Kensington Road / A Story From Somewhere In Between
A Story From Somewhere In Between Spielzeit: 52:21
Medium: CD
Label: E-Lane Records/Sony, 2009
Stil: Indie Rock

Review vom 08.06.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Ein Stück Straße in London: Kensington Road.
Ein Stück befahrbarer Teer in der kanadischen Provinz: Kensington Road. In der Einsamkeit lebte dort Stefan Tomek.
Eine Band aus Berlin: Kensington Road.
Das Quintett geht mit seinem Debütalbum an den Start und macht sein Ding aus einem nicht einfach zu klassifizierenden Rock, der zuweilen Indie ist, allerdings auch alternative Straßen beackert und manchmal auf eine Hochstraße des Pop abbiegt. So könnte man den musikalischen Output der Band um Stefan Tomek beschreiben.
Der Platten-Titel "A Story From Somewhere In Between" ist folglich auch treffend gewählt, zumal es weder einen Song gleichen Namens, noch eine derartige Textzeile, alle im stimmungsvollen Booklet abgedruckt, gibt.
Was die Musiker von Kensington Road an Kompositionen zusammenstellen, hat Laune-fördernden Charakter.
Die CD verfügt über einen ausgezeichneten Klang und das Line-up mit einem Keyboarder sowie zwei Gitarristen ist üppig, allerdings so sehr gut aufeinander abgestimmt, dass man sich bei der Musik von der Band schon gar nichts anderes mehr vorstellen kann.
Da man bereits durch viele Konzerte Straßentauglichkeit bewiesen hat, bleibt zu hoffen, dass sich die Gruppe auch in diesem Instrumenten-Line-up auf der Bühne präsentiert, denn bei Kensington Road-Songs bedingen sich Keyboards, besonders die Hammond als auch satte Gitarren-Sounds.
Wobei wir schon mitten in den '13 Original Songs' der in Berlin ansässigen Band sind.
Michael Pfrengers Piano setzt den ersten Track verträumt in Gang und man lässt es tatsächlich sachte und sanft angehen. Nicht, wie man erwarten könnte, steht ein straighter Rocker als Album-Eröffnung an, denn "Leave This Town" ist einer dieser Dynamik-Teile, die mit zunehmender Spielzeit immer mehr Drive bekommen. Sehr positiv angetan ist der Hörer auch vom ersten Eindruck des Sängers und Stückschreibers Tomek, der zeigt, dass er sich nicht vor den hohen Stimmlagen fürchten muss.
Rundum ist "Leave This Town" ein guter Opener.
Erwartet man vom folgenden "Private Hell" den Abrocker, so wird man getäuscht, ist aber nicht enttäuscht.
Das Stück hat in der Kensington Road die Hausnummer 6, was Mid-Tempo bedeutet. Eines steht allerdings jetzt schon fest: Mit einer nach Slide klingenden Einlage hat man Freude ausgelöst und die Sechssaiter kommen gut rüber.
"Satellite", die Vorab-Single zum Album, ist eine zupackende Kombination aus sich einprägendem Refrain und Gitarren mit starkem Rock-Sättigungsgrad. Man geht ja mit einem gewissen Anspruch an ein musikalisches Vorhaben heran und ganz aus dem Bauch heraus erreicht die Band den Hörer, weil die Songs einerseits eine, positiv zu verstehende, Bodenständigkeit haben, andererseits allerdings stets mit dem Unverhofften gerechnet werden muss. So werden die lauten Gitarren plötzlich durch eine Pianopassage ersetzt oder im Arrangement lösen sich heftige Parts instantartig auf und man befindet sich auf einer der ruhigen Wege von Kensington Road.
Jedoch Vorsicht!
Ganz schnell holt man den Hörer zurück auf die Hauptstraße, wo das pralle Leben in vollem Gang ist. Dieser Teil heißt "Personal Transcendental Experience". Kensington Road rockt hart. Die Riffs sitzen. Die Hammond sorgt für die hintergründigen Rollgeräusche der Reifen und dieses Stück Asphalt ist grobkörniger, die Ampeln schalten auf grüne Welle und die Insassen wissen ganz genau: Hier gibt es keine Radar-Kontrolle.
Kensington Road verfügt aber auch über das genaue Gegenteil: Man kennt einen Park in der Nähe, der bestens zum Chillen und Träumen geeignet ist, besonders inspiriert durch "Long Time Home". Eine tolle Ballade, die hier ganz am Schluss steht, allerdings in keine Sackgasse führt, weil man die dreizehn Stationen der Kensington Road sehr gerne noch einmal abfahren möchte.
Den fünf Musikern ist mit ihrem Erstling "A Story From Somewhere In Between" ein ganz starkes Album gelungen.
Vielleicht würde der einen oder anderen ruhigen Passage auch eine akustische Gitarre gut zu Gesicht stehen. Das ist jetzt kein riesiger Kritiker-Fleck auf dem Stadtplan und nur als Idee gedacht.
Glückwunsch! Kensington Road bekommt ein Hörzeichen für abwechslungsreiche Rock-Musik ohne spezielle Kategorisierung.
Line-up:
Stefan Tomek (vocals, guitar)
René Lindstedt (guitar, vocals)
Michael Pfrenger (piano, Hammond organ, synthesizer)
Kosh (bass, vocals)
Felix Kruse (drums, percussion)

Additional Musicians:
Kai Schwerdtfeger (rhythm guitar - #5, bass - #9)
Matt Buckley (solo guitar - #1,2,3,8,9,11,12,13, backing vocals - #2,3,5,11,13)
Andreas Dobos (bass - #2,4)
Alexander Semrow (bass)
Michael Wolpers (percussion)
Ines Brandes (backing vocals - #11)
Kristina Sieg (backing vocals - #11)
Tracklist
01:Leave This Town (3:32)
02:Private Hell (4:41)
03:Satellite (4:28)
04:Let You Know (3:53)
05:No More Lovesongs (3:51)
06:Personal Transcendental Experience (3:47)
07:Black Haired Girl (4:07)
08:Stuff (2:21)
09:Bottom Of The Ocean (4:57)
10:Never Here In Time (4:09)
11:Too Many Places (3:56)
12:Up And Down (This Coast) (3:32)
13:Long Time Home (5:07)
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