Neben dem unlängst vorgestellten
Priest'schen Re-Release von
Rocka Rolla gibt es seit Kurzem auch das zweite Album aus der Diskografie der britischen Heavy Metal-Götter. Das 1976 veröffentlichte Album "Sad Wings Of Destiny" wurde nun im Hause Repertoire Records ebenso remastert und mit Booklet im DigiPak erneut auf den Markt geschmissen. Wie schon beim Debütalbum gibt es auch hier (in Teilen gleiche) Liner Notes des bekannten britischen Musikjournalisten
Chris Welch, der diverse Bücher zu Bands, u. a. denen aus dem Großraum Birmingham geschrieben hat und dem somit auch
Judas Priest im Zuge seiner Recherchen mehrmals untergekommen sein dürfte. Über Sinn und Unsinn solch multipler Re-Releases scheiden sich die Geister bekanntermaßen seit vielen Jahren. Dient es dem Verbessern eines alten, qualitativ minderwertigen Sounds, so mag man unter Außerachtlassen der Originalität durchaus einen Mehr- oder Nährwert darin sehen. Werden Songtitel in unterschiedlicher Reihenfolge auf Plastik gebrannt und ein Booklet mit anderen, aber nicht neuen Informationen dazugepackt, so muss es wirklich einem jeden Fan oder Käufer selbst überlassen werden, sein Geld zu investieren. Zusammen mit der eingangs erwähnten Neuveröffentlichung des Debüts haben wir es hier allerdings mit durchaus ansprechenden Versionen zu tun, die dem Priester-Jünger ganz gut zu Gesicht stehen.
Das zweite Album in der Schaffensphase der Band vor dem großen Erfolg, erstmalig auch mit
Alan Moore an den Drums, legt den Grundstein für eben diesen. Klassiker wie "Tyrant", "Genocide" oder das schon harte "The Ripper" sind aus der Geschichte der Truppe nicht mehr wegzudenken. Führt man sich zudem mal vor Augen, dass besagte Songs eigentlich schon auf ihrem Debüt hatten einen Platz finden sollen, dieses aber vom Label und seinem Produzenten nicht gewünscht war, so ist es ein Leichtes, das Potential schon im ganz frühen Stadium zu würdigen. Hätte man seinerzeit ein anderes Label anstelle der unabhängigen Gull Records und andere Produzenten (hauptverantwortlich für "Sad Wings Of Destiny" waren, neben erstmals der Band,
Jeffrey Calvert und
Max West) gehabt, so wäre der Erfolg sehr viel schneller gekommen. Erst mit einem
Roger Glover am Ruder und unter der Fahne von Columbia ging es dann bergauf, steil bergauf.
Schon der Opener der CD, "Victim Of Changes", hat einen besonderen Stellenwert in der Geschichte des Heavy Metal, sagt man ihm doch nach, die Tore für dieses neue Genre weit geöffnet zu haben. Gitarrenarbeit und Gesang waren in der Form ein Novum. Ungleich zum Debütalbum, kommen hier erstmals das Zusammenspiel von Downing und Tipton an den E-Gitarren richtig zum Vorschein und das stimmliche Vermögen Halfords viel deutlicher zum Tragen. Auch bei Konzerten wird es immer noch gern gespielt und gehört. Ebenso reiht sich "Tyrant" mit seiner ebenfalls eindrücklichen Gitarren- und Gesangsvielfalt und der eingängigen Hookline in diese Riege ein.
Unterm Strich gehört dieser Klassiker sicherlich in jede Sammlung metallischer Ausrichtung im Allgemeinen, in die eines Anhängers der Metal-Götter im Speziellen sowieso. Die neun Songs auf knapp vierzig Minuten Spielzeit bieten neben kurzweiliger Unterhaltung auch eindrücklichen Anschauungsunterricht in Sachen frühen Metals und daher bekommt dieses Album für mich eine ganz hohe Punktzahl.