Kaya / Born Under The Star Of Change
Born Under The Star Of Change Spielzeit: 63:50
Medium: CD
Label: Golden Wisdom Records, Inakustik 2012
Stil: AOR/Melodic Rock

Review vom 19.10.2012


Daniel Daus
Der stark spirituell geprägte kanadische Singer, Songwriter, Buchautor Kaya (in Kanada wohl ziemlich populär, mir bis dato völlig unbekannt) beschäftigt sich nach einem anfangs außerordentlich erfolgreichen Start im Musikbusiness (mit hochdotierten Verträgen) in den letzten Jahren schwerpunktmäßig mit der Deutung von Träumen und Zeichen. Dies in vorwiegend schriftlicher Form als Buchautor (er hatte sich über Jahre nach einer Persönlichkeitskrise aus dem Geschäft zurückgezogen und wollte eigentlich nie wieder singen) aber auch aktiv im Rahmen einer Stiftung, die sich auf die Fahne geschrieben hat, Menschen aus ihren Identitätsproblemen zu helfen.
Da ich mich im typischen Alter befinde, in dem sich die Auseinandersetzung mit Themen wie Selbstzweifeln, Midlife-Crisis oder dem Altern (Rente, Verlust) immer größer werdender Aktualität erfreut (oder auch nicht) und mir seitens der RockTimes-Kollegen im Rahmen meiner Passion für meinen Lieblingsclub Rot-Weiss Essen (aufgrund manchmal etwas optimistisch klingender sportlicher Zukunftsprognosen) ein Hang zur Träumerei nachgesagt wird, scheine ich für eine Auseinandersetzung mit dem neuen musikalischen Werk "Born Under The Star Of Change" des o. a. Künstlers nahezu prädestiniert zu sein. Dass in diesem Club auch noch zwei Spieler mit dem Namen Kaya (allerdings keine Lichtgestalten in der Historie des Vereins) als Kicker tätig waren, deute ich als ein zusätzliches Zeichen der Fügung.
Auch, dass ich mit kanadischen Künstlern eigentlich noch nie musikalischen Schiffbruch erlitten hatte, ließ mich relativ locker an die vermeintlich in anderen Sphären schwebende Sache herangehen. Ungewöhnlich zunächst für mich, dass das mir vorliegende, sehr ausführliche Booklet komplett in Deutsch verfasst ist, lediglich Titelseite und Inlay auf der Rückseite sind, wie man es gewohnt ist, auf Englisch geschrieben. Zu jedem Track des Silberlings hat Kaya eine Hintergrundgeschichte erstellt und auch sämtliche Texte der Lieder sind (nur) in deutscher Übersetzung abgebildet.
Da ich mich trotz der o. a. Ausführungen doch eher dem Realismus nahe stehend sehe, sind die von Kaya beschriebenen Anekdoten für mich letztendlich doch anstrengender Tobak. Junge, Junge - was dieser Mensch schon so alles geträumt, bzw. 'albgeträumt' und dann auch tatsächlich erlebt hat... Da ich dem Wahrheitsgehalt, was Aussagen von Musikern betrifft, schon immer ein wenig reserviert gegenüber gestanden habe, neige ich fast zu der Behauptung, dass hier mit dem Autor dann doch das eine oder andere Mal vor lauter Spiritualität die imaginären Gäule etwas durchgegangen sind…
Lassen wir die Musik sprechen! Das ist handwerklich perfekt gemachter AOR/Melodic Rock, wie man ihn von Musikern wie Roch Voisine (an den erinnert er mich am meisten), Richard Marx, Frédéric Slama (mit seinem AOR-Project) und vielen anderen Verdächtigen der Szene kennt, immer mit einem ganz dezenten 80/90er-Touch (oft Synthesizer-Einsatz, aber nicht überdosiert). Geschrieben hat Kaya die Stücke größten Teils mit dem Produzenten Russ DeSalvo, der auf dem Silberling die Gitarrenarbeit effektiv erledigte und auch für einen sehr transparenten Klang der einzelnen Instrumente sorgte. Klasse gefallen mir die immer wieder eingebrachten weiblichen Backs von Karmine Alers. Auch eine gewisse spürbare Aura des Protagonisten lässt sich nicht leugnen.
Zu den Highlights zählen für mich die sehr eingängige Single "The Alchemist" (am Ende nochmal in einer Akustikversion als Bonus beigefügt), die emotionale Powerballade "Finally Free" oder das abschließende, gitarrenbetonte "What Is Human" (schöne U2-mäßige E-Rhythmusuntermalung, Refrain Marke Survivor, angenehmes E-Solo). Der außergewöhnlichste Track ist sicher das stark orientalisch angehauchte "In The Heat Of The Sun". Hier fühlt man sich fast wie auf einem beschallten Basar in Marrakesch, tiefe Züge an einer Wasserpfeife tätigend, umringt von bauchtanzenden lang- und dunkelhaarigen weiblichen Schönheiten…
Auf Dauer, wie im Genre so oft üblich, gewinnt dann doch - trotz aller Variationsbemühungen und Emotionalität - eine gewisse Eintönigkeit und Vorhersehbarkeit die Überhand (auch ohne transzendente Erleuchtungen - hier kann mich im Prinzip ganz einfach auf meinen reichhaltigen Erfahrungsschatz verlassen...). Das ist Musik, die man schön zum Relaxen nebenher laufen lassen kann, sehr melodisch, überwiegend auch radiotauglich, aber das war es dann auch. Ok, eine gewisse Tiefe könnte man attestieren, falls man sich auf den Gehalt der Texte einlassen möchte oder sich mit ihnen sogar identifizieren kann.
"Born Under The Star Of Change" ist aus Sicht des Künstlers ein sehr ambitioniertes Comeback und in diesem Sinne auch ordentlich umgesetztes Werk geworden. Für mich persönlich eher solider Musikstoff, der nicht unbedingt in den Himmel schweben lässt, aber sicher auch keine fürchterlichen Albträume verursacht. Ich als toleranter Mensch gönne Kaya weiter seine spirituelle Leidenschaft und viel Erfolg (als Musiker und Autor), wenn es dazu beiträgt, für weniger Leid und mehr Zufriedenheit auf diesem Planeten zu sorgen. Meine Wenigkeit bleibt dann wohl doch eher weiter dem 'echten' Leben, mit all seinen Tücken und Freuden, verbunden, nicht zu vergessen dabei das tag-tägliche Tauziehen mit diesen uneinsichtigen Kollegen...
Tracklist
01:Born Under The Star Of Change
02:The Alchemist
03:Finally Free
04:Seven Seconds Too Late
05:One Word
06:No Coincidence
07:In The Heart Of The Sun
08:I Always Come Back
09:The End Of The World
10:The Day Of Questions
11:A Woman Of Experience
12:She's My Guide
13:What Is Human
14:The Alchemist (Acoustic)
15:No Coincidence (Acoustic)
Externe Links: