James Kinds / Love You From The Top
Love You From The Top Spielzeit: 61:22
Medium: CD
Label: Delmark Records, 2010
Stil: Blues

Review vom 15.12.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Es ist wohl keine Schande, James Kinds nicht zu kennen. 1977 gehörte er zu den damals vielversprechenden neuen Bluesern. Unter dem Namen 'The New Generation Of Chicago Blues' tourte er mit anderen Musikern sogar in Deutschland. Allerdings war Kinds den öffentlichen Lobeshymnen wohl nicht gewachsen und in Dubuque lebend trat er oft in Clubs auf und hat mit der Band All Night Riders drei Platten veröffentlicht. Die Delmark-Scouts erlebten Kinds 2007 beim Chicago Blues Festival und waren einheitlich der Meinung, dass der Gitarrist und Sänger, seit 2008 in der Iowa Blues Hall of Fame vertreten, unter Vertrag genommen werden muss.
Gesagt, getan ... "Love You From The Top" ist die erste Platte des 1943 geborenen Musikers für Delmark Records. Kinds war in jungen Jahren im Gospelchor Spirit Of Joy aktiv und hatte in Chicago seine eigene Soul-Band mit dem Namen Oasis.
James Kinds wurde immer schon für seine außergewöhnliche Stimme gelobt. Sein Gesang ist in der Tat bemerkenswert, denn er verfügt über ein sehr individuelles Timbre. Gospel und Soul hat er durchaus auf den Stimmbändern, aber es gibt auch, angenehmerweise wenige Momente, wenn Kinds mit seinem ins gutturale gehenden Gesangstrend nervig wirkt.
Instrumental sind Kinds & Co., unter anderem mit Eddie Shaw (Muddy Waters, Howlin' Wolf) am Saxofon und Al Pool an der zweiten Gitarre sehr gut unterwegs. Mit der Kraft des Grooves ist die R&B-Nummer "I Got A Woman" ausgestattet und das Vorzeigestück in Sachen Slow Blues ist "Mason Dixon Line Blues". Hier singt der Protagonist über den ersten Kontakt mit dem 12-Takter sowie seine Reise im Greyhound Bus nach Chicago. Und in diesem Genre ist der Track auch gehalten.
Ohne Zweifel gehören die vier Stücke mit Eddie Shaw, einem seiner damaligen Mentoren, wie Kinds selber sagt, zu den Highlights der Platte. An diesen Tracks kann man sich schön durch die CD hangeln. Gleich im Opener hat Shaw das Blättchen angefeuchtet und er ist auch für das allererste Solo zuständig. Kernig geht es zu und Kinds ist ein Mann, der mit seinem Arbeitsgerät eine Menge anfangen und aussagen kann. Die Platteneröffnung klingt klasse.
Die Songs des Protagonisten sind vielfarbig und mit verschiedenen Stilmitteln versehen. Klar, der Chicago Blues darf hier ruhig eine dominante Rolle spielen. Wenn Shaw mitmischt, kann er auch richtig ran. Toll, wie er den Tracks seinen persönlichen Stempel aufdrückt. "Crack Headed Woman" hat einen feinen Shuffle-Rhythmus und überhaupt hat es Kinds beim Songwriting mit den Frauen zu tun ... "Peggy Sue", "Katie" und "Johnny Mae" heißen sie. "Katie" mag es funkig und "Peggy Sue" schleicht locker groovend durch den Raum.
Nicht nur "Mason Dixon Line Blues" hat autobiografische Züge. Im kürzer gehaltenen "Body Slam" sind seine Eltern Thema. Sie liebten den Rock'n'Roll beziehungsweise Blues und dieser Track hat auch etwas von beiden Stilen im Gepäck. Mit einem weiteren Slow Blues eröffnet uns Kinds in "My Mama Told Me" noch einige Lebensweisheiten von ihr und nicht nur hier wird deutlich, dass der Mann seinem Arbeitsgerät eine gewisse Schärfe verpassen kann.
Kinds' Ausflüge in den Soul sind ebenfalls prägnant. So ist "Take A Look At Yourself" nur ein Beispiel dafür und diese Nummer hat gutes Stax-Feeling. Respekt, James Kinds! Mittlerweile siebenundsechzig Jahre alt, meldet sich der Blueser mit einem sehr ordentlichen "Love You From The Top" auf der Bühne des Business zurück.
Line-up:
James Kinds (guitar, vocals)
Al Pool (guitar - #1,4,8,10,11,13)
Eddie Shaw (tenor saxophone - #1,5,9,12)
Anthony Dotson (bass)
Claude L- Thomas (drums)
Tracklist
01:Love You From The Top (3:04)
02:If You Need It (4:25)
03:I Got A Woman (3:31)
04:Mason Dixon Line Blues (6:51)
05:Crack Headed Woman (2:53)
06:Oo Wee Baby (3:20)
07:Peggy Sue (3:41)
08:Take A Look At Yourself (3:52)
09:Katie (3:58)
10:Body Slam (2:48)
11:I Didn't Go Home (4:55)
12:Johnny Mae (4:26)
13:I Can't Take It (4:58)
14:My Mama Told Me (4:43)
15:High Heel Shoes (3:09)
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