Ach, Ed, was bringst du nicht alles an die Ohren der Hörer?
Der neueste Output trägt den Namen "Jean Lee And The Yellow Dog" und mit den Texten von Judi Dransfield Kuepper setzt der Ende 1955 in Bremen geborene Ex-The Saints-/The Laughing Clowns-Künstler die Geschichte der letzten in Australien gehängten Frau in musikalische Kleinkunstwerke um.
Nicht nur diese Themenstellung ist eine Überraschung, denn im Line-up zu dieser Platte schließt sich direkt die nächste an.
Mit dem Trommler Jeffrey Wegener und Sänger Chris Bailey befinden sich ehemalige Kollaborateure aus 'alten Tagen' auf dem Album. The Saints traten Mitte 2007 für einen Reunion-Gig zusammen auf.
Darüber hinaus spielt Warren Ellis (Nick Cave) Violine und The Go-Betweens' John Willsteed Dobro und Banjo.
Leichte Kost verabreicht uns Ed Kuepper wahrlich nicht, auch wenn er durch sein Songwriting und Arrangement der zwölf Stücke ein Händchen für Ohrwurm-artige Melodien offen legt.
Das ist allerdings nicht durchgehend der Fall. Wäre auch verwunderlich, bei dieser Stoff-Vorlage.
Die Songs werden durchgehend von Kueppers Akustischer sowie E-Gitarre, die durchaus atonale Momente hat, bestimmt.
Ausnahmen bestätigen die Regel: Gerade der Opener wird durch Jane Elliotts Cello fast klassisch eingeleitet. Dann wechselt die Atmosphäre schlagartig und "Hang Jean Lee" wird zu einem Post Punk-Stück. Nicht nur durch Peter Oxleys gezupften Bass werden Erinnerungen an die hervorragenden Joy Divison geweckt. Laut geht es zu und über der Musik, mit viel E-Gitarre, thront Ed Kueppers Stimme. Zugunsten der 6-Saiter bleibt der treibende Jeffrey Wegener-Beat phasenweise auf der Strecke.
Welch eine Eröffnung!
Wie kann man, nach dieser Album-Einleitung mit wenigen Mitteln eine intensive Stimmung herzaubern? Ganz schwierig, allerdings ist ein minimalistisches Kuepper-Arrangement dazu in der Lage. Wenig verstärkte Gitarre, Warren Ellis' Violine und ein Keyboard-Dauerton sorgen für dieses Flair und auch Drums sowie Bass sind spartanisch eingesetzt. Dennoch entbehrt "Miracles" keiner Zugänglichkeit, weil der Protagonist eine wunderschöne Melodie dazu geschrieben hat.
Ruhelos, mit Chris Bailey und Su Crowley am Gesangsmikrofon kommt "That Depends Pt 3" daher. Sir Alfonsos Percussion hat leicht fernöstlichen Einschlag und insgesamt wird verdeutlicht, dass Jean Lees Leben auch ein rastloses gewesen sein muss. Bei der Kuepper-Gitarre vernimmt man auch Sitar-Sounds.
Wenn Dobro sowie Banjo und Cello in "Real To Me [1]" aufeinander treffen befindet sich die Band in folkigen Gefilden. Hingegen ist "Real To Me [2]" Großstadt-Punk in Slow-Motion.
Musikalisch und textlich wirft das Ehepaar einen kurzen Blick auf die Kindheit der Jean Lee und die Ballade, getragen von der Akustischen, ist irgendwie die Entspannungsphase des Albums.
Gibt es Avantgarde-Blues? Mit "Yellow Dog" hat Ed Kuepper so etwas kreiert.
Die letzte Minute, "Ambient Piece" genannt, braucht man, um wieder runter zu kommen. Sechsundfünfzig Sekunden Chill-out.
Ed Kuepper stellt den Hörer mit "Jean Lee And The Yellow Dog" vor keine leichte Aufgabe. So ist das nun mal: Manche Dinge schreien förmlich danach, erobert zu werden. Dieses Album ist so ein Ding.
Aber die Platte stellt den Hörer nicht vor unlösbare Aufgaben.
Gefallen hätte man daran gefunden, wenn die Texte abgedruckt worden wären. Bei diesem Thema fast Pflicht. So ist der Informationsgehalt des Digipacks wirklich spärlich.
Die Musik keineswegs. Ein Stück weit offene Ohren braucht es allerdings schon.
Nach vielen Durchläufen: 8 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Ed Kuepper (electric guitar, acoustic guitar, vocals)
Jeffrey Wegener (drums)
Peter Oxley (bass)
Sir Alfonso (keyboards, percussion, drums)
With:
Warren Ellis (violin - #2)
Jane Elliott (cello - #1, 9, 11)
John Willsteed (dobro, banjo - #9)
Chris Bailey (vocals - #3)
Su Crowley (vocals - #3, 8)
Henry Puperino (barking, etc)
Tracklist |
01:Hang Jean Lee (4:18)
02:Miracles (4:31)
03:That Depends Pt 3 (6:41)
04:Daddy's Girl (3:37)
05:Skinny Jean (6:46)
06:Yellow Dog (6:23)
07:Demolition (3:39)
08:Shame (4:37)
09:Real To Me [1] (3:05)
10:Real To Me [2] (3:29)
11:Finding You (3:28)
12:Ambient Piece (0:56)
|
|
Externe Links:
|