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Kelpie / Desembermåne - December Moon
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Erst kürzlich habe ich Kerstin Blodig mit einem ihrer anderen musikalischen Projekte, Huldrelokkk, hier vorgestellt. Kelpie ist ein anderes, zusammen mit ihrem langjährigen Partner, dem schottischen Wahl-Berliner Ian Melrose.
Dass wir alljährlich, spätestens um diese Zeit, mit Winter- und Weihnachtsmusik gefüttert werden, gehört zum gewohnten Turnus unserer RockTimes-Arbeit. Selbst jemand, der wie ich eine Bimmel-Phobie hat, kann sich dem nicht ganz entziehen. Auch wenn er sonst nie freiwillig eine derartige CD besprechen würde, bei Kelpie gibt es eine Ausnahme! Angekündigt wurde "Desembermåne - December Moon" denn in erster Linie auch als Winter-Album (Untertitel: "A Nordic Winter Journey"), erst in zweiter mit Weihnachtspflichtteil. Nun ist auch die Gefahr von Glühwein&Plätzchen-Gedudel bei diesen beiden hochkarätigen Musikern, die seit 2002 zusammen spielen, wohl eher gering. Aber man weiß ja nie …
Während wir letztes Jahr zur gleichen Zeit schon lange Schnee hatten, lacht derzeit immer noch die Sonne bei Plusgraden über grünen Wiesen. Daher hält sich in meiner Gemütsverfassung der Weihnachtsblues auch noch merklich zurück. Ob es Kelpie (ein Mythenwesen aus der keltischen/skandinavischen Sagenwelt) in ihrer norwegischen Waldhütte mitten im Sommer genauso gegangen ist, als sie die Songs erarbeiteten? Ich stelle mir das schwer vor, wenn draußen die Sonne nicht untergeht, dunkle, kalte Tage heraufzubeschwören und in die entsprechende Stimmung zu kommen. Aber es ist wohl nicht anders zu machen und dann auch eine Frage der Professionalität. Glücklicherweise entspricht die Musik nicht dem schreierisch-kitschigen Cover mit seinem blutroten Himmel über fahler Landschaft und der Schnörkelschrift, so viel sei bereits verraten.
Die Songauswahl ist natürlich skandinavisch geprägt, aber auch deutschsprachige Christenmenschen werden Vertrautes finden. Das Duo hat sich vorwiegend an traditionellem Liedgut bedient und den Titeltrack in zwei Variationen sowie "Tyst Om Tjernet" selbst beigesteuert. Der Rest ist neu arrangiert, das ganze Album wurde von den beiden erfahrenen Musikleuten selbst produziert und in Berlin fertig gestellt. Trotz der Fülle der aufgelisteten Instrumente sind die Arrangements zurückhaltend und minimalistisch in der Begleitung, aber wie von Kelpie zu erwarten, künstlerisch ausgereift. Die Gastbeiträge (der aus dem sonstigen Umfeld bekannten Kollegen) tönen ebenso dezent und runden das Soundbild eher ab, als dass sie es aufpeppen. Kerstin Blodig singt die meisten Titel in den Originalsprachen, nur bei "The Snows" hören wir Ian Melrose lead am Mikrophon (ansonsten als zarte Zweitstimme). "Comfort And Joy" ist das einzige Instrumental auf der Tracklist.
Der 'Dezembermond' verbreitet eine seltsame Stimmung und taucht die zwölf Songs in ein dämmriges, mitunter merkwürdiges Licht. Kelpie sind weit davon entfernt, die unsäglichen Jingle Bells klimpern oder himmlische Chöre aufmarschieren zu lassen. Trotzdem ist es ein 'Weihnachtsalbum' für die folkige Fan-Kundschaft geworden. Ob die mehr damit anfangen kann als ich, wird sich zeigen. Blodigs Mezzosopran klingt mitunter emotional zurückgenommen, manchmal frostig-spröde. Für mich haben die Volkslieder mit der bewussten Reduktion im Arrangement auch einen Teil ihres Reizes verloren. Jedenfalls konnten sie mir bisher keine Winterstimmung ins Wohnzimmer zaubern, allenfalls eine melancholische Klammheit.
Produktionsmäßig gibt es nichts auszusetzen, der Klang ist ausgewogen und lässt Stimmen wie Akustikinstrumente bestens zur Geltung kommen. Im Booklet mit einigen schönen Landschafts- und Künstlerportraits finden sich die Texte im Original sowie in Englisch. Eine Wertung unter den aktuellen Weihnachts-Platten überlasse ich mal den dafür empfänglicheren Menschen. Als Einstiegsplatte für das Duo würde ich jedoch was anderes empfehlen. Und Kerstin Blodigs 'sagenhafte' Seite gefällt mir wesentlich besser, als diese. Gitarrenfans werden jedoch bei Kelpie immer Feines entdecken, so auch auf "Desembermåne - December Moon"!
Line-up:
Kerstin Blodig (vocals, guitar, bouzouki, bodhrán, bowed guitar, harp) Ian Melrose (guitar, whistles, vocals, seljefløyte, xaphoon, percussion) Guest Musicians: Sturla Eide (violin, viola) Urs Fuchs (double bass, percussion) Manfred Leuchter (accordion) Simon Pauli (double bass)
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