Unter dem berüchtigten Jolly Roger segelten im Bereich der harten Gitarrenmusik bisher bekanntlich immer die (mittlerweile aufgelösten) Teutonen-Metaller
Running Wild. Doch auch in Düsseldorf scheinen Piraten ansässig zu sein, die allerdings ein anderes Musikverständnis haben als
Rock'n'Rolf & Co.
Christian Hoffmeier,
Nicolas Feelisch,
Artur Freund sowie
Simon Stratmann hießen letztes Jahr noch
Notaufnahme, rocken jetzt unter dem Namen
Jolly Roger schön deutschpunkig daher und schicken sich an, mit ihrer aktuellen EP "Wohin es uns führt…" ein frisches Lebenszeichen unter ihrem neuen Bandnamen abzugeben - Totenkopfflaggen wehen also auch am Rhein…
… Und werden von dort fleißig in die Ecken Europas getragen: Gemeinsam mit Kollegen wie
Radio Havanna oder
Rasta Knast hat man verschiedene Länder bespielt und seinen grundehrlich-melodischen, eingängigen Punk Rock, der sich besonders im Dunstkreis der neueren
Broilers-Scheiben und
Kärbholz pudelwohl fühlt, auf die Bühnen getragen. Textlich gesehen behandeln
Jolly Roger u.a. den Begriff Freiheit, wie das Stück "Feuer" oder der nach der Band benannte Opener deutlich machen. Nach einem ruhigen, ziemlich
Savatage-mäßigen Intro (Meeresrauschen und Piano - zugegebenermaßen recht genrefremd) hauen uns die vier Düsseldorfer plötzlich die Textzeilen
»Wir sind frei, unsere Flagge weht im Wind/ Wir sind frei, weil wir Piraten sind« um die Ohren und stellen sich dem Hörer vor.
Des Weiteren wird u.a. die Verdummung durch nachmittägliches 'Unterschichten-TV' ebenso thematisiert wie Patriotismus in Frage gestellt: "Alles für nichts" und "Wehrlos" zeigen, dass die Düsseldorfer Piraten kein Blatt vor den Mund nehmen und sozialkritische Themen offen ansprechen.
Instrumentales Können ist neben einer gutklassigen Produktion ebenfalls vorhanden, so dass der geneigte Hörer sich bei "Wohin es uns führt…" auf wunderbare Punk-Kost mit deutlichem Deutsch Rock-Einschlag einstellen kann, die gleich nach dem ersten Durchlauf einen positiven Eindruck hinterlässt, nach mehrmaligem Hören gar noch weiter wachsen kann. Roher, tiefer Doppelgesang und viele eingestreute Gitarren-Melodielinien zeichnen den Klang Jolly Rogers aus, bevor beim Rausschmeißer "Worte des Windes" dezent ein paar Bläser eingesetzt werden und der Sound plötzlich eine minimale Ska-Note erhält. Diese EP ist eine runde Sache, die sich alle Broilers-Fans guten Gewissens ins Regal stellen können.