Jeff Kollman / Guitar Screams Live
Guitar Screams Live Spielzeit: 79:48
Medium: CD
Label: Marmaduke Records, 2007
Stil: Heavy Fusion, Hard Rock

Review vom 14.03.2007


Norbert Neugebauer
Der US-Amerikaner Jeff Kollman gehört (noch) zur jüngeren Generation der Gitarren-Asse. Neben eigenen Projekten ist er Fans der härteren Sounds vor allem durch seine Band Cosmosquad und die Zusammenarbeit mit Glenn Hughes / Joe Lynn Turner und Mogg/Way (auch Produktion) bekannt, mit Hughes ist er derzeit auf Tour (nicht im deutschsprachigen Raum).
Mit "Guitar Screams Live" stellt er sein erstes Bühnen-Werk vor, ein Querschnitt durch die letzte Dekade seines bisherigen Schaffens, aufgenommen 2006 in Hollywood. An seiner Seite sein langjähriger Drummer Shane Gaalaas, Bassist Paul Shihadeh sowie Gäste.
"Epapo Funk" ist eine druckvolle Fusion-Nummer, bei der sofort die Top-Abstimmung des Grund-Trios ins Ohr springt. Noch mehr Power, ohne allerdings den Funk-Anteil, liefert "Shedding Skin", instrumentaler Hard Rock/Metal auf hohem Level. Von der zunächst etwas gemäßigteren, jazzigen Seite zeigt sich Kollman bei "3 AM", bei der erstmals Keyboarder Lao Tizer mitmischt und Shihadeh solistisch demonstriert, was er auf seinem sechssaitigen Instrument zu leisten vermag.
"Clap Hands" ist die erste Coverversion, die Kollman auch mit seiner guten Rockstimme ansprechend interpretiert und aus der er aus Waits' Song mit den Jungs eine düstere Endzeit-Nummer macht. Dass er auch richtig melodisch singen kann, wird bei der Metal-Ballade "Jerusalem" klar - das hat fast schon Ohrwurm-Charakter. Ganz klar die Einflüsse von Jeff Beck
und Al Di Meola werden bei "Creepy Spider Part II" offenbar, bei dem auch Kumpel Gaalaas mal solo losgelassen wird.
Was ist denn das? "Out 'O Tune Bruez" fällt als kurzer, schräger Rock'n'Roll mit völlig verstimmter Gitarre förmlich aus den Boxen. Dafür bluesrockt es dann mit der ZZ Top-Nummer "Fool For Your Stockings" mächtig (hört sich an wie Robin Trower nach einer Frischzellenkur). "Jam For Jason" ist noch mal ein kräftiges Fusion-Gewitter, "By Myself" kommt als metalhaltiger Rocker gut, bevor das Finale mit zwei langsamen, aber heavy angelegten Nummern folgt. Das bluesige "Slowburn" macht seinem Namen alle Ehre, "Creepy Spider" fräst sich tief in die Gehörgänge ein, richtig großes Drama zum Schluss.
Jeff Kollman verbindet die technischen Finessen seiner (noch) bekannteren Kollegen aus dem Fusion-Lager mit metalliger Heavyness und einem Feeling, das andere der modernen Guitarreros oft vermissen lassen. Als Sänger hat er ebenfalls Format. Auch wenn er hier eine Soloproduktion vorlegt, ist das Album "Guitar Screams Live" ein kompaktes Band-Werk und nicht eine Frickler-Orgie. Einziges Manko der Eigenproduktion, das jedoch kaum ins Gewicht fällt, sind Soundschwankungen, einigen Nummern fehlt es deutlich am Tonspektrum und die klingen auch leicht diffus. Das liegt möglicherweise daran, dass die Tracks bei zwei Auftritten aufgenommen wurden. Warum sich das nach dem Endmastering so deutlich hören lässt, verwundert dann doch etwas. Jedenfalls scheint da nichts nachträglich gedubbt worden zu sein und auch so überzeugt die Scheibe auf der ganzen Linie.
Gitarrenfans, die die Schnittmenge Fusion/Metal mögen, sollten zugreifen, zumal mit fast 80 Minuten Laufzeit viel Saft für's Geld geboten wird!
Tracklist
01:Epapo Funk
02:Shedding Skin
03:3 AM
04:Clap Hands
05:Jerusalem
06:Creepy Spider Part II
07:Out 'O Tune Bruez
08:Fool For Your Stockings
09:Jam For Jason
10:By Myself
11:Slowburn
12:Creepy Spider
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