Jude Johnstone / Mr. Sun
Mr. Sun Spielzeit: 47:22
Medium: CD
Label: BoJak Records, 2008
Stil: Jazz/Blues

Review vom 16.09.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Jude Johnstone begann mit vier Jahren Piano zu spielen und zuhause hörte man unterschiedliche Musik. Die älteren Brüder waren damals Anhänger der Beatles, Vater hörte Glenn Miller, Sarah Vaughn oder Tony Bennett. Ihre Mutter probte für den Kirchen-Chor.
Mit sechzehn Jahren trat sie in Clubs auf und drei Jahre später war Los Angeles ihr Wohnort. Sie spielte nicht nur Piano, sondern schrieb auch Songs. In der Szene machte sie sich einen Namen und während ihrer bereits zwanzigjährigen Karriere haben sich so einige Künstler an ihrem Material bedient.
Diese sind nicht gerade Unbekannte im Business: Bonnie Raitt, Bette Midler, Trisha Yearwood, Emmylou Harris und auch Johnny Cash, der sich ihr "Unchained" borgte und 1996 sein Album so benannte. 1997 bekam er einen Grammy dafür.
Grund genug, sich ihrer mitterweile vierten CD zu widmen. Alle Platten erschienen auf dem eigenen Label BoJak Records.
Für "Mr. Sun" hat sie sich klasse Musiker ins Mad Dog Studio in Burbank, Kalifornien geholt und man kann sagen, dass das Album unter der kalifornischen Sonne so richtig gereift ist. Der Gitarrist Mark Goldenberg kann auf eine lange Liste an Platten-Beteiligungen zurückblicken. Unter anderem war er für Peter Frampton, Chicago, Linda Ronstadt, Roy Orbison, Melissa Etheridge oder
Jackson Browne tätig. Der Drummer Danny Frankel kann eine ähnlich lange Credit-Liste vorweisen und Bassist David Piltch zupft die dicken Saiten bei Blood, Sweat & Tears. Schließlich gibt es da auch noch einen Dean Parks und Freddy Koella, die jeweils in einem Song in die Saiten greifen. Beide auch keine unbeschriebenen Blätter im Musik-Wald. Der Trompeter Daniel Savant ist dafür noch relativ unbekannt und spielt hier sein Instrument grundsätzlich mit Dämpfer. Beeindruckend, welche Farbtupfer er den Tracks, bei denen er mitmacht, verleiht.
"Mr. Sun" ist ein Jazz-Album mit dem Johnstone hier und da einen flüchtigen Blick auf den Blues oder auch Country/Folk wirft. Die Platte verfügt über eine unglaubliche Atmosphäre. Wer hat die denn produziert? Ach, sieh an, die Protagonistin selber ist dafür verantwortlich. Das gibt schon einmal eine extra RockTimes-Uhr. Und in diesem Kontext sei noch erwähnt, dass sie auch für die Bilder und das Design zuständig war.
Als Musikerin und Sängerin steht sie außerhalb jeder Kritik.
Unter dem Gesichtspunkt des Songwritings, nur "Echoes Of Blue" hat sie zusammen mit dem Saxofonisten Marc Macisso zusammen geschrieben, nimmt uns die Amerikanerin mit auf eine sentimentale Reise durch elf Kompositionen, von denen eine schöner als die andere ist.
"Mr. Sun" ist relaxt, laid-back und groovt allerorts.
Auch sich in dieses Album hinein zu hören, machen einem die Musikerin und Sängerin sowie ihre Musiker einfach. Ihre Lieder sind eingängig, haben, wenn überhaupt, etwas mit Pop zu tun, weil sie über Melodien verfügen, die zum Niederknien sind. Da wären jetzt viele Tracks zu nennen, aber ich schreibe nur: "Sunday Evening".
Nimmt man den Groove und Blues als Basis für eine Beurteilung, landet man automatisch bei "Baby, Don't You Call My Name".
Ihr Piano und die Gitarren erweisen sich über fast die gesamte Spielzeit als gleichwertige Partner. Dieser Goldenberg hat es drauf: Jazz und Blues sind beides Genres, die er ohne Probleme meistert. Bei der Vorgeschichte ja auch kein Wunder.
In "So Bad" ist Freddy Koella mit der Akustischen unterwegs und sein feinfühliges E-Gitarren-Solo hat was vom Duke, der mit Nachnamen Robillard heißt.
Mit Johnstones Stimme wird man sofort gut Freund und die ultra-melancholische Ballade "Don't Tell Me That It's Over" mit Dean Parks an der Gitarre sowie einem Macisso-Saxofon-Solo, ist ergreifend schön.
"Mr. Sun" kommt genau zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt... das Laub färbt sich herbstlich und die Platte ist perfekt für diese Jahreszeit. Hinzu kommt, dass die Songs auch sehr gut mit dem überein stimmen, was man bei einem guten Whiskey in einer Bar um Mitternacht hören möchte. Man unterbricht die Konversation, weil die Musik magnetisierend ist.
Zwei Songs werden uns noch zusätzlich versüßt, wenn Johnstone in "When My Ship Comes In" Harmonium spielt und im letzten Song die Melodica bläst.
Jude Johnstone ist mit "Mr. Sun" ein überzeugendes Album gelungen und es wird von dem Rezensenten mit lockeren 8,5 von 10 RockTimes-Uhren bewertet.
Line-up:
Jude Johnstone (vocals, piano, melodica, pump organ)
Mark Goldenberg (guitar)
Dean Parks (guitar)
Freddy Koella (guitar)
David Piltch (upright bass)
Danny Frankel (drums, percussion, symbols)
Daniel Savant (muted trumpet, flugelhorn)
Marc Macisso (alto saxophone)
Maxayn Lewis (backing vocals)
Stephen Bishop (backing vocals)
Inga Swearingen (backing vocals)
Tracklist
01:Mr. Sun (4:12)
02:Over Easy (5:12)
03:Don't Tell Me That It's Over (3:32)
04:Echoes Of Blue (2:42)
05:Sunday Evening (5:26)
06:When My Ship Comes In (4:12)
07:Baby, Don't You Call My Name (4:37)
08:So Bad (3:26)
09:Winding Back My Heart (4:15)
10:The Light Of Day (5:09)
11:One For Us (4:22)
Externe Links: