Ohne Roine Stolt ( The Flower Kings u.a.) legen uns Kaipa ihr neues Album "Angling Feelings" vor. Der kreative Kopf der Band ist und bleibt Hans Lundin, der durch den Weggang von Stolt offensichtlich zu neuer und frischer Form aufläuft. Denn Kaipa wirken auf dem neuesten Output sehr lebhaft, verspielt und haben absolut ein Gefühl dafür, wo man die Akzente richtig setzt. Vollkommen unverbraucht, als wenn tatsächlich neue Kräfte frei gesetzt wurden. Nun, diese Anmerkungen erscheinen sinnvoll, denn man darf nicht vergessen, dass es die Band bereits seit Mitte der 70er-Jahre gibt, und obwohl zwischendrin die Zeit abgelaufen war, gab es im Jahr 2002 eine gelungene Reunion.
Lundin und Stolt, das ist ein Pärchen, welches in der jüngsten Vergangenheit wohl nicht mehr so richtig miteinander harmonierte. Neu in der Band ist dafür der Gitarrist Per Nilsson, der von Lundin als absolutes Talent beschrieben wird. Nur, wenn man sich die Scheibe anhört, dann kann man von Talent wohl nicht mehr sprechen. Die Gitarrenarbeit klingt mehr als solide, absolut dosiert und auf einem wahrlich technisch hohem Niveau. Der Sound ist spitzenklasse und so macht es wirklich Spaß, den ca. 65 Minuten zu lauschen.
Der Eröffnungstrack, welcher gleichzeitig den Titel des Albums trägt, wird von den Tasten angetrieben und der Gesang wurde gewitzt in das Stück implementiert. Immer wieder wechseln die Parts, Soli werden abgespult und Morgan Ågren klopft im 5/4-Takt agil auf die Felle. Die Bassläufe von Jonas Reingold überzeugen auf der ganzen Linie, so dass "Angling Feelings" ein mehr als respektables und anspruchsvolles Stück geworden ist. Der Folgesong "The Glorious Silence Within" wirkt ruhig, melodiös und eingängig. Tragende Rhythmen bestimmen die Szenerie. Dazu gibt es Klavier und Flötentöne als Folk-Einlagen sowie kleinere Abwanderungen in den Bereich des Fusion. "The Fleeting Existence Of Time" bietet experimentelle Töne und vertrackte Rhythmen, bevor Aleena Gibson das Mikro ergreift. Da wird gerockt und die Gitarren spielen sagenhafte Melodien, die Orgel hämmert einem den Sound um die Ohren. Und in den gesamten 12 Minuten lässt man auch mal der einen oder anderen Improvisation freien Lauf.
Es ist ein bisschen schwierig, darüber zu urteilen, ob nun das Niveau auf der gesamten Scheibe gehalten wird. Kaipa legen an vielen Stellen die eigene Messlatte sehr hoch, so dass zum Beispiel die Gesangslinien bei "Pulsation" vielleicht etwas gewagt klingen. Dagegen kommt "Liquid Holes In The Sky" fast schon theatralisch und bühnenreif beim Hörer an. Und auch der Mainstream bekommt eine Chance und verdeutlicht bei "Solitary Pathway" die Abwechslung auf der Platte. Insbesondere die Übergänge von den riffbetonten Passagen in die Solo-Einlagen wissen zu gefallen.
Insgesamt würde ich bejahen, dass mit dem Weggang von Roine Stolt auch die Einflüsse der Flower Kings verschwunden sind. Kaipa sind mit dieser Veröffentlichung weiterhin eine der maßgeblichen Prog-Bands aus Schweden. Hier passt wirklich fast alles. Die Musik hat sicherlich nicht mehr viel mit den frühen Jahren dieser Band zu tun, aber im Jahr 2007 zeigen uns Lundin und seine Mitstreiter, wo es lang gehen kann. Anspruchsvolle Musik, die den geneigten Fan für einige Zeit dazu zwingen wird, "Angling Feelings" immer und immer wieder in den Player einzulegen. Ich bin beeindruckt und hätte nicht erwartet, dass Kaipa so ein gelungenes Album vorlegen würden. Stark, ganz stark, noch stärker als Mindrevolutions aus dem Jahr 2005.
Respekt!!!
Line-up:
Hans Lundin (electric & acoustic guitars, keyboards, vocals)
Per Nilsson (electric guitars)
Morgan Ågren (drums)
Jonas Reingold (bass)
Patrik Lundström (vocals)
Aleena Gibson (vocals)
Special guest:
Fredrik Lindqvist (whistles # 1, 2, 8, 9, 10)
Tracklist |
01:Angling Feelings (6:43)
02:The Glorious Silence Within (7:15)
03:The Fleeting Existence Of Time (12:34)
04:Pulsation (4:01)
05:Liquid Holes In The Sky (4:42)
06:Solitary Pathway (4:06)
07:Broken Chords (6:24)
08:Path Of Humbleness (9:29)
09:Where's The Captain? (4:24)
10:This Ship Of Life (4:39)
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