Im Jahr 2005 lenkte die amerikanische Songschreiberin und Sängerin Annie Keating mit ihrer Debüt-CD The High Dive erstmals weltweite Aufmerksamkeit auf sich und wurde mit Wohlwollen bedacht.
Für viele KünstlerInnen entscheidet das zweite Album darüber, ob der Erfolg weiter anhält, oder die musikalische Zukunft in der Nichtigkeit versandet.
Mit "The High Dive" hatte Annie Keating ihre persönliche Messlatte recht hoch gelegt. Nun galt es 2006 mit dem zweiten Longplayer "Take The Wheel" unter Beweis zu stellen, dass noch einiges an Potenzial vorhanden ist.
Auf der Rückseite des Booklets von "Take The Wheel" finden wir ein Foto, das Annie Keating lässig in Warteposition in einem amerikanischen Cabrio sitzend zeigt, die Fahrertür geöffnet. Nur die Fahrgäste fehlen anscheinend noch. Also nehmen wir einfach in diesem Gefährt Platz, denn eigentlich können nur wir gemeint sein.
Und schon schmeißt Annie mit "Finish What You Start " den Motor an, um mit uns zügig in Richtung Highway aufzubrechen. Schnell wird klar, dass sie noch einen drauflegt. Ihre Lieder haben an Reife gewonnen, klingen ausgefeilter, wesentlich trickreicher instrumentiert, als auf "The High Dive".
Trotz der Fahrgeschwindigkeit werden uns all die Details bewusst, die sich links und rechts des Highways in unzähligen Varianten offenbaren. Der Verlauf der Strecke lässt Spannung aufkommen und die Frage, was sich wohl hinter der nächsten Kurve oder der nächsten Kuppe verbergen könnte. Die Landschaft präsentiert sich so abwechslungsreich, dass oft das Unerwartete eintritt. Fantastische Aussichtspunkte sind die Belohnung.
Kann man "The High Dive" als rundum gelungen bezeichnen, stellt der Nachfolger "Take The Wheel" einen Quantensprung dar. Annie Keatings Stimme ist noch variantenreicher geworden, hat sich hier doch eine gehörige Portion Dynamik und Ausdruckskraft hinzu gesellt. Jetzt kriecht ihre Stimme regelrecht unter die Haut und lässt die ZuhörerInnen nicht mehr los.
Anhand des Line-ups und der Instrumente lässt sich unschwer erkennen, dass die Songs komplexer geworden sind. Der Klang wirkt voluminöser, innerhalb der einzelnen Lieder haben raffinierte Themenwechsel Einzug gehalten. Die Elemente aus Country, Folk, Pop und Rock wurden sensibel aufeinander abgestimmt - Großmutters schmackhaftes Plätzchen-Rezept, statt Backmischung aus dem Supermarkt lautet die Devise.
"Take The Wheel" hat an Produktionsqualität kräftig hinzugewonnen, ohne die Originalität und Ursprünglichkeit von "The High Dive" glatt zu schmirgeln. Annie Keating hat hier genau das musikalische Fundament erhalten, auf dem sie sich voll entfalten und ihre Qualitäten als Songschreiberin, Sängerin und Gitarristin endgültig unter Beweis stellen kann.
Wenn die Cabrio-Fahrt nach knapp 40 Minuten beendet ist, bleibt nur eines übrig: Die Tankfüllung kontrollieren, gegebenenfalls Nachtanken und dann nochmal volles Rohr auf den Highway zurück.
Annie Keatings musikalisches Werk bleibt spannend. Es lohnt sich, diese Dame weiterhin im Auge und vor allem in den Ohren zu behalten.
Line-up:
Annie Keating (vocals, acoustic guitar)
Dan Vonnegut (drums, percussions)
Matt Lindsey (bass)
Chris Tarrow (acoustic and electric guitars, six string bass guitar, mandolin)
Carl Baggaley (piano, Wurlitzer electric piano, arp string ensemble, Elka organ, electric harpsichord)
Jordan Anderson (banjo)
John Widgren (pedal steel)
Dave Sherman (Hammond organ)
Gary Dillon (bass, backing vocals)
David Crossland (backing vocals)
Russell Wolff (backing vocals)
Tracklist |
01:Finish What You Start
02:Half Light
03:Take The Wheel
04:Red Guitar
05:Waiting Game
06:Sweet Leanne
07:Keeping Time
08:Altitude
09:Burn
10:Juliet
11:Crash Landing
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