Die Karriere-Kurve des 1980 geborenen kanadischen Gitarristen und Sänger JW-Jones zeigt so steil nach oben, wie momentan (leider) die Spritpreise.
Schon im Alter von zwanzig Jahren veröffentlichte er sein erstes Album "Defibrillatin'".
Bereits auf der vierundzwanzig Monate später erschienenen zweiten CD war kein geringerer als der Harper Kim Wilson (The Fabulous Thunderbirds) mit von der Partie und bei "My Kind Of Evil" (2004) fand man Colin James im Line-up.
Kein Ende ist abzusehen, wenn auf "Kissing In 29 Days" der Ray Charles-Saxofonist David 'Fathead' Newman aufspielte und der junge Mann hat, gefragt war ein gitarrenlastiges Album, für seine fünfte Platte nun Little Charlie Baby (Little Charlie & The Nightcats) und Junior Watson gewonnen.
Quasi als Sahnehäubchen hat er in acht der vierzehn Tracks eine der besten, wenn nicht die beste Groove-Zentrale des Blues am Start: Richard Innes ( Mannish Boys) sowie Larry Taylor( Canned Heat, John Mayall,
Hollywood Fats Band).
Auf eine Bläser-Abteilung verzichtet JW-Jones nun fast gänzlich, die Gitarren stehen im Vordergrund.
Folglich findet im R&B-lastigen "Double Eyed Whammy", dem relaxten "Wasted Life" (jaaaa, mit der Groove-Maschine Innes/Taylor), "Heavy Dosage", einem klassischen Instrumental-Retro-Stück in modernem Outfit und "Tickets On Yourself" (der Rock'n'Roll ist nicht kaputt zu kriegen) ein flottes Stelldichein mit drei Gitarristen statt.
Frage-Antwort-Spielereien zuhauf. Unterschiedliche 6-Saiter-Sounds und Hörvergnügen pur.
Man sollte JW-Jones nicht nur durch seine Kunstfertigkeiten auf seinem Instrument beurteilen, denn er ist auch noch ein klasse Sänger und, wenn man bedenkt, wie er sich die vier Fremdkompositionen (unter anderem zwei von B.B. King) zu eigen macht, hat er auch als eigenständiger Songwriter höllisch viel drauf.
Bei aller enthusiastischen Freude gegenüber den Präsentationen der Gitarristen und der wohlbekannten Rhythmus-Abteilung, darf man seine reguläre Begleitband mit Jeff Asselin (drums), Martin Régimbald (bass) und Jesse Whiteley (piano, organ) nicht aus den Augen verlieren, denn die spielen keine unerhebliche Rolle im "Bluelisted"-Gesamteindruck.
Wenn es so etwas wie Retro-Blues Rock gibt, dann ist Jones eine solche Komposition mit "Looking The World Straight In The Eye" geglückt. Tolles Stück mit Frank Scanga am Bariton-Saxofon, das für die ganz tiefen Töne zuständig ist. Direkt nach dem Opener ein fetziges Highlight.
Der Spaßfaktor beim Hören wird nicht zurückgeschraubt, wenn "Can't Play A Playboy" abermals rockend abgespult wird. Natürlich darf man, falls jemand auf der Retro-Schiene des 12-Takters unterwegs ist, den Rockabilly nicht auslassen: bitteschön… "Mad About You".
Nicht nur als Gitarrist ist Little Charlie Baby auf dem Album vertreten: Im Slow-Song "Out Of Service Blues", mit fast sechs Minuten längsten Stück auf "Bluelisted", glänzt er auch als Harper. Dieses Mal brillieren Jones und Watson als Gitarren-Duo und ich höre da ein prächtiges Piano im Hintergrund klimpern. Das muss Jesse Whiteley sein. Im Line-up wurde der wohl bei diesem Track vergessen.
Selbst in den kürzeren Stücken wie "Silent Treatment" oder "The Doctor" ist eine Menge los und die Nummern kommen einem gar nicht so knapp vor.
Als Drummer startete JW-Jones, wechselte zum Bass und mit sechzehn Jahren widmete er sich der Gitarre. Ein Jahr später gewann er seinen ersten Wettbewerb.
Von 2000 an häuften sich seine Nominierungen für den kanadischen Marple Blues Award und eine Teilnahme bei der Blues Cruise brachte ihm ebenfalls Anerkennung ein.
Stolz kann er auch darauf sein, mit Leuten wie Rick Holmstrom, Rod Piazza, den Mannish Boys oder Hubert Sumlin zusammen gespielt zu haben.
Einige wenige Gig-Termine hatte der Blueser JW-Jones schon in Europa, Deutschland eingeschlossen. Leute, es wird Zeit, dass dieses junge Talent hier häufiger 'vorbei schaut'.
In der RockTimes-Redaktion wird man mich hoffentlich nicht steinigen, aber in Sachen Retro-Blues ist "Bluelisted" ein 9 von 10 RockTimes-Uhren-Ding und damit ein Tipp.
Line-up:
JW-Jones (guitar, vocals)
Little Charlie Baby (guitar - #1, 5, 7, 8, 14, harmonica - #11)
Junior Watson (guitar - #1, 5, 7, 11, 14)
Richard Innes (drums - #1, 4, 5, 7, 8, 9, 11, 14)
Larry Taylor (upright bass, electric bass - #1, 4, 5, 7, 8, 9, 11, 14)
Jeff Asselin (drums - #2, 3, 6, 10, 12, 13)
Martin Régimbald (electric bass - #2, 3, 6, 10, 12, 13)
Jesse Whiteley (piano, organ, backing vocals - #6, 10, 14)
Mike St-Jean (backing vocals - #6, 10, 14)
Frank Scanga (baritone saxophone - #2, 4, 8, 12)
Martijn Van Toor (tenor saxophone - #4)
Tracklist |
01:Double Eyed Whammy (4:08)
02:Looking The World Straight In The Eye (3:54)
03:Can't Play A Playboy (3:33)
04:Mad About You (2:50)
05:Wasted Life (3:21)
06:Somebody's Got To Burn (3:23)
07:Heavy Dosage (4:24)
08:That's Wrong Little Mama (3:10)
09:Waiting On You (3:32)
10:The Doctor (2:52)
11:Out Of Service Blues (5:51)
12:Bogart Bounces Again (3:54)
13:Silent Treatment (2:48)
14:Tickets On Yourself (3:59)
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