Jon Oliva's Pain
Maniacal Renderings
Wem ich Jon Oliva oder zumindest den Namen Savatage noch groß vorstellen muss, dem kratz ich einen Goldstern vom Brett. ...Und doch: Er gehört zu den meistunterschätzten Künstlern der Rockgeschichte; auch bei allem Erfolg, den Savatage in den 90ern hatte.
Unvergleichlich, einzigartig - sein Gesangsstil, der immer klingt, als würde er seine Stimmbänder rücksichtslos malträtieren. Ob er das wirklich tut - dass er bei Savatage seit 1994 (ausschließlich) gesangsmäßig einen Gang runterschalten musste, spricht dafür. Aber glücklicherweise tritt er jetzt etwas kürzer, und seine Stimme klingt mal wieder so klasse wie schon einst auf "Sirens".
Unvergleichlich, einzigartig - sein Stil, Songs zu schreiben. Ob es die noch relativ frühen, aber legendären Alben wie "Gutter Ballet" oder "Streets" sind, oder die jüngeren Meisterwerke wie "Dead Winter Dead", "The Wake Of Magellan" oder "Poets And Madmen".
Ja, oder sein Erstlingswerk unter dem Banner seiner eigenen Band, "Tage Mahal", das abermals erstklassig war und zeigte, dass Herr Oliva auch nach all den Jahren nicht an Substanz verloren hat, und ganz ehrlich: Das ist nicht als Witz über seinen gestiegenen Körperumfang zu verstehen. Mit jedem Werk wie diesem oder natürlich "Maniacal Renderings", über das wir gerade sprechen, wird dies deutlicher. Unvergleichlich, einzigartig, diese ganz besondere Dramatik, diese Musical-artigen Arrangements. Bereits bei den ersten Versen von "Push It To The Limit" schmelz ich dahin und kann es kaum fassen, dass er es schon wieder geschafft hat, die Oliva-Magie herbeizuzaubern, ohne sich dabei selbst zu kopieren und ohne einen Funken von Originalität zu verlieren.
Klar, manchmal meint man, einen Fitzel eines alten Savatage-Songs herauszuhören, aber diese Momente sind eher sympathisch und verschwinden genauso schnell, wie sie gekommen sind, machen Platz für das härteste Album, auf dem ein Jon Oliva je als Sänger zu hören war. Und das Verrückteste. Ja, der 'Mountain King' ist zurück, und die Songs halten, was die Promofotos sowie der Albumtitel versprechen. Der pure Wahnsinn lauert an allen Ecken, auch wenn der für Fans von "'Tage Mahal" nicht mehr wirklich überraschend kommt: Was 2004 mit "The Non Sensible Ravings Of The Lunatic Mind" anfing, hat offensichtlich guten Nährboden gefunden. Und so wird der Charakter des "Pain"-Projektes immer deutlicher: eine emotionale und verrückte Reise durch Jons Innenleben und seine manchmal schwer zu durchschauende Sicht auf die Dinge.
Würde auf diesem Album und auf "Tage Mahal" aus dem Jahre 2004 der Schriftzug "Savatage" stehen, kein Aas würde mit der Wimper zucken.
Jon Oliva ist noch untrennbarer mit Savatage verbunden als Tony Iommi mit Black Sabbath - er ist Savatage. Punkt. Und wahrscheinlich würden die Alben dann auch viel erfolgreicher sein. Aber seinen Namen so groß auf Albumcovern, auf Konzertbühnen und Wallpapers in aller Welt zu haben - das hat er sich irgendwie auch verdient.
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