B.B. King mit David Ritz / Ein Leben mit dem Blues
Die Autobiographie
Ein Leben mit dem Blues Vorwort von Udo Wolff
Aus dem Amerikanischen von Sylke Wintzer
376 Seiten, 17 Schwarzweißfotos
13,5 x 21 cm, Gebunden
Erschienen im Palmyra-Verlag
ISBN 978-3-930378-61-6
€ 19,90 (D) € 20,50 (A) SFr 35,90

Buchbesprechung vom 22.02.2007


Joachim 'Joe' Brookes
»In dem, was andere Leute über mich geschrieben haben, kann ich mich nicht wieder finden… Wie auch immer, ich will versuchen, mich zu öffnen und einen ehrlichen Bericht darüber abzugeben, wer ich wirklich bin.«
Die Originalausgabe erschien 1996 unter dem Titel "Blues All Around Me. The Autobiography Of B.B. King". 1998 publizierte der Palmyra-Verlag die deutschsprachige Originalausgabe. Im Jahr 2005 wurde das Werk nachgedruckt.
Riley B. King erzählt sein Leben authentisch und ehrlich. So wie er den Blues spielt und in zig Alben veröffentlicht hat, liest sich auch sein Buch. Unterhaltsam, ernst, traurig, amüsant und lustig.
Eine wahrlich schwere Kindheit hatte er, geprägt vom typischen Bild des Baumwollpflückers im Mississippi-Delta. Zentrale Figur in seiner Kindheit war, bis zu ihrem Tod, seine Mutter. Lehrer Luther Henson »war der erste und vielleicht auch wichtigste Mann, der mich geprägt hat.« Nicht musikalisch, sondern menschlich.
Schon als 12-Jähriger nahm er sein Leben in eigene Hände. Zu der Zeit bekam er seine erste Gitarre. Blueser wie Blind Lemon und Lonnie Johnson waren die Vorbilder, denen er, anfangs mit wenig Erfolg, nacheiferte. Zu Besuch kam ab und an Cousin Bukka White, der in Memphis wohnte und ihm später noch helfend unter die Arme greifen sollte.
Natürlich zieht sich der Blues wie ein roter Faden durch die 376 Seiten, aber nicht nur der. Frauen waren von seinen jüngsten Jahren an auch 'ein Thema'.
Mit 17 heiratete er seine erste Frau, Martha und ist beeindruckt vom Unterschied zwischen dem Leben auf dem Land und der Stadt (Indianola). In der Zeit wird die Gitarre zum ständigen Begleiter in seiner Freizeit und er macht Straßenmusik, singt den Gospel, hört von den Leuten anerkennende Worte (»Du kannst singen, mein Sohn«), aber bekommt keinen einzigen Cent. Dann sang er auf der Straße den Blues und bekam Beides: Anerkennung und Geld.
Von den Frauen bewundert wurden nicht die Leute, die auf dem Feld hinter einem Maultier hertrotteten, sondern die Traktorfahrer. Riley B. King wurde Traktorfahrer.
Wegen eines Missgeschicks, er war verantwortlich für einen Schaden an 'seinem' Traktor, machte er sich sprichwörtlich 'vom Acker' und trampte zu seinem Cousin Bukka White nach Memphis. Er versuchte, Slide-Gitarre zu spielen. Vergebene Liebesmühe. Riley B. King und das Bottleneck gingen nicht zusammen.
Überzeugt von seinen Fähigkeiten als Gitarrist und Sänger, fühlte er sich beim Hören der Blueser in einem Park in der Großstadt, als ein blutiger Anfänger.
Als exzellenter Erzähler bringt er dem Leser auch – so ganz nebenbei - die Entwicklung der Musik, vom Country-Blues hin zum elektrisch verstärkten Blues, nahe.
Er war auch beeindruckt von Django Reinhardt und »…dann kam T-Bone, mit seinem glatten Ein-Saiten-Stil, der die coole Haltung des Jazz einfing, ohne auch nur ein Fünkchen Gefühl dabei zu verlieren.«
Er hörte damit auf, seine Vorbilder zu kopieren und entwickelte seinen eigenen Gitarrenstil. Er spielte im Duo mit dem Harper Walter Horton und bekam eine Gibson L-30 mit F-Löchern.
Beeindruckend, wie er die Zeit seiner ersten Studioaufnahmen beschreibt und wie aus dem Rhythm & Blues der Rock'n'Roll wurde: »Während der Rock'n'Roll einen größeren Markt für R&B-Künstler und den Durchbruch zu einem jüngeren Publikum schaffte, wurde mein Publikum, genau wie ich, immer älter.«
Nun soll hier das Leben des ’King of Blues’ nicht nacherzählt werden. "Ein Leben mit dem Blues" ist, aus erster Hand, mit einem Vorwort von Udo Wolff (Das Dritte Ohr) und dem Nachwort des bekannten Musikjournalisten David Ritz, der Biografien u.a. über Ray Charles und Marvin Gaye schrieb, ein Buch, das sich prächtig liest und nebenbei auch die Geschichte des Blues erzählt.
Mit einem Zitat wurde die Buch-Besprechung eingeleitet und sie soll auch mit einem Zitat, nicht von B.B. King, sondern von Udo Wolff enden:
»Dieses Buch enthält Überraschungen – selbst für den, der meint, B.B. Kings Lebensweg zu kennen.«
Inhaltsverzeichnis
01:Vorwort
02:Erinnerungen des Herzens
03:Ihre Worte sind Musik
04:Himmlische Musik
05:Morgengrauen
06:"Geht's dir gut, Jack?"
07:King Cotton
08:Traummaschine
09:Krieg und Frieden
10:Eine Stadt ist wie eine Frau
11:Warum ich Arthur Godfrey mag
12:Glaube ist Geduld
13:Chili, Kräcker und ein ordentlicher Magenspüler
14:Doing The "Do" - "Es" tun
15:Wer weiß denn schon, was Liebe ist
16:Ein lausiger Bandleader
17:Wo war ich, als Rhythm & Blues zu Rock'n'Roll wurde
18:"Wie ein Adler ausführet seine Jungen und über ihnen schwebet"
19:Sich Grämen bringt nichts
20:Hast du gelesen, was John Lennon gesagt hat?
21:Wie verliert man einen Bus? Wie verliert man seine Frau?
22:Visionen
23:Jemand sprach mich mal auf oralen Sex an
24:Gefängnisse haben es in sich
25:Das Glück und eine Lady
26:Eine Beschneidung ist nichts zum Lachen
27:Sonnenuntergang in Indianola
28:Unterwegs mit B. Nachwort von David Ritz
29:Bildlegenden
30:Bildnachweis
Externe Links: