kilometern im Mississippi-Delta, aber JHO schafft es, einem diese spezielle Stimmung auch in die vier Wände zu transportieren.
Schon das Titelstück deutet mit der gesamten Hand dorthin, wo die Post abgeht und die Räder des Genres richtig dreckig werden. Wenn man es nicht live erlebt hat, sollten die beiden Künstler Lügen gestraft werden, denn sie klingen wirklich wie eine komplette Band mit allem Drum und Dran. Wenn Jan und Henk, jeder für sich, gleichzeitig mehrere Instrumente spielen, dann muss alleine schon die technische Seite hoch gelobt werden. Wir reden hier aber nicht nur von zwei Instrumenten. Vier Hände und Füße im Dauereinsatz.
Welch ein hervorragendes Potenzial im Interpretieren von Fremdkompositionen in JHO zum Vorschein kommt, zeigt U2s "Desire". Noch nie steckte so viel Blues in der Nummer! Das Orchester mag Creedence Clearwater Revival. Gleich zwei John Fogerty–Kompositionen zieren "Stand Up!". Zunächst kann man mit "Green River" abfeiern. Jaspers und van der Sypt verpassen den alten Zeit eine Vitalitätsspritze mit Vitaminen à la The John Henry Orchestra und im Verlauf des Stücks darf es ruhig auch ein wenig psychedelisch werden. Oh Mann, wie herrlich ist das! Singen können beide Künstler auch gut. In "Fortune Son" greift van der Sypt zur Harmonika und bringt so noch ein Instrument an den Start.
Bo Diddleys "You Don't Love Me" strickt man zu einer hochoktanigen Nummer und man zieht gleich mehrer Boogie-Varianten über den Song. Bei diesem musikalischen Verständnis ist es ein klarer Fall, dass neben dem Boogie auch der Groove regiert. Jaspers liefert knallig-scharfe Riffs zur unermüdlich agierenden Bass-Drum. Toll! Die Eigenkompositionen fügen sich ganz geschmeidig in die Reihe der Coversongs. Besser kann man in einem Song-Titel nicht ausdrücken, worum es (auch) JHO geht. "Bodies In Motion" hinterlässt mit Harp- sowie E-Gitarren-Solo einen super Eindruck. Hier wurde der Boogie nicht ganz so in den Vordergrund gesetzt, aber das Duo überzeugt genauso.
Kurz ist die Leadbelly-Nummer "Lookie Yonder/Black Betty". Da braucht es nun wirklich nicht viel, um mit einem solchen Stück zu glänzen. Denkt man aber nur, weil der belgische Zweier so ziemlich allen Instrumenten, bis auf die Basstrommel eine Pause gönnt und jetzt bestimmen Handclaps den Rhythmus. So wird der doch hinlänglich bekannte Track quasi zu einem a cappella-Lied. Klasse! Das "John 'Lee' Henry Theme" setzt dem ganzen Treiben die Krone auf. Am Schluss des Tracks ist Henk müde, verlässt das Studio und macht sich im Auto aus dem Staub. Die letzten musikalischen Töne gehören Jaspers.
The John Henry Orchestra macht einen ganz raschelig mit "Stand Up!". Dieses vorzügliche Album kann man exklusiv nur bei Gigs kaufen. Folglich ist ein Konzertbesuch in doppelter Hinsicht lohneswert. Let's boooooooooooogie!
Line-up:
John (guitars, hi-hat, vocals)
Henry (drums, bass, harmonica, vocals)
Tracklist |
01:Stand Up [van der Sypt/Jaspers] (3:45)
02:Desire [U2/arrang: JHO] (3:19)
03:King Bee [Slim Harpo] (3:45)
04:Green River [Fogerty] (4:18)
05:You Don't Love Me [Bo Diddley/arrang: JHO] (3:33)
06:Bodies In Motion [van der Sypt/Jaspers] (4:06)
07:Fortune Man [Fogerty] (2:22)
08:Lookie Yonder/Black Betty [Leadbelly] (1:49)
09:John 'Lee' Henry Theme [van der Sypt/Jaspers] (4:03)
|
|
Externe Links:
|