Wer mit dieser CD über die Grenze will, könnte Probleme mit dem Zoll bekommen. Denn der Inhalt dieses Musikpakets - oder soll ich sagen des 'Päckchens' bei einer Spieldauer von rund 39 Minuten - ist schwer zu deklarieren. Hinter The Judge Band steckt der Mann, den sie 'The Judge' nennen, nämlich Tim Shanks, Sänger, Songwriter, Gitarrenspieler, Geschichtenerzähler aus Detroit, Michigan.
Sein Album startet mit zwei Stücken, "Better Man" und "Goodbye", die Rockmusik mit einer ordentlichen Portion Country vermischen. Laid back, mit einem Mix aus akustischer und elektrischer Gitarre kommen die Stücke aus den Boxen, sehr gefühlvoll und mit souligen weiblichen Backing Vocals - die Refrains geprägt von der leidenschaftlichen, kraftvollen, leicht Whisky-getränkten Stimme. "Better Man", im 3/4-Takt gehalten, wirkt durch Klavier und Orgel noch ein Stück weit atmosphärischer und emotionaler. Stark!
Dann wird's musikalisch verwirrend. "William's Song" - zum Inhalt des Textes später - führt wesentlich tiefer angelegte Gitarrenklänge ein und der Gesang wird rauer. Das folgende "The Judge" legt nochmal eine Schippe drauf - ausgesprochen harte, dunkle Mammut-Riffs mit Unterbrechungen als Wirkungsverstärker, eine hart rockende Sologitarre und dreckiger Gesang mit angebluestem Südstaaten-Flair. Das geht nun schon eher in Richtung Black Stone Cherry. Groovt mehr als anständig!
"Pa 2001" rollt laaaaangsam. Die Stimmung wird noch düsterer. Monoton schleppt sich ein Riff voran, dazu pechschwarze Clean-Gitarren-Arpeggien und Wah-Wahs im Hintergrund. Eine gut zusammengebastelte, melancholische Grundstimmung, und darüber der nach vor sehr prägende und extrovertierte Reibeisengesang, der hier ein wenig an Jon Oliva erinnert. Tim Shanks hat einiges drauf und versteht es, mitreißende Atmosphären zu erschaffen. Dennoch bleibt die musikalische Reise insgesamt etwas konfus ...
Das ändert sich auch nicht bei "Roxy", das Old-School-Funk-angehaucht daher kommt, dafür aber viel zu heavy (ja, auch das gibt es schon mal ...) verschrubbelt ist. Außerdem wird der Gesang allmählich zu übellaunig. Auch bei dem nicht nur düsteren, sondern mittlerweile auch schräg 'alternative' geprägten "Rhino" setzt sich das fort. Jetzt klingt er langsam, als würde er zu einem Horror-Männchen mutieren, das kleine Kinder verspeist. Möchtegern-Rotzrock; kenn' ich irgendwie von Skid Rows Revolutions Per Minute ...
Endlich wird es wieder besser: "Take Me Back" ist ein lauter, bombastischer Heavy-Blueser. Jetzt wieder mit Orgel und souligem, weiblichem Hintergrundgesang. So ist's gut! Eins vor Schluss, "Suck" ... ach ja, das hatten wir allerdings schon mal. Geschmacksache, denkt sich der RockTimer und sehnt sich das Ende herbei. Das besteht aus einer etwas ... 'anderen' Coverversion: "Amazing Grace" in einer düster verpunkten Version. Am Gesang jetzt: 'das Wesen Gollum' aus "Herr der Ringe". Mensch, da schüttelt's einen ...
Selten habe ich ein Album in die Hände bekommen, das stilistisch mehr 'rumeiert', und das so stark beginnt und dann so sehr abbaut. Schade, denn textlich hat die CD wirklich starke Seiten. Am Wichtigsten ist Tim Shanks dabei "William's Song", in dem es um einen Jungen geht, der von einem betrunkenen Autofahrer aus dem Leben gerissen wurde - eine wahre Geschichte, erzählt von The Judge, der selbst schon mal wegen Trunkenheit am Steuer dran war und danach beschlossen hat, sein Leben zu ändern (siehe auch "The Better Man", starke, nachdenkliche Lyrics). Schade, dass klanglich so ein Schwarzweiß-Bild rausgekommen ist.
Line-up:
Tim Shanks (guitar, vocals)
Miguel Gonzalez (bass)
Chris Davis (drums)
Tracklist |
01:Better Man (4:34)
02:Goodbye (4:31)
03:William's Song (4:32)
04:The Judge (2:59)
05:PA 2001 (4:41)
06:Roxy (3:34)
07:Rhino (3:47)
08:Take Me Back (3:42)
09:Suck (3:10)
10:Amazing Grace (3:12)
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