Greg Koch And Other Bad Men / Live! On The Radio
Live! On The Radio Spielzeit: 59:50
Medium: CD
Label: ZYX/Pepper Cake, 2007
Stil: Blues Rock

Review vom 26.11.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Greg Koch, Jahrgang 1966, studierte an der University of Wisconsin vier Jahre lang Jazz-Gitarre. In den Neunzigern konnte er eine ganze Anzahl von regionalen Preisen mit seiner ersten Band Greg Koch And The Tone Controls einheimsen.
Greg Koch hat mittlerweile vier Bücher für Gitarristen veröffentlicht und "Live! On The Radio" ist seit 1993 sein siebtes Album.
Greg Koch ist ein Hexer auf den 6 Saiten seines Arbeitsgerätes und spielt darauf alles zwischen Himmel und Hölle.
Für die vorliegende CD hat er darüber hinaus eine hervorragende Band zusammengestellt: Den Bass zupft Roscoe Beck, der viele Jahre an der Seite von Robben Ford und Eric Johnson tätig war.
Drummer John Calarco, der auf fünf Tracks spielt, ist seit den Anfängen der Karriere des Gitarristen im Line-up. Für weitere fünf Songs sitzt Brannen Temple (unter anderem Chris Duarte) an der Schießbude.
In einer Nummer trommelt Tom Brechtlein, der ebenfalls bei Robben Ford war.
Der Sänger ist kein Geringerer als Malford Milligan, bekannt von der Band Storyville, in der auch das Stevie Ray Vaughan Rhythmus-Duo Double Trouble vertreten war.
Alle Songs stammen aus insgesamt vier unterschiedlichen Live-Sessions beim Radiosender WMSE in Milwaukee, dem Geburtsort des Protagonisten.
Soviel zu den erforderlichen Eckdaten und jetzt zur Musik.
Greg Koch And Other Bad Men sind, trotz der vielen Cover-Songs eine schier unerschöpfliche Energiequelle an musikalischen Ideen.
Der heftige Jimi Hendrix-Opener "Manic Depression" deutet nur an, welche Überraschungen bevor stehen.
Mit Don Nix "Going Down" zünden die Musiker die zweite Stufe ihres Energiebündels, allen voran natürlich Greg Koch, der seiner Fender zum Teil irre Töne entlockt und einem wahren Saiten-Teufelsritt mit Verzerrungen vollführt. Davon angesteckt, wird Milligan zu einem Vokalakrobaten erster Güte. Danach kühlt man die fast glühende Luft in einem ruhigeren Part wieder runter.
Dem Sänger sei eine Pause gegönnt, denn nun folgt mit der instrumentalen Koch-Nummer "Mrs. Buckley" ein Schmelztiegel an Funk-Jazz. Am Schlagzeug stellt Tom Brechtlein unter Beweis, dass er die Jazz-Metrik verinnerlicht hat. Koch erzeugt wirre psychedelische Klangelemente, die sich in einem ständigen Duell mit Becks Tieftöner-Frequenzen befinden. Dann setzt der Bassist zu einem Solo an, wobei ihm Koch, jetzt im Hintergrund zu hören, den Rücken stärkt. Wenn es so etwas gibt, ist "Mrs. Buckley" Jam-Jazz.
Nicht erprobte Hörer-Ohren könnten hier schon vor eine erste Prüfung gestellt werden und das Trio-Kraftwerk hat zum ersten Mal alle zur Verfügung stehenden Einheiten auf Volllast geschaltet.
Das reinigende Gewitter zeigt seine Wirkung und es geht auf ganz sanften Pfoten weiter mit dem Klassiker "Stormy Monday". Stoisch takten Beck und Temple, wenn der Koch zu einem weiteren Höhenflug, jetzt tief im 12-Takter verwurzelt, ansetzt bis die Luft in den vier Wänden illuminiert wird. Dann findet die Combo zurück zum Thema und lässt den Stormy Monday mit Balsam für die Ohren ausklingen.
Jaja, Herr Milligan: »Have mercy…«
Mit "The Stumble" verknüpft der Irrwisch an der Gitarre sehr geschickt seine eigene Spielweise mit der von Freddy King.
Seine Soul-Ader kann Malford Milligan dann in "Change Is Gonna Come", einem Stück von Sam Cooke, voll ausleben. Der Sänger steht hier im Spotlight, genauso wie in folgendem locker gespielten Al Green-Stück "Ain't No Fun For Me". Hier rührt Koch eine funkige Suppe an, bei der er im Solo mit Blues Rock nachwürzt.
Aus Hendrix' "Spanish Castle Magic" destilliert er seine persönliche Essenz heraus und treibt den Track dann in eine andere Richtung, wenn auch noch "Who Knows" zitiert wird. Der Gitarrist macht eine klasse Figur bei seiner Fußgymnastik am Wah Wah-Pedal.
Bei Delbert McClintons "Standing On Shakey Ground" befindet sich das Slide-Röhrchen am Finger des Saiten-Virtuosen und er bringt ein abgedrehtes Solo. Irgendwie finden die fast 6 Minuten kein Ende, denn es ist ein verdammt ereignisreicher Song, der dem Hörer viel länger vorkommt.
Die Credits für "Cotton" gehören dem Basser Roscoe Beck und man schickt uns nicht in die Baumwollfelder, sondern wir werden Zeuge eines Jazz-Intermezzos, in dem Beck und Koch hervorragend unisono spielen und jeder für sich auf den Flügeln das Schlagzeugs zu Höhenflügen ansetzt.
Die fließenden Läufe aus Becks Bass lassen das abschließende "Don't Change Horses" von Johnny 'Guitar' Watson so richtig grooven. Meiner Meinung übertreibt es der Protagonist hier etwas, denn ein weniger heftig gespieltes Solo hätte der Nummer besser zu Gesicht gestanden.
Rundum ist "Live! On The Radio" ein prächtiges Beispiel dafür, wie man Cover-Songs mit seiner ganz individuellen Prägung an den Hörer bringen kann und daher hebelt sich diese CD ins Rampenlicht. Folglich sind insgesamt 7 bis 8 von 10 RockTimes-Uhren angesagt.
Koch: »And I'm looking forward to getting out and playing them with this band.« Gern, denn er ist Anfang 2008 auf Tour.
Line-up:
Greg Koch (guitar)
Roscoe Beck (bass)
Malford Milligan (vocals)
Tom Brechtlein (drums - #3)
John Calarco (drums - #6, 7, 8, 10, 11)
Brannen Temple (drums - #1, 2, 4, 5, 9)
Tracklist
01:Manic Depression (3:50)
02:Going Down (4:57)
03:Mrs. Buckley (5:37)
04:Stormy Monday (9:23)
05:The Stumble (3:53)
06:Change Is Gonna Come (4:56)
07:Ain't No Fun For Me (5:46)
08:Spanish Castle Magic (5:50)
09:Standing On Shakey Ground (5:47)
10:Cotton (3:19)
11:Don't Change Horses (6:30)
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