Um ganz ehrlich zu sein, der Album-Titel sprach mich an und motivierte mich zur Besprechung dieser CD. Denn von Karney hatte ich - zumindest bewusst - noch nie zuvor gehört. Dabei ist "Love & Respect", wenn ich mir das aus den Informationen auf der Homepage richtig zusammenreime, bereits der dritte Longplayer der Vollblutmusikerin aus San Francisco. Und wenn ich schreibe, dass ich noch nicht bewusst von ihr gehört habe, hat das durchaus seine Berechtigung, denn Anna-K. Karney komponiert auch für Computerspiele und andere kommerzielle Kunden, sowie für modernen Tanz und Ballett.
Der Titelsong "Love & Respect" gibt einen ersten Vorgeschmack auf die Qualitäten der Sängerin, die dem Hörer hier eine Ahnung vermittelt, dass sie powern kann, aber auch die leisen und verhalteneren Töne beherrscht. Eine schöne Trompete, gespielt von ihrem Ehemann Bill Ortiz, der auch schon für Carlos Santana im Einsatz war, gibt dem Lied eine besondere, stellenweise etwas wehmütige Note.
Den "Beauuuuuuuuuutiful Day" beginnt Karney in relaxter Grundstimmung und schraubt ihn in dynamischen Passagen in die Höhe - abwechslungsreich und mit einem gelungenen Spannungsbogen über dem ganzen Song.
Richtig cool ergänzen sich Bill Ortiz' Trompete, Karl Perazzos Percussion und Annas Gesang in "Across The Planet", das mit einem Hauch Jazz, einem stellenweise glasklar-zerbrechlichen Gesang mit sparsamster Instrumentierung und dann wieder rundem Gesamtzusammenspiel variiert.
"Wild Green" fällt durch eine ganz eigentümliche Stimmung auf. Durch die Percussion und Haji Mikes Gedichtvortrag und Gesang entsteht eine geheimnisvolle und fast mystische Atmosphäre. Im Dialog mit Anna-K. Karneys beinahe sakralen Gesängen wirkt der Song orientalisch inspiriert, gleichzeitig dynamisch und sehr eigenständig.
"Not Lost" ist Karneys Alleingang mit Stimme, Gitarre und einer Hammond B3. In diesem Lied, das Margarete Karney (ihrer Mutter?) gewidmet ist, zeigt sie sich von einer nachdenklich-sentimentalen Seite.
Als Singer/Songwriter-Platte war "Love & Respect" uns angeboten worden, auf ihrer Website gibt Karney Einflüsse von Punk bis Salsa und Flowerpower-Musik an und irgendwo in der Mitte trifft sich das alles. Indie, als bequeme Riesenschublade für alles, was sich sonst nirgends einordnen lässt, passt am ehesten, denn für Singer/Songwriter ist zu viel Gewicht auf der Band, Punk und Salsa lassen sich nach wiederholtem Hören irgendwo erahnen, ohne tatsächlich in ihrer gängigen Erscheinungsform aufzutreten. Es gibt einige sehr langsam verwendete Salsa-Rhythmen und auch den ganz frühen Punk kann man, zum Beispiel in "Eternity", mehr ahnen denn wirklich hören. Orientalisch-rockig wirkt "Snake Oil Salesman", bei dem Bass und Schlagzeug zeigen, dass sie mehr können als nur den Rhythmus anzugeben.
Mein einziger Kritikpunkt ist die Spielzeit - diese Musikerin hätte doch ganz sicher mehr als nur knapp 40 Minuten qualitativ hochwertig füllen können (ja, ich weiß, das liebe Geld...).
Alle Lieder auf diesem Album sind gefühlvoll, musikalisch anspruchsvoll und außergewöhnlich. Es lebt von Kontrasten, die ein stimmiges und rundes Ganzes ergeben. Dargeboten wird es von klasse Instrumentalisten und einer richtig guten Sängerin, die auch alle Songs und Texte geschrieben hat.
Hut ab, Daumen hoch, Namen merken!!!
Line-up:
Anna-K. Karney (vocals, guitar, keys, Hammond B3 - #6)
Jeff Herrera (drums - #1-5,7-10)
Kim Manoleus (bass - #1-5,7,8,10)
Mike Doyle (guitar - #1,4,5,7)
Bill Ortiz (trumpet - #1,4)
Keta Bill (background vocals - #2)
Karl Perazzo (congas - #4,5,9, shaker, caxixi - #4, doumbek, tambourine - #5, timbale - #9)
Haji Mike (lyrics, vocals - #5)
Gawain Mathews (international slide guitar - #7)
Daniel Fabricant (bass - #9)
Tracklist |
01:Love & Respect
02:A Beautiful Day
03:Hold On
04:Across The Planet
05:Wild Green
06:Not Lost
07:Eternity
08:Snake Oil Salesman
09:Aurora
10:On My Knees (remake)
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Externe Links:
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