Jorn / Live In America
Live In America Spielzeit: CD 1: 38:54, CD 2: 55:12
Medium: Doppel-CD
Label: Frontiers Records, 2007
Stil: Hard Rock

Review vom 21.09.2007


Markus Kerren
Nach sechs Studioalben unter eigenem Namen bringt Jorn nun sein erstes Live-Album auf den Markt. Und das gleich als Doppeldecker mit einigem Bonus-Material versehen. Die fünfzehn hier enthaltenen Live-Aufnahmen wurden am 16. September 2006 beim 'Prog Power VII'-Festival in Atlanta während Jorns erster US-Show überhaupt mitgeschnitten. Dass der Mann sich mittlerweile in die absolute Hard Rock/Metal-Elite hochgesungen hat, ist wahrlich kein Geheimnis mehr.
Sehr cool ist, dass man direkt von Anfang an ein richtiges Live-Feeling vermittelt bekommt. "We Brought The Angels Down" und "Blacksong" eröffnen das Konzert danach fulminant und machen die Meute schon mal richtig warm. "Duke Of Love" hat eine breite Whitesnake/David Coverdale-Schlagseite vorzuweisen, wobei der Song erneut, trotz des etwas schwächelnden Refrains, durchaus überzeugen kann.
An fehlendem Material kann es nicht gelegen haben. Also gehen wir mal davon aus, dass Jorn Lande ein echter Überzeugungstäter ist. Denn danach folgen nicht nur ein, sondern mit "Are You Ready" und "Cold Sweat" gleich zwei Thin Lizzy-Songs. Vorausgesetzt man weiß, dass ein Phil Lynott unmöglich ersetzt oder kopiert werden kann, liefert der Norweger auch hier eine gute Figur ab. Ein Päuschen hat er sich danach verdient, während wir in der Zwischenzeit ein knapp fünfminütiges Schlagzeug-Solo geboten bekommen, das sich gewaschen hat.
Mister Lande kehrt dann aber furios zu "Out To Every Nation" zurück. Zu der Nummer an sich braucht man wohl keine Worte mehr zu verlieren, außer, dass sie auch live auf der Bühne grandios funktioniert. Jorn wird immer lockerer und enthusiastischer, wobei er zunächst aber wieder für fast dreieinhalb Minuten die Bühne während des Gitarrensolos verlässt. Das mitreißende "Straight Through The Heart" beschließt dann CD Nummer eins im großen Stil. Sowohl die Band als auch der Vokalist haben sich mittlerweile vom Lampenfieber der ersten Amerika-Show frei gespielt und packen nun alle Trümpfe ihres Könnens aus. Sehr geiler Song und würdiger Abpfiff zur Halbzeit.
Vorhang auf zum zweiten Akt! "Godless And Wicked" überzeugt einmal mehr durch die Stimmgewalt des Frontmannes, dem starken Text, allgegenwärtigen, wie punktgenauen Drums und auch die Keyboards können Akzente setzen. Das Gesamtwerk "Live In America" besticht durch den Fakt, dass die Geschichte Luft hat und wackelt. Sprich, dieses Teil hört sich wirklich live an. Man hat fast das Gefühl, mit dabei zu sein, was sehr erfrischend ist. Der relativ lange Abräumer "Soulburn" und der knapp zweiminütige Gitarren-Showcase "Devilbird" leiten dann über zu "Perfect Strangers".
Und ja, es handelt sich tatsächlich um den Deep Purple-Comeback-Song aus dem Jahr 1984. Jorn singt sich sicher durch die Verse und auch die Band lässt nichts anbrennen. Ziemlich viele Cover-Songs nach sechs eigenen Alben, denke ich so bei mir, sehe aber aufgrund der hervorragenden Qualität gerne darüber hinweg. Nach dem fetzigen "Gonna Find The Sun" erfolgt zum Abschluss ein knapp 18-minütiges Whitesnake-Medley. Spätestens jetzt wird dann klar, dass der Norweger auf seinem/r ersten Konzert/Tour in den US of A auch bei der Setlist auf Nummer sicher gehen wollte, die Geschichte zu einem vollen Erfolg werden zu lassen.
Aber auch hier: Keine Beanstandung, denn das Feuerwerk, das die Band bei diesem Medley abbrennt, wird selbst dem guten David Coverdale wohl die eine oder andere Schweißperle auf die Stirn treiben. Ein starker Set mit einer klasse Band geht somit zu Ende. Womit wir bei den Bonus-Tracks angekommen wären.
Den Anfang macht eine im Jahr 2007 neu eingespielte Studioversion von "Out To Every Nation". Schweißtreibender Hardrock mit powervoller Instrumentierung ist angesagt, während Jorn mit eingängigen Gesangslinien zu überzeugen weiß. Es folgt ein Black Sabbath-Medley, das die Songs "Lonely Is The Word" und "Letters From Earth" beinhaltet. Erneut wird deutlich, dass Lande seine musikalischen Vorbilder nicht nur zu schätzen weiß, sondern dass er auch hier höchsten Wert darauf legt, hohe Qualität abzuliefern. Sehr gelungen!
Den Abschluss dieser Doppel-CD bildet der bisher unveröffentlichte Studio-Track "Sacrificial Feelings", bei dem wieder Parallelen zu Coverdale auftauchen, was jedoch nicht negativ zu Buche schlägt, da Jorn mit seiner Power stets sein eigenes Gesicht behält.
Aber die Essenz von "Live In America" sind natürlich die 15 Songs aus Atlanta, wegen denen alleine sich die Anschaffung für die Fans des Genres lohnt. Klasse Atmosphäre, starke Tracks und jede Menge Spielfreude. Dazu ein bärenstarker Sänger und als Sahnehäubchen die drei Titel am Schluss. Eine abendfüllende Vollbedienung!
Line-up:
Jorn (vocals)
Tore Moren (guitars)
Jörn Viggo Lofstad (guitars)
Willy Bendiksen (drums)
Stian Kristoffersen (drums)
Steinar Krokmo (bass)
Lasse Finbraten (keyboards)
Tracklist
CD 1:
01:We Brought The Angels Down
02:Blacksong
03:Duke Of Love
04:Are You Ready
05:Cold Sweat
06:Drum Solo
07:Out To Every Nation
08:Guitar Solo
09:Straight Through The Heart
CD 2:
01:Godless And Wicked
02:Soulburn
03:Devilbird
04:Perfect Strangers
05:Gonna Find The Sun
06:Whitesnake Medley (Come On, Sweet Talker, Cryin' In The Rain, Here I Go Again, Give Me All Your Love)
07:Out To Every Nation (2007 version, studio track)
08:Lonely Is The Word/Letters From Earth (studio track)
09:Sacrificial Feelings (bonus studio track)
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