The Johns / Foresight/Poorsight
Foresight/Poorsight Spielzeit: 43:41
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2008
Stil: Rock/Pop

Review vom 12.01.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Eine Demo (2005) und im folgenden Jahr eine EP, das ist alles, was es bisher auf dem Konserven-Konto dieser aus Chicago stammenden Band gibt.
Seit 2006 spielt man die Clubs der 'Windy City' rauf und runter.
"Foresight/Poorsight" soll nun als erster echter Longplayer der Bringer sein und The Johns lassen es in den insgesamt elf Songs recht unterschiedlich angehen. Mag es daran liegen, dass man sich vorher in verschiedenartigen Genres getummelt hat?
Einen verspielten Hang zu großformatigen Melodien hat das Quartett auf jeden Fall und die Nummern sind einerseits von den Gitarren, andererseits von Tasten-Instrumenten geprägt. Auf letzteren liegt auch ein Schwerpunkt, wenn der Hörer die Kompositionen an seinen Ohren vorbeiziehen lässt.
An vielen Stellen rockt es poppig. Die Vier können allerdings auch mit dem Country umgehen und nicht selten ist eine Pedal Steel-Gitarre zu hören.
Je nach Stimmung wechselt man munter von der E-Gitarre zur Akustischen und sowohl die Lead-Vocals, als auch die Chorusse sind sehr angenehm.
Besondere Aufmerksamkeit schenkt man fast automatisch den Balladen. Allen voran muss hier "A Snake And Rose" genannt werden. Diese Nummer ist einfach herrlich.
Fast ausschließlich von einem verträumt gespielten Piano getragen, singen sich die Männer, als wären ihre Mikrofone von einem seidenen Schleier umhüllt, durch den Track und dazu gibt es nur noch eine dezent eingesetzte akustische Gitarre zu hören.
Nicht umsonst bildet der Song so etwas wie den Mittelpunkt des Albums. Diese Art von Atmosphäre scheint den Männern wohl zu gefallen, denn in "Green Collar" machen sie es noch einmal. Nur wird jetzt die Wehmut von einer Harp gesteuert.
Auf dieser Schiene gleiten auch "Compass Rose" sowie "Wake Me Up" dahin.
Erster Song hat einen feinnervigen Groove und, im Gegensatz zu "A Snake And Rose" verzichtet man gänzlich auf Tasten-Beilagen. Bis auf Drummer Mark Carlson sind alle anderen Musiker an Gitarren unterwegs. In der Ferne trieft die Pedal Steel vor Melancholie.
"Are You Still Coming?" ist kein Country-Song, obwohl Tim Smyth das Banjo zupft und die Harp spielt. Ebenfalls ein lieblich-sanftes Stück Musik sollte es die Band mit dieser Art von Songs nicht zu sehr übertreiben, sonst besteht die Gefahr des Abgleitens in süßliche Töpfe.
Na ja, von einem Bären möchte man sich nicht gerade knuddeln lassen, wie es der Titel "Bear Hugs" andeutet. Logisch ist das nur symbolisch gemeint.
Womit wir bei den Texten angekommen wären. Diese können alle auf der Johns-Homepage nachgelesen werden und dabei stellt man zunächst fest, dass die Songs, bis auf wenige Ausnahmen, von Jon Scarpelli geschrieben wurden. Und ein Lyriker ist er ebenfalls, denn die Texte sind in keiner Weise oberflächlich.
Wenn es bei den Johns lauter wird, steht die Combo für rockigen Pop oder von mir aus bewegen sie sich auf poppig rockendem Parkett. Eine Trennschärfe lässt sich da nicht feststellen. Vielleicht liegt darin ja die Qualität der Chicagoer?
Dennoch wünscht man sich mehr deftigeres Material, wie sie es ausweislich in "Sun For Days" oder noch stringenter mit "Defeatist" servieren.
Somit bleibt nach ihrer ersten Vollzeit-CD abzuwarten, in welche Richtung ihre Musik gehen wird. Große Gefühle kann man durchaus transportieren. Unter dem Strich bleibt momentan gut bis zuweilen sehr gut gemachter Pop, auch mal mit einem Indie-Schlag versehen. Potenzial ist ebenfalls vorhanden. Für die Zukunft heißt es im Hause The Johns: Machen wir das Richtige daraus...
Schon seit langer Zeit vier Freunde, kann man wohl darauf setzen, dass sich die Band auch zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammengerauft hat. Gemessen an dem vielseitigen Einsatz unterschiedlicher Instrumente dürfte es auch von dieser Seite her stimmig sein.
So lasse ich die CD zunächst einmal etwas ruhen und wende mich Klängen zu, die amtlicher rocken...
Line-up:
Mark Olson (drums, vocals)
Matt Scarpelli (guitars, keyboards, vocals)
Jon Scarpelli (vocals, guitars, piano, keyboards)
Tim Smyth (bass, harmonica, organ, banjo, percussion, vocals)
Tracklist
01:Sun For Days (4:45)
02:Defeatist (3:46)
03:Love In A Dangerous Place (4:54)
04:Compass Rose (2:23)
05:Bear Hugs (3:39)
06:A Snake And Rose (4:09)
07:Wake Me Up (4:08)
08:Can't Carry No More (3:10)
09:Green Collar (3:42)
10:Translations (5:49)
11:Are You Still Coming? (2:47)
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