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Eine echte Perle aus dem Roots- und Alternative Country-Sektor erreichte die RockTimes-Redaktion in Form von Jane Kramers neuem Album "Carnival Of Hopes". Die Lady aus Ashville, North Carolina ist sowohl mit der All Girl-Combo Barrel House Mamas, als auch solo unterwegs und präsentiert auf ihrer aktuellen Scheibe gut vierzig Minuten lang zehn Kleinode, von denen ganze neun Tracks aus ihrer eigenen Feder stammen. Und ganz feine Studiomusiker standen ihr dafür ebenfalls zur Seite.
Auf ihrem zweiten Soloalbum präsentiert sich Miss Kramer dabei gleich in mehrfacher Hinsicht von ihrer besten Seite. Nicht nur ist sie eine starke Songwriterin, darüber hinaus erweist sie sich auch noch als erstklassige Sängerin, die jede Menge Emotionen in ihre Stücke einbringt. Und die sind sehr unterschiedlich, bewegen sich von echten Hochgefühlen bis zur manchmal entwaffnenden Selbstreflektion, was ihre eigenen Schwächen betrifft. Kramers echtes Können spiegelt sich darin wider, keinen dieser Aspekte bis zur Karikatur zu überzeichnen, sondern durchweg glaubhaft zu bleiben.
Musikalisch wird hier ein perfekt abgekochtes und gut gegartes Gemisch aus Alternative Country, Roots und Singer/Songwriter geboten, das einfach nur Balsam auf der Seele ist. Man trägt diese Songs, die einen beschäftigen und zum Nachdenken anregen, nach nur wenigen Durchläufen bereits mit sich, bekommt sie nicht mehr wirklich aus dem Ohr und hört sie immer wieder gerne an. Die Amerikanerin hat einen tiefen Blick in sich selbst bzw. ihre Seele geworfen und das ist ein Ort, der nicht immer besonders angenehm sein muss.
Falls sich das jetzt aber so anliest, als würde diese Chose ins Melancholische gehen, dann kann ich hier Entwarnung geben. Die Songwriterin ist weit davon entfernt, ihren Finger gegen sich selbst oder gar andere zu heben, sie singt vielmehr schlicht von dem, was ist. Und dies, ohne in irgendeiner Weise aufgesetzt oder falsch zu wirken. Bei dem einzigen Coversong handelt es sich um Tom Pettys "Down South", den sie aber nahezu zu ihrem eigenen macht. Wie immer von der dominanten Akustikgitarre und hervorragenden Studioband unterstützt, fährt sie auch diese Nummer gekonnt als Sieger durchs Ziel.
Ihre Einflüsse kann die (lange Jahre an der Westküste der USA lebende) Sängerin bei diesem knappen Dutzend Songs nicht immer verbergen, falls sie dies überhaupt wollte/will. Gleich mehrere große Inspirationen wie etwa Tom Waits ("Highways, Rivers & Scars"), Melanie ("Truck Stop Stars") oder auch Townes Van Zandt ("Truth Tellin' Lies") kibitzen dabei um die Ecke. Dies aber immer nur ansatzweise, sehr clever und vollkommen in ihren eigenen Sound eingebettet, sodass man sich jeweils respektvoll an den Hut tippt und ein Lächeln in Richtung North Carolina schickt. Bei "Why'd I Do That Blues" bekommen wir sogar noch eine kurze, dafür aber superbe Dosis Dixieland geboten.
Wer diesem Genre zugeneigt ist, sollte sich "Carnival Of Hopes" entweder blind zulegen, oder es zumindest ernsthaft anchecken. Die Qualitäten von Jane Kramer habe ich bereits aufgezählt, aber trotzdem sei noch einmal bekräftigt: An dieser Scheibe stimmt eigentlich alles, sie enthält vieles von der Schönheit des amerikanischen Südens, ohne die hässlicheren Seiten komplett außen vor zu lassen. Jane Kramer ist eine dieser Sängerinnen, die den Hörer mit ihrer stets persönlichen Art, dem wundervollen Ausdruck sowie ihrer warmen Stimme berührt und gefangen nimmt.
Sehr gelungen und ein erstes Highlight des neuen Jahres!
Line-up:
Jane Kramer (lead vocals)
Pace Conner (steel string-, high string- & baritone guitars, ukulele, mandolin, background vocals)
Michael Evers (Dobro, banjo, mandolin, background vocals)
River Guerguerian (drums & percussion)
Eliot Wadopian (upright bass)
Nicky Sanders (fiddle)
Franklin Keel (cello)
JP Furnas (trombone)
Ben Hovey (trumpet)
Chris Rosser (piano, harmonium)
Bill Melanson (background vocals)
Allison Hall (background vocals)
| Tracklist |
01:Half Way Gone
02:Carnival Of Hopes
03:Your Ever-Green Heart
04:Good Woman
05:Down South
06:Truck Stop Stars
07:Why'd I Do That Blues
08:Highways, Rivers & Scars
09:Truth Tellin' Lies
10:My Dusty Wings
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