Oh ja! Seit langem schieb ich mal wieder ein Album in meinen Player, das sich meist, aber eben nicht nur, im Rock der 70er und 80er bewegt und auf Anhieb mein Gefallen findet. Schuld daran ist der neuste Tonträger von Kens Dojo, "Reincarnation".
Hinter dem Künstlernamen versteckt sich der Norweger Ken Ingwersen, dessen kompletten Namen ich schon bei einer unserer vielen Rezensionen gelesen habe. Und mir fällt auch ziemlich schnell ein wo: Bei der DVD-Bewertung meines geschätzten USA-Korrespondenten Markus Blood On The Highway von Ken Hensley. Dass Ingwersen sein neustes Werk als Soloalbum präsentiert, kann ich nicht ganz unterschreiben. Hat der Hauptprotagonist zwar den Löwenanteil an der Platte, doch befindet sich auf seiner Gästeliste solch musikalische Größen wie Ken Hensley, Glenn Hughes, Morty Black, Aslak Johnson, Jon Rydningen oder Michael Erikson, um nur einige zu nennen.
Schon das Eröffnungsteil "Forever" zeigt wo der Hammer hängt. Nämlich ziemlich weit oben, zumindest wenn es um die Sparte 'Classic Rock' geht. Denn dessen Attribute, ein schönes, glasklares, rockiges Zwerchfell, das sich von tollen rhythmischen Klängen begleiten lässt, mit zwischenzeitlich erstklassigen Gitarrenläufen aufwartet und alles in allem sehr druckvoll aus den Boxen wabbert, hervorstechen! Folgendes "Keeping The Flame Alive" kann ich getrost als Anspieltipp empfehlen. Logisch, dass auch hier die Rezeptur der eingängigen Melodie bevorzugt ins Notenmenü beigemischt wurde, doch aufgepasst: Mittig des Songs hat Ken einige Gitarrenfinessen eingebaut, die sich in die Champions-Leaque der ganz großen Sechssaiterspezis einreiht. Den Song muss ich gleich zweimal durch meine Lauscher wandern lassen. "I Surrender" kommt gesangstechnisch dermaßen rockig rüber, dass es sich hierbei nur um einen Gastsänger handeln kann. Leider war es mir nicht möglich den Künstler ausfindig zu machen. Ebenso wie bei "Reincarnation", bei der sich eine ausgezeichnete weibliche Stimme am Mikro versucht, die bei mir nur eins bewirkt: Gänsehaut pur! So muss ich den Titeltrack, dessen herausragendes Begleitinstrument diesmal der Bass ist, mit einem Ausrufezeichen kennzeichnen und gilt für mich zu den Top-Songs des Albums, zumal die Mischung aus Soul, Jazz und Blues perfekt in Szene gesetzt wurde! Für eine Entspannungsphase dient "Momentos A Solas", einem instrumentalen Stück, bei der Ingwersen zum wiederholten Male seine filigrane Fingerfertigkeit demonstriert, indem er sehr gekonnt, und trotz einiger Tempowechsel, nicht aufdringlich wirkt.
Nach dem recht soften Song gibt's in Form von "Demon In Diamonds" und "Come Alive" wieder Classic Rock der Extraklasse auf die Löffel. Wobei der Norweger gerade bei "Come Alive" seine flexiblen Gesangseinlagen in die Waagschale wirft und es sich nicht nehmen lässt, als ich mit nichts außergewöhnlichem rechne, mit einem Intermezzo der Marke von Led Zeppelins "Whole Lotta Love" zu beeindrucken. Es folgt mit "El Recreo" ein kurzweiliges, instrumentales Lied, bevor Ken sich bei "Set This Angel Free" anfänglich von einer Akustikklampfe begleiten lässt, um letztlich doch wieder mehr seine Stromgitarre im Mittelpunkt zu stellen. Anschließend werden wohl die Frauenherzen höher schlagen, denn mit "Rain" gibt's einen echten Weichspüler aufs Gemüt und dass ist auch gut so! Denn zum Finale hat sich der musizierende Nordeuropäer mit "Soundscheck Bonanza" ein Teil aufgehoben, der abermals die extravagante Songschmiederei Kens fett unterstreicht! Der Song bewegt sich fast ausschließlich im Fusion und hinterlässt durchs abrupte Ende zunächst ein Fragezeichen zurück! Ich glaube, damit möchte er beweisen, dass er sich in fast allen Musikrichtungen wohl fühlt. Entweder man mag das Teil, so wie ich, oder es droht ein Weg zum Nervendoktor.
Fazit: Ich habe soeben eine CD gecheckt, der ich bedenkenlos eine Kaufempfehlung aussprechen kann! Besteht das Fundament des Silberlings überwiegend aus Classic- und Hard Rock, bietet der Bau nach oben viele überraschende Details. So wird dem Konsumenten neben hochwertigen Gitarrensoli, erstklassigen Textvorträgen, spielstarker Rhythmusfraktion auch einiges an Fusion geboten.
Hier gilt die Faustregel: Ist der Konsument nach allen Seiten der Rockmusik offen, denn genau das wird einem geboten, kommt er auf seine Kosten! Während bei Fans, die nur auf reine Classic Rock-Albums stehen, sich hier eine leichte Magenverstimmung einfangen können. In jedem Fall hat Ken Ingwersen sein großes Musikverständnis zur Schau gestellt und zumindest bei mir positive Eindrücke hinterlassen!
Line-up:
Ken Ingwersen (vocals, leadguitar)
Tracklist |
01:Forever
02:Keeping The Flame Alive
03:I Surrender
04:Reincarnation
05:Momentos A Solas
06:Demon In Diamonds
07:Come Alive
08:El Recreo
09:Set This Angel Free
10:Rain
11:Soundcheck Bonanza
|
|
Externe Links:
|