Zumindest in ihrer französischen Heimat haben sich Karelia in der Metal-Szene einen ziemlichen Namen erarbeitet, standen immerhin schon mit Bands wie Kamelot und Vanden Plas auf der Bühne. Und daheim im Elsass werden sie immer wieder gerne gebucht und dürfen dort zum wiederholten Male im Vorprogramm der Scorpions auftreten. Doch die Karelia von früher waren andere. Von symphonischem Metal, von 'brettharten Gitarren-Riffs', progressiven Rhythmen und komplexen Arrangements ist da die Rede...
Das inzwischen dritte Album der Band erweist sich allerdings als ein ziemlich fragwürdiger stilistischer Psychotrip. Nichts gegen elektronische Einflüsse... die können ein sehr probates atmosphärisches Mittel sein. Doch auf "Restless" wabert es an allen Ecken und Kanten. Ziemlich schlimmer Höhepunkt ist das Trance-artige "Trial", bei dem selbst die durchaus vorhandenen Gitarren klingen, wie im Computer programmiert.
Ausgeprägte Einflüsse aus den Bereichen Industrial, dunklem Elektro-Pop und Goth Metal sind unverkennbar, werden aber nach dem Prinzip 'Zufallsgenerator' übereinandergeklatscht. Stampfende Drives treiben die Stücke zwar irgendwie besinnungslos nach vorne - ein echter Groove will aber partout nicht aufkommen. Und in Sachen Melodie verlieren die Refrains leider ganz knapp gegen die Nordkurve des TSV Niederzupfenkrummbach 1908.
Ob blind-stumpfes metallisches Geholze wie in "Please Come In", gegen dessen Melodie "Alle Meine Entchen" wie eine virtuose Symphonie wirkt, oder Pop-Goth der langweiligen Sorte wie in "Crash" oder "Give It Away" ( H.I.M. für Arme?) - das halbe Album klingt wie ein gar nicht so schlechter Scherz einer gar nicht so schlechten Band. Doch ich hoffe vergebens, dass es ernst wird!
Stattdessen wird noch zwei Mal gecovert: "Lift Me Up" und "Losing My Religion". Doch nur, weil die Band Lust hat, Moby und R.E.M. zu spielen, ist das mangels erhofften musikalischen Erkenntnisgewinns noch lange kein Grund, das Ergebnis auf CD zu packen. Bei der extrem mageren Gesamtlaufzeit von 37-einhalb Minuten macht das gerade mal eine halbe Stunde überwiegend mehr als fragwürdiger kreativer Eigenleistung!
Schade, denn der Opener und Titeltrack "Restless" ist noch ziemlich vielversprechend: stampfender, düsterer Bombast-Metal im Mid-Tempo, eine Dark-Pop-Strophe und ein Chorus, bestehend aus ausnahmsweise guter, intensiver Melodie und einschüchternden, gehauchten Death-Growls. Drei Minuten und 48 Sekunden Klasse.
Der Rest ist viel Show und wenig dahinter. Die ziemlich abgedrehten, aber in keiner Weise einfallsreichen oder lyrisch anspruchsvollen Texte drehen sich meist um untreue Frauen. Rein äußerlich sind die Jungs übrigens ungefähr so hübsch wie ihre Kollegen von Lordi. Nur schaffen sie das ohne Masken. Ich sehe wirklich keinen großen Grund, warum die Scorpions-Fans im Elsass pünktlich zur Show kommen sollten...
Line-up:
Matt Kleiber (vocals)
Gilles Thiebaut (bass)
Loic Jenn (drums)
Erwan Morice (guitar)
Jack Ruetsch (guitar)
| Tracklist |
01:Restless
02:Trial
03:Mirror, Mirror
04:Lift Me Up
05:Please Come On In
06:Lovin' Wife
07:Crash
08:Give It Away
09:From My Window
10:Losing My Religion
|
|
Externe Links:
|