Greg Koch / Strat's Got Your Tongue
Strat's Got Your Tongue Spielzeit: 49:15
Medium: CD
Label: Grooveyard Records, 2012
Stil: Jazz Rock, Blues

Review vom 04.06.2012


Mike Kempf
Greg Koch hat mich bereits 2010 mit From The Attic, sowohl mit seinen Gesangsvorträgen, als auch mit seinem glänzenden Gitarrenspiel überzeugt. Nun liegt sein aktuelles Werk "Strat's Got Your Tongue" in meinem Player und wartet darauf, mir die neusten Noten des US-Edelgitarristen vorzutragen. Und in der Tat trifft der Begriff 'Noten' den Nagel voll auf den Kopf, denn hat er diesmal sein Zwerchfell komplett geschont und sich voll auf die Darbietung seiner exzellenten Fingerakrobatik konzentriert.
Konnte ich sein 2010er-Werk zielsicher dem Blues Rock mit leichtem Soul-Einschlag zuordnen, überrascht mich der gute Greg nun mit einem Jazzinferno, gewürzt mit leichten Blues-Zutaten, wie ich es eher selten zu Gehör bekomme. Das gilt nicht nur für die beiden Opener "Foolish Mortals" und "2.65", denn bis dahin sind bereits fünfzehn Minuten ins Land gezogen und der Mann aus Übersee hat mein Gehirn mit reichlichen Gitarrensalven bearbeitet, und verlangt von mir auch fortlaufend allergrößte Aufmerksamkeit! Titel Nummer fünf "Spank It" hebt sich vorübergehend vom bisher Dargebotenen ab. Hier hat sich der Sechssaiten-Spezi eine Country-Nummer ausgedacht, die ich in meiner eben erfundenen Kategorie 'Blitz-Country' einordne. Mein Güte, Gregs Finger fliegen mit dreifacher Schallgeschwindigkeit übers Brett, dass mir selbst beim Zuhören schwindlig wird. Diese Song-Rezeptur hat er auch beim folgenden "Shake Down" angewandt, nur dass das Teil mit erstklassigen Tastenelementen aufwartet, für die sich T. Lavitz verantwortlich zeigt.
Doch es nicht nur Koch persönlich, der einige Highlight setzt. Es ist der Tieftonexperte Kevin Mushel, der die dicken Saiten im Stil von Marcus Miller dermaßen filigran zupft und den meisten Eindruck bei mir schindet, so dass ich respektvoll meinen Hut ziehe.
Dass Greg neben seinen heftigen Solo-Torpedos auch eine sensible Saite anschlagen kann, beweist der Bonustrack "Cause We've Ended As Lovers", mein gleichzeitiger Anspieltipp! Seine erstklassigen Gitarrenläufe, bei denen er zum Ende des Stücks die Geschwindigkeit wieder enorm anzieht, sind von der Qualität einfach überragend. Doch Vorsicht! Bei all seinem unumstrittenen Können, dürfte seine Gitarrenflitzerei nicht bei Jedermann gleichermaßen gut ankommen. Zum größten Teil handelt es sich bei der Platte um Jazz, und der ist bekanntlich nicht immer leicht verdaulich. Schon gar nicht, wenn er aus so einem Superhirn wie dem von Greg Koch entsprungen ist. Also Maintreamtauglich hört sich anders an. Ich denke, es ist eine Platte von Musiker für Musiker, oder für meinen Kollegen Wolfgang, der sich gern im Becken von Jazz, Fusion und Experimentellem tummelt.
Fazit: Wer auf außergewöhnliche Songarchitektur, auf exzellentes Gitarrenspiel der absoluten Spitzenklasse steht, wer sich heftigem Klampfenwirbel im Tornado-Format nicht verschließt und sowieso den Jazz bevorzugt, dem kann ich eine fette Kaufempfehlung ans Herz legen. Wer sich aber vom Cover blenden lässt und nur ein einfach gestricktes Blues Rock-Album erwartet, der sollte sich lieber erstmal einige Hörproben reinziehen oder lieber gleich die Finger davon lassen, damit es keine bösen Überraschung gibt. Am besten lässt sich der Silberling als eine Mischung aus
Allan Holdsworth und Marcus Miller vergleichen. Sicherlich nicht die allerschlechtesten Referenzen für die Tonkonserve.
Line-up:
Greg Koch (guitar)
Kevin Mushel (bass)
T. Lavitz (keyboard)
Gary Koehler (drums)
Tom Good (bass - #9)
John Calarco (drums - #9)
Michael Walls (percussion - #1)
Tracklist
01:Foolish Mortals
02:2.65
03:The Damn Thing
04:Miramanee
05:Spank It
06:Shake Down
07:Sure Betts
08:Cause We've Ended As Lovers
09:Absinthe (live)
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