Brian Kramer / Myself And Mine
Myself And Mine Spielzeit: 38:20
Medium: CD
Label: BKB Music, 2010
Stil: Acoustic Blues

Review vom 13.06.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Intimer kann ein Künstler seine Musik kaum vorstellen. Nachdem Brian Kramer zuletzt eine Live-CD mit vierköpfiger Band und Gästen vorlegte, ist er nun mit einem weiteren Livealbum zur Stelle. Allerdings wurden die elf Tracks in den Stockholmer Scarecrow Studios eingespielt und Kramer bestreitet den Blues alleine. Nur seine Freunde in Form von vier Gitarren sind dabei. Zu solchen Gelegenheiten heißt es immer: Butter bei die Fische. Da muss ein Musiker den Hörer schon bei Laune halten, gutes Songmaterial unter dem Arm haben und natürlich auch von der technischen Seite her etwas drauf haben.
Kramer macht es! Er verlegt das Mississippidelta nach Schweden und serviert ausschließlich Eigenkompositionen. Da ist er ab und an schon verdammt nah an einem Robert Johnson oder Charlie Patton. Der aus Amerika stammende Blueser findet die richtigen Worte für seine Geschichten aus dem Alltag, der Liebe oder seinen Reisen.
Brian Kramer ist ja nicht der erste Künstler, der diese Art von Soloplatte eingespielt hat. Was macht solche Alleingänge denn so interessant? Ist es die Studioatmosphäre, die sich bei solchen Produktionen in besonderer Weise bemerkbar macht? Kramer schreibt in seinen Linernotes zur Platte, dass es im Studio auch ein gemütliches Sofa gab. Schwups, und schon hat man zumindest eine erweiterte Vorstellung von den Aufnahmesessions, die zwischen Dezember 2009 und Januar 2010 stattfanden.
Mit einem etwas nachdenklichen Song über eine Taschenuhr, die in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben wird, bringt er auf geschickte Weise Gedanken zur Vergangenheit sowie Zukunft an den Mann. Schon zu Beginn steht fest, dass Kramer ein toller Fingerpicker ist und seine immer wieder eingestreute Rhythmusgitarre macht die Sache rund. "Speak Of The Devil" ist diesbezüglich der Knaller.
Die zweite Nummer ist mit dem ausgestattet, was bereits im Titel steckt. Deltafeeling mit dem Extra an Gitarren-Groove. In anderer Art gibt es noch weitere Extras auf der Scheibe. Ausgewiesen durch zwei "Introduction..." gibt der Protagonist etwas ausführlichere Hinweise zum jeweils folgenden Song. Fast alle anderen Tracks haben zumindest eine gesprochene Minieinleitung und auch das Bottleneck bleibt nicht unbenutzt liegen.
Vom Delta geht es später in eine niederländische Metropole. "Rainy Day In Amsterdam" hat ebenfalls ein melancholische Stimmung und Kramer erzählt davon, dass er Steve Earle getroffen hat.
Kommt es zu Kramers Vater und seinem gelben New Yorker Taxi, haben wir es mit einer, im Rahmen der CD angesiedelten Uptemponummer zu tun. Fein auch hier der Wechsel zwischen Rhythmus und Fingerpicking. Die dadurch entstehenden verschiedenen Stimmungen werden von Kramer kontrastreich hintereinander gestellt.
"My Precious Stone" ist so ziemlich die Ausnahme vom Blues eines Brian Kramer. Er kann auch als Singer/Songwriter sehr gut unterhalten. Alleine die unterschiedlichen zum Einsatz kommenden Gitarren sprechen eine eigene Sprache. Besonders sein zwölfsaitiges Instrument macht eine elegante Figur zwischen den verschiedenen Dobros.
Brian Kramer ist mit der Platte "Myself And Mine" in bester Gesellschaft und vergrößert den Kreis derer, die als Blueser tolle Soloalben veröffentlicht haben. Das Booklet ist mit seinen auf alt getrimmten Seiten interessant gestaltet und enthält alle Songtexte. Etwas Besonderes nutzt sich auch nicht so schnell ab.
Line-up:
Brian Kramer (guitars, vocals)
Tracklist
01:Pocket Watch (5:24)
02:Journey To The Delta (4:20)
03:Introduction - #1 (0:49)
04:Touching The Cloud (3:21)
05:Introduction - #2 (0:38)
06:Just Scratchin' By (3:26)
07:My Precious Stone (4:43)
08:Love Just Fell Away (3:47)
09:Rainy Day In Amsterdam (3:29)
10:Speak Of The Devil (4:20)
11:Would I Do Anything Different (3:52)
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