Jump4Joy / Tasty!
Tasty! Spielzeit: 43:14
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Rhythm'n'Blues

Review vom 05.09.2009


Markus Kerren
Die Schweden Jump4Joy sind mit ihrer Musik praktisch schon um die halbe Welt gereist. Nicht nur Europa wurde unsicher gemacht, es ging bereits bis nach Kuba und sogar in der US-amerikanischen Musik-Metropole New Orleans konnte man stehende Ovationen ernten. Das sind ja erstmal ziemlich große Vorschuss-Lorbeeren, die die Spannung auf das neue Album "Tasty!" ganz schön in die Höhe treiben. Zwölf Songs mit einer angenehmen Spielzeit von knapp 45 Minuten sind es geworden.
Mastermind ist offensichtlich Ulf Sandstroem, der Mann an den Tasten und Gesang. Aber grün hinter den Ohren ist keines der Bandmitglieder mehr. Stattdessen steht da bereits eine beachtliche Anzahl an Jahren musikalischer Erfahrung in der Bandgeschichte geschrieben. So, jetzt aber rein in den CD-Schacht mit der Scheibe.
Loslegen Jump4Joy mit "Monkey", einem sprichwörtlich rollenden Rocker mit prickelndem Piano, dem maßgeblich am Sound beteiligten Saxophon 'Mighty' Bo Gustafssons und einem groovenden Bass. Bei den anschließenden "People" und "Crossroads", die nach dem ziemlich gleichen Muster wie der Opener gestrickt sind, schleichen sich bei mir aber dann sehr allmählich leichte Bedenken ein. Denn obwohl das alles ganz sauber, gut und schön gespielt ist, fehlt doch etwas ganz Entscheidendes.
Oder gar mehr als das?? Zum einen hört man der Produktion deutlich an, dass hier nicht zusammen, sondern offensichtlich ein Instrument nach dem anderen im Studio aufgenommen wurde. Das ist zwar schon seit vielen Jahren gang und gäbe und hat den Vorteil, dass alles nahezu perfekt aufs Band gebracht werden kann, hat aber auch den Nachteil, dass im schlimmsten Fall das Bandfeeling bzw. das Feeling im Speziellen vollkommen auf der Strecke bleiben könnte. Was auf "Tasty!" leider der Fall ist!
Erschwerend kommt dazu, dass die Produktion an sich ziemlich saft- und kraftlos ausgefallen ist. Was dann schließlich zu dem Ergebnis führt, dass man es hier mit einer Truppe zu tun zu haben glaubt, die zwar die Theorie hervorragend beherrscht, bezüglich der Praxis aber schlicht und ergreifend das Thema verfehlt. Es rhythm'n'blues-t vor sich hin, als wenn Al Di Meola versuchen würde, die dreckigsten Keith Richards-Riffs zu spielen, als ob ein mit entrücktem Lächeln im Gesicht und Valium-Fläschchen in der linken Hand etwas verunsicherter Ricky King sich bereit macht, den auswendig gelernten "Statesboro Blues" auf die Reihe zu bekommen.
Naja, ihr habt's sicher schon gemerkt, ich bin nicht unbedingt begeistert von diesem Album. Zu allem Überfluss kommt auch noch dazu, dass Ulf Sandstroem zwar ein sehr bemühter, allerdings auch sehr durchschnittlicher Sänger ist. Peter Maffay singt Ray Charles, irgendjemand? Jeannette Biederman, die in einem plötzlichen Blues-Wahn "Cry Baby" von der seligen Janis Joplin in die Menge schleudert? Ihr versteht schon, das passt alles nicht so richtig zusammen...
Wobei ich den Bandmitgliedern keinesfalls absprechen möchte, gute Musiker zu sein und auf der Bühne geht wohl auch die Post ab, während das Haus kräftig durchgerockt wird. Und deshalb beende ich dieses Review jetzt auch so, wie ich es begonnen habe: Es ist bei Weitem nicht alles schlecht, was abgeliefert wurde! Es gibt durchaus mal das ein oder andere coole Arrangement und durchaus auch ansehnliche Einzelleistungen an den Instrumenten zu belauschen. Aber schlussendlich will sich bei mir während des Anhörens von "Tasty!" keine wirkliche Befriedigung einstellen.
Oder bin ich hier in den Staaten einfach nur viel zu verwöhnt von den ganzen Truppen, die diese Art von Musik (und noch wichtiger: das Feeling dafür!!) gar nicht erst erlernen müssen, sondern es bereits im Blut haben? Wie gesagt: Auf der Bühne sind die vier Schweden wohl eine Macht, aber das kann dieses Album auch nicht mehr retten!
Line-up:
Ulf Sandstroem (lead vocals, piano, Wurlitzer, electric piano, Hammond, melodica, farfisa organ)
'Mighty' Bo Gustafsson (tenor-, baritone & alto sax, flute, recorder, handclapping, cowbell, background vocals)
Kenneth Bjoernlund (drums, tambourine, shakers, handclapping & maracas, background vocals)
Surjo Benigh (Fender bass, double bass, Hoefner club bass, handclapping & background vocals)
Tracklist
01:Monkey
02:People
03:Crossroads
04:I Will
05:How Long Ago?
06:Love In A Clock (1234)
07:Sweet Little Woman
08:Corner Of The Bar
09:Tell Me Why
10:Hoodoo Voodoo Man
11:All Over This World
12:Quantico
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