Jim Keaveny / Out Of Time
Out Of Time Spielzeit: 61:28
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Country, Roots

Review vom 11.11.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Jim Keaveny hasste die Schule: »[...] One teacher even suggested they seatbelt me to my desk.« Jim Keavenys erstes Instrument war das Piano. Wegen der Schule bestand seine Mutter darauf, entweder das Pianospielen oder den Sport sausen zu lassen. Er entschied sich für das Tasteninstrument, kam allerdings später auch zur Gitarre. Mit seinen Freunden Chris Braun und Mike Dwyer gründete er seine erste Band namens The Rogues. Dann hatte er Fernweh, trampte durch die Lande, spielte viel Gitarre, beschäftigte sich mit der Mundharmonika und schrieb Lieder.
1996 packte er die Koffer, zog nach Austin und veröffentlichte insgesamt vier Alben unter seinem Namen. 2000 war es "These Old Things". Zwei Jahre später gab es "The Great Historical Bum" zu kaufen und 2005 erschien "A Boot Stomping". 2009 kam schließlich "Music Man" auf den Markt.
Jim Keaveny füllte nicht nur mit der Musik seinen Kühlschrank. Er hatte Jobs unter anderem als Fischer, Feuerwehrmann, Tellerwäscher, Koch, Hausmeister oder »graveyard maintenance man«.
Nach der Veröffentlichung der letztgenannten Platte zog er nach Terlingua, Texas und heiratete Anna Oakley, die auch auf "Out Of Time" im Line-up zu finden ist. Zusammen mit Pablo Menudo gründeten sie die Rocky Top Alien Breeding Experience mit dem besonderen Blick auf irische Musik.
Jim Keaveny spielt (nicht nur) Country-Musik und seine Stimme klingt phasenweise so nasal wie die des jungen Bob Dylan. Den Country serviert er mit einem gehörigen Rückblick auf lange vergangene Jahre, arrangiert seine Songs zeitweise so, wie dann wenige Nummern frech-traditionell sind, dass sie nicht mehr ganz meinem Geschmack entspricht. Instrumente wie Geige oder Akkordeon gehen einen ziemlich typischen Weg des Genres. Ob mit der akustischen oder elektrischen Gitarre serviert die Combo den typischen Country-Twang. Rhythmisch bieten die verschiedenen Schlagzeuger mit Drumssticks oder den Jazzbesen auch nicht gerade viel Abwechslung. Die Sechssaitersoli sind bemerkenswert. Mit einer Art Country-Chanson sorgt man für Aufmerksamkeit.
Wenn der Protagonist die Färbung seiner Kompositionen hin zur Roots Music oder sogar zum Blues wechselt, glaubt man, es mit einem anderen Künstler zu tun zu haben. An seinem Gesang identifiziert man Jim Keaveny dennoch immer noch. "Out Of Sight" kann man als so etwas wie eine Übergangslösung hin zu anderen musikalischen Ufern ansehen. Der Country tritt hier mehr in den Hintergrund. Die Kapelle kreiert Gypsy-Feeling und plötzlich zeichnen die eingesetzten Instrumente ein anderes Bild der Szenerie.
Im direkt folgenden Titelsong "Out Of Time" rocken die Gitarren und der Bass pumpt in hypnotischer Weise. Dann bringen die beiden Bläser eine bisher noch nicht gehörte Variante ins Spiel. So etwas ist klasse, macht plötzlich richtige Laune, zumal Posaune sowie Trompete einen leicht psychedelischen Weg nehmen und bei der Gitarre auch noch das Wah Wah-Pedal eingesetzt wird. Hinhörer!
Ab diesem Track ist einiges anders. Pianoklänge geleiten uns durch "Changing". Wunderschöner Chorgesang umrahmt Jim Keavenys Stimme und in dieser Ballade sorgt man sogar für eine kleine Prise Karibik-Stimmung.
"Someone To Talk To Blues" beginnt mit doch sehr typischen Blues-Elementen. Allerdings entwickelt sich in den fast fünf Minuten Spielzeit eine Atmosphäre, die einen Blues-Anhänger durchaus zufriedenstellt.
Wer macht schon einen Song über eine Parkuhr. Jim Keaveny macht und kann es. Einige Rock'n'Roll-Münzen einwerfen und schon haben wir den nächsten Track, der den Hörer begeistert. Knarzig kommt die Nummer daher. Der Refrain ist infizierend, motiviert zum Mitsingen. Mit einem solchen Lied hätte man zu Anfang gar nicht gerechnet. Der Musiker gibt sich unberechenbar, zumal hier zum Ende hin der Deckel der Psychedelic-Kiste ganz geöffnet wird. Von simpel-rauer Rhythmik unterlegt kommt der Amerikaner dann mit "The Girl" um die Ecke. Auch gut!
Jim Keaveny macht Musik, die von typischem Country bis hin zum Blues geht. Das eine oder andere Lied ist nicht so ganz nach meinem Geschmack, aber unter diesem Aspekt sollte "Out Of Time" ruhig getestet werden, zumal letztgenannter Track ein TexMex-Feeling nicht von der Hand weisen kann.
Line-up:
Jim Keaveny (vocals, guitar, solo guitar - #7,9, harmonica, percussion - #3,4,7,8)
Shand Walton (lead guitar, backing vocals - #4,14)
Jim Palmer (drums, conga - #8)
Bill Palmer (electric bass - #2,3,7-10,13, Nashville rhythm guitar - #1, tambourine - #12, 12-string acoustic guitar - #3)
David Barclay Gomez (accordion - #1,4-6,14, Wurlitzer electirc piano - #11,12, backing vocals - #4)
Noah Martinez (upright bass - #1,4-6,11,12, backing vocals - #4)
Anna Oakley (fiddle - #4,6,14, backing vocals - #4,14)
Bruce Salmon (trombone - #7,8,13)
Russell Scharf (trumpet - #7,13)
Paul David Harbour (piano - #8,12)
Lisa Machac (backing vocals - #2,3,5,8,11,14)
Evie Gladish (backing vocals - #2,3,5,8,11,14)
Julia Ward (backing vocals - #2,3,5,8,11,14)
Carmelita (backing vocals - #14)
Tracklist
01:Eugene To Yuma (4:34)
02:From The Black (4:08)
03:Anything Without You (4:55)
04:Ridin' Boots (4:01)
05:I Found A Girl (4:17)
06:Out Of Sight (4:34)
07:Out Of Time (4:16)
08:Changing (3:44)
09:Someone To Talk To Blues (4:53)
10:Parkin' Meter (4:00)
11:Lucy Ain't Got No Arms (4:19)
12:How Was I To Know (3:47)
13:The Girl (4:23)
14:The Yippee-I-Ay Song (5:40)
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