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Mickey Jupp / Live At Rockpalast
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Normalerweise stehe ich zu meinem Mut zur Lücke - in diesem Musikdschungel hat sich wohl so mancher hoffnungslos verfranzt. Deshalb ist es nicht unbedingt eine 'Schande', bis zu den hier vorliegenden Aufnahmen den Namen Mickey Jupp allerhöchstens am Rande mitbekommen zu haben. Es zeigt nur überdeutlich, wie viele exquisite Songschreiber es nie ins verdiente Rampenlicht geschafft haben. Jeder kennt wohl Chappos Klassiker "Short List" oder Dr. Feelgoods Dampfhammer-Boogie "Down To The Doctors" - allesamt von Mickey Jupp geschrieben. Und das sind nur die bekanntesten einer Vielzahl von Songs, die von zahlreichen Stars gecovert wurden.
Von daher kann diese überraschende Begegnung mit dem aus Londons Süden stammenden Mickey Jupp nur als überaus erfreulich bezeichnet werden. Aufgezeichnet wurde der im Rahmen der Rockpalast-Reihe aufgezeichnete Gig vom 17. Dezember 1979 im WDR Studio A zu Köln. Des 'Liedermachers' einziger Gig für den Rockpalast wurde noch nie in voller Länge veröffentlicht. Lediglich eine stark verkürzte Version war einmal auf einer VHS-Cassette erschienen. Für die Jupp-Jünger und -Sammler dürfte das hier vorliegende CD/DVD-Package also ein echtes Must-Have sein.
Die Stimmung war nicht so unterkühlt wie bei der kürzlich besprochenen Aufzeichnung der
Climax Blues Band fast vier Jahre zuvor, aber Mickey Jupps erfrischend trockener, britischer Humor, wollte auch diesmal im Studio A nicht so recht verfangen. Manche Ansagen sind zum Brüllen komisch, doch die Kölner lassen ihn in diesen Momenten regelrecht 'verhungern'. Mickey Jupp bedient die gesamte Bandbreite vom Pub Rock über R&B zum Rockabilly. Auffällig ist, dass man sich im Verlauf des Konzertes zunehmend dem Blues hinwendet, was einigen wahren Klassikern wie Memphis, Crossroads oder Little Richards "Kansas City" geschuldet ist. Auch wenn Jupp des Öfteren zur (Rhythmus-) Gitarre greift, sein stakkatoartiges Spiel auf dem Yahama CP-70, dem seinerzeit wegen seiner klanglichen Nähe zu einem Grand Piano wohl angesagtesten E-Piano, ist eine wahre 'Ohrenweide'. Die begleitende Rhythmussektion, bestehend aus Pat Donaldson (Bass) und Dave Mattacks (Drums), kann man nur als Weltklasse bezeichnen. Während Lead-Gitarrist 'Chuck' Duck eher mannschaftsdienlich agiert, darf Frank Mead, am Altsaxofon wie Harp gleichermaßen überzeugend, neben dem 'Meister' die Hauptglanzpunkte setzen.
Mit vorwärtstreibendem Pub Rock eröffnet "Cheque Book" und die gute Stimmung wird mit dem Rock'n'Roller "Guitar Pickin' Slim" weiter angeheizt. Danach setzt sich Jupp erstmals an sein CP-70 und interpretiert "Switchboard Susan" vom damals gerade veröffentlichten Album "Long Distance Romance" ganz im Stil eines Randy Newman oder Billy Joel. Danach folgt ein ganzer Block aus Jupps 1978 erschienenem Debütalbum "Juppanese", der u. a. mit der Single "You Made A Fool Out Of Me" und (natürlich) vom glutvollen "Short List" gekrönt wird.
Mit dem Gänsehaut erzeugenden Slow Blues "St. James Infirmary" 'kippt' die Setliste ins Blues- und Rockabilly-lastige, was das anwesende Publikum allerdings zu wahren Begeisterungsstürmen hinzureißen vermag. Das furiose, auf über sieben Minuten aufgeblasene Larry Williams-Cover "Bony Maronie", 1957 ein Riesenhit in den US, beendet den 'offiziellen' Teil des Abends.
Natürlich lässt sich Jupp nicht lange bitten, um mit dem Little Richard-Klassiker "Kansas City" noch einmal für einen 'Nachschlag' aus den Kulissen des Studio A auf die Bühne zu springen. Der abschließende rhythmische Applaus lässt darauf schließen, dass es wohl nicht die letzte Zugabe gewesen sein dürfte... Bild- und Tonqualität von "Live At Rockpalast" lassen kaum Wünsche offen. Die Kameraeinstellungen des Rockpalast-Filmteams sind gewohnt professionell und bereits damals von einer großen Routine geprägt. Ein dickes Booklet mit Liner Notes von Michael Heatley und Uli Kniep runden diese erfreuliche Veröffentlichung von Repertoire Records ab.
Wer Mickey Jupp noch nicht kennt, sollte mit diesem CD/DVD-Package mal einen Sprung ins garantiert nicht zu kalte Wasser wagen.
Line-up:
Mickey Jupp (vocals, piano, guitar) Ian 'Chuck' Duck (guitar) Frank Mead (alto saxophone, harp) Pat Donaldson (bass) Dave Mattacks (drums)
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